Kapitel 14 - Teil 5

731 96 125
                                    

,,Was war das?", fragte ich flüsternd an die Jungs gewandt, die ebenfalls in Kampfhaltung standen.
Langsam, wie Raubkatzen auf der Jagd, schlichen sie sich zu Lina und mir und sicherten jeweils unsere Seiten.

„Ich weiß es nicht", murmelte Jace und ich schnappte mir das Schwert, da es wirkungsvoller gegen Azriel war, als die Messer.

„Wir sollten das Haus sichern. Wieso hat keiner dran gedacht?", wollte er einige Minuten später wissen, nachdem nichts weiter passierte.
„Einer muss bei Lina bleiben", bestimmte ich.

,,Das mache ich", bot Milan sich an und ich musterte ihn prüfend. „Einverstanden."
Besser jemand der mehr Kampferfahrung hatte als ich.

„Gut, Claire du bleibst bei mir. Kyle, du sicherst den Keller", erklärte Jace und obwohl Kyle ihn grimmig anschaute sagte er nichts.

„Claire kennt sich hier aus", begründete Jace seine Entscheidung, obwohl er das eigentlich nicht musste.
Die Gesichtszüge des schwarzhaarigen Hüters entspannten sich jedoch kaum.

„Jace hat Recht. Außerdem, wenn wir nicht langsam mal nachschauen bieten wir den Schergen des Chaos die beste Chance zum Angreifen."
Endlich stapfte Kyle los und lief auf die Treppe zu, die im Flur nach unten führte.

Ich folgte Jace durch den Gang die Holztreppe hinauf ins Obergeschoss. Dabei sicherte ich so gut es ging seinen Rücken, während er auf die erste Tür zusteuerte.
„Was ist dahinter?", wollte er wissen und deutete auf die Holztür auf der linken Seite des schmalen Ganges.
„Das Bad", antwortete ich und hob das Schwert ein Stück nach oben, als er langsam die Tür öffnete und vorsichtig hineinlugte.

„Es scheint alles ruhig zu sein", teilte er mir mit, diesmal durch die Gedankenverbindung.
Er setzte vorsichtig einen Fuß vor den Anderen, während er sich in den Raum schob und sich alles genauer ansah.

Ich stand mit dem Rücken zu ihm und behielt die Eingangstür im Auge, auf die man von hier aus einen guten Blick hatte. „Im Bad ist niemand, ich habe jetzt die Fenster gesichert. Hier kommt keiner mehr rein", erzählte er mir.

Ich nickte nur, anstatt einer Antwort.
„Als nächstes würde ich ins Schlafzimmer ihrer Eltern, das ist die Tür da rechts", schlug ich vor und deutete auf eine weitere Tür, die im gleichen Farbton wie die vom Bad gehalten war.

„Dann los", stimmte Jace zu und ich überquerte so leise wie möglich den Gang.
Mit einer Hand an der Klinke, in der Anderen das Schwert lauschte ich erstmal, bevor ich vorsichtig den Griff aus kaltem Metall nach unten drückte um einen Blick in den vollkommen stillen Raum zu werfen.

Wie erwartet befand sich nichts außer dem Bett in dem Kleiderschrank in dem Zimmer. Trotzdem drängelte sich Jace an mir vorbei und trug mir auf erneut die Treppe zu sichern.

Bereits eine halbe Minute später schob er mich ein Stück aus dem Türrahmen um die Tür hinter sich zuzuziehen.
Er deutete auf das gegenüber liegende Zimmer.

„Was ist dahinter?", wollte er wissen. „Linas Zimmer", erklärte ich ihm und folgte ihm.
Natürlich nicht, ohne mich immer wieder umzublicken. Von unten ertönte kein Laut. Ganz so, als wären wir die einzigen Personen in diesem Haus.

Hastig lief ich hinter Jace her, als ich bemerkte, dass dieser bereits im Zimmer war.
Es sah noch genauso aus, wie das letzte Mal. Ihre schwarze Couch nahm den Großteil des Raumes ein.

Unter ihrem Dachfenster stand ihr Schreibtisch, auf dem unzählige Notizen, Hefter und Bücher lagen. Ganz so, als hätte sie Unmengen recherchiert. Vorsichtig schlich ich mich an Jace vorbei um einen Blick darauf zu werfen.

Einige Webseiten lagen ausgedruckt ganz oben.

Die Tore der Himmelsrichtungen sind schon seit Anbeginn der Zeit ein fester Bestandteil des Schamanismus.

Der Norden: Kalte Seen in Island.

Die Anrufung der Himmelsrichtungen.

Azriel Levy ist ein israelischer, mathematischer Logiker.

Sie hatte alles recherchiert, was ich ihr erzählt hatte. Nur hatten die meisten Informationen nie zu mir gefunden.

„Ich schau hinter die Tür", übermittelte Jace mir mithilfe der Gedankenverbindung.
Hinter der Tür, die sich links vom Schreibtisch und somit hinter mir befand, stand Linas Bett.

„Es scheint alles ruhig zu sein", murmelte der Hüter, mehr zu sich selbst als zu mir. Noch immer hörte ich keinen Mucks, weder von Lina und Milan noch von Kyle.

„Und jetzt?", fragte ich flüsternd.

„Wir gehen wieder nach unten und sprechen weiter?", schlug er vor und ließ seine Waffe sinken.
Ich tat es ihm gleich, behielt das Schwert allerdings in der Hand.

„Ich ziehe noch schnell ein Schutzschild", teilte er mir mit und verschwand wieder in Linas Zimmer.
Unschlüssig, was ich jetzt tun sollte, lief ich ihm nach.

„Woher kam das Geräusch?", wollte ich wissen und sah Jace dabei zu, wie er angespannt vor dem Fenster stand.

„Vielleicht von der Katze?", meinte er ohne mich anzusehen, da er immer noch voll auf den Schutzzauber konzentriert war.

„Welche Katze?" fragte ich verwirrt, bis ich begriff, dass es ein Scherz sein sollte. Ein ziemlich schlechter Scherz ehrlich gesagt, aber es war ein Anfang.

„Ich glaube wir sollten wieder runter gehen", schlug ich vor, nachdem Jace fertig war.
„Hast du irgendeine Ahnung was mit Milan los ist?", wollte er wissen.
Diese Frage hatte ich mir heute auch schon oft gestellt.
„Ehrlich gesagt, Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß.
Schweigend folgte ich ihm auf den kleinen Flur, der die Zimmer im oberen Geschoss miteinander verband.

Gerade als Jace zum Sprechen ansetzte, ertönte erneut das Klirren von Glas, das einem durch Mark und Bein fuhr.
Gleichzeitig stürzten wir zum Geländer um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben.
Wir hatten vergessen die Haustür zu sichern.

Durch die zertrümmerte Glasscheibe sprang eine Gestalt und ließ sich mit gekrümmten Rücken auf dem Boden nieder.
Doch es war nicht Azriel, der da vor uns stand.



*durchgeknalltes Lachen* Miese Cuts. Hachja.
Also ich würde das hier als miesen Cut bezeichnen.
But who cares.

Hüter der HimmelsrichtungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt