Kapitel 13 - Teil 3

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Was war das?
Ich bekam nur mit, wie etwas die Blase um mich zum einfallen brachte. Als ich meine Augen aufschlug, befand ich mich wieder im Gang.

Jace noch immer an mich gepresst, mit geschlossenen Augen. Mein Blick wanderte durch den Raum und blieb an zwei Personen hängen, die am anderen Ende des Ganges standen.
Milan und Kyle.

Hastig stieß ich Jace von mir weg, doch Kyles Blick wurde nur düsterer.
Auf einmal wurde mir bewusst, wie diese Situation auf ihn wirken musste. Obwohl es lächerlich war, denn jeder wusste ganz genau, dass Jace mich hasste.

Dieser öffnete erschrocken die Augen und starrte mich an, so als hätte ich irgendetwas verbrochen. Hektisch schaute ich zurück zu Kyle, doch dieser hatte seinen Blick enttäuscht abgewandt.

„Was ist passiert?", wollte Milan wissen, der als Erster seine Sprach wiederfand. „Ich wurde angegriffen", brachte ich hervor und versuchte das aufkommende Gefühl von Hilflosigkeit zu verdrängen. Ich würde nie wieder nicht mehr Denken. Es war schrecklich nicht mehr zu existieren.

„Das ist noch lange kein Grund sich an Jace zu schmeißen", grummelte Kyle kalt und warf dem brünetten Hüter einen bösen Blick zu, ganz so, als würde er ihn am liebsten anspringen.

„Ich habe mich nicht an Jace geschmissen", verteidigte ich mich, „das würde ich selbst dann nicht, wenn er der letzte Mensch auf diesem Planeten wäre."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jace leicht zusammenzuckte und den Blick senkte, ganz so als hätten die Worte ihn tatsächlich getroffen.

Kyle schaute mich weiterhin misstrauisch an.
„Von wem wurdest du überhaupt angegriffen?", verlangte Milan zu erfahren.
„Azriel."

Die Pupillen der Beiden wurden kaum merklich größer und sie schauten mich entsetzt an. „Schon wieder?"
Ein kurzes Nicken von Jace bestätigte meine Aussage.

„Was wollte er?", fragte Milan und schaute abwechselnd zwischen Jace und mir hin und her, so als hoffte er dadurch an Informationen zu kommen.
„Wäre es nicht schlauer erstmal Claire zu verarzten?", wandte Kyle ein und deutet auf meine Verletzungen, die Azriel mir zugefügt hatte.

„Jace hat es ja anscheinend nicht für nötig erachtet dich zu heilen", fügte er mit bitterer Stimme hinzu und warf diesem einen tödlichen Blick zu.
Dieser schaute mich an und als er die Wunden sah, wurde sein Blick groß.

Anscheinend bemerkte er sie erst jetzt, denn sein Gesicht spiegelte Entsetzen wieder.
„Wie hat er?", setzte er an, „Es tut mir leid, Claire, ich habe das gar nicht bemerkt", versuchte er sich zu Entschuldigen.

Er sah tatsächlich ehrlich bestürzt aus. Ich nickte mit zusammengebissenen Zähnen.
„Setz dich erstmal", wies Milan mich an und ich tat wie gehießen.
Mit ausgestreckten Beinen saß ich an die Wand gelehnt auf dem Boden.

Der Hüter des Südens kniete sich neben mich.
„Das könnte etwas wehtun, da ich die Wunde erst reinigen muss", prophezeite er und ich nickte.

Vorsichtig weitete er die Löcher um besser an die Verletzungen heranzukommen. Mir blieb kaum Zeit um um meine Hose zu trauern, denn im nächsten Moment, hatte Milan bereits Alkohol auf die erste Wunde gekippt. „Musste das unbedingt Alkohol sein?", fragte ich zähneknirschend.

Schließlich brannte Alkohol wirklich extrem. Der Hüter schaute mich nur an. „Ich habe nunmal leider nichts Bessere zum desinfizieren", entschuldigte er sich. Nachdem er alle drei Wunden gereinigt hatte, war ich froh, dass es vorbei war. Das Brennen des Alkohols war beinahe unerträglich.

Vorsichtig legte er nun seine Hand auf die Verletzung an meinem Arm und verband so das Gewebe meiner Haut. „War der Alkohol wirklich notwendig?", verlangte ich zu erfahren. Schließlich hatte er beim letzten Mal auch keinen verwendet.

„Ja, wir wissen schließlich nicht, mit welcher Waffe er es ausgeführt hat."
Ich erkannte keinen Unterschied darin, ob er mir die Wunde nun mit einem Schwert oder einem Messer zuführte. Milan schien meinen Blick richtig zu deuten und meine Verwirrung zu erkennen, denn er setzte zu einer Erklärung an.

„Es könnte sein, dass seine Waffe diesmal magisch bearbeitet war und da wir nicht wissen welche es war, müssen wir vorsichtig sein."
Ich tastete nach dem Schwert, dass noch neben mir lag.

„Es war diese Klinge", erklärte ich und deutete auf das Schwert, das im Gang lag.
Milan wandte seinen Blick kaum von meinem Bein ab, dem er sich mittlerweile zugewandt hatte. Kyle hingegen hob die Waffe auf und schaute sie sich genauer an.

Allerdings schien er nichts weiter daran festzustellen und so senkte er seinen Arm wieder.
„Wieso wusste Jace eigentlich, dass du von Azriel angegriffen wurdest?", wollte Kyle wissen und schaute mich misstrauisch an.

„Ich habe einen Schrei gehört, davon bin ich aufgewacht und habe so gemerkt, dass Claire fehlt", erklärte der Angesprochene.
Kyle schien mit dieser Erklärung nicht sonderlich zufrieden zu sein, denn er schaute uns weiterhin ungläubig an.

„Warum sind wir dann nicht davon aufgewacht?", wollte er wissen und verschränkte die Arme, in der einen Hand immer noch das Schwert.
„Ich habe einen leichten Schlaf", erklärte Jace beinah genervt.

Ja, das hatte er tatsächlich, schließlich hatte er mitbekommen, wie ich aufgestanden war.
„Was genau wollte Azriel eigentlich von dir?", fragte Milan, der seine Arbeit mittlerweile beendet hatte.

Schwerfällig stand ich auf, bevor ich ihm antwortete.
„Ich würde sagen wir gehen erstmal ins Zimmer zurück. Das wäre um einiges schlauer, als mitten im Gang über wichtige Sachen zu sprechen", schlug ich vor.

Die Hüter schienen einen Moment zu überlegen und nickten anschließend bestätigend.
„Lasst uns gehen", stimmte Milan zu und wir setzten uns alle langsam in Bewegung.
„Räumt jemand hier auf?", wollte ich wissen und war nicht überrascht, als Milan sich freiwillig meldete.

Ich schaute mich ein letztes Mal im Gang um, mein Blick blieb an dem zerstörten Spiegel hängen.
Die Vase war umgekippt und die Narzissen herausgefallen. Eine Einzelne lag genau in den Splittern, abseits der anderen.

Mein Magen krampfte sich zusammen. Das Gelb der Blüten wurde von vielen kleinen roten Blutspritzern verunreinigt.

Ein Splitter stach grotesk aus dem Kelch der Blüte, ganz so, als wäre er dort platziert wurden.
Wie eine Drohung.

Hüter der HimmelsrichtungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt