Kapitel 14 - Teil 4

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,,Wi.. Wieso?", stammelte sie überrascht. „Es wäre besser, wenn wir das im Haus besprechen könnten", mischte sich Jace ein.
„Ja, äh klar, kommt doch herein", bot Lina an.

„Wo sind deine Eltern?", wollte ich wissen.
„Die sind auf Geschäftsreise. Schon seit Gestern."
Das traf sich gut. So mussten wir ihnen nichts erklären.

Ich folgte meiner besten Freundin in den Hausflur und die Hüter schlossen sich mir unsicher an.
„Wieso hast du ein Schwert bei dir und die Messer?", fragte sie unsicher und musterte meinen Aufzug.

„Ich hatte solche Angst um dich, als du heute Morgen nicht mehr geantwortet hast und ich nur diesen entsetzlichen Schrei gehört habe", fuhr sie fort ohne mich zu Wort kommen zu lassen. Daran merkte ich bereits ihre Aufregung.

Immer wenn sie aufgeregt war, redete sie mehr als sonst.
„Ja, da wurde ich von Azriel angegriffen", erklärte ich und streifte mir meine Schuhe ab.
„Deswegen sind wir auch hier, wegen diesem Angriff."

Hinter uns folgten auch die anderen Hüter.
Die Augen meiner besten Freundin wurden groß, als sie die Waffen sah, mit denen alle ausgestattet waren.

Die schwarzen Kapuzenpullover, die sie sich im Flugzeug angezogen hatten und sie gefährlich wirken ließen und die Messer und Schwerter, die dieses Bild nur noch weiter unterstützten.

Früher hätte ich einen großen Bogen um so eine Gruppe gemacht. Einzig ich, in meinem grauen Pullover wirkte nicht annähernd so einschüchternd wie die Anderen.
„Kyle kennst du ja schon," fing ich an, während wir Lina durch den offenen Flur, der bei Sonnenschein lichtdurchflutet war, ins Wohnzimmer folgten.

Dort ließ ich mich auf das cremefarbene Sofa fallen, das vor dem Fenster stand und deutete anschließend auf Jace.

„Das ist Jace, der Hüter des Ostens und das Milan, der Hüter des Südens", erklärte ich und zeigte auf Milan, der unsicher im Raum stand und alles mit großen Augen musterte, so als würde er vermeiden wollen Lina anzusehen.

Diese stand sprachlos neben mir und musterte die Anderen kritisch. Es war komisch ihr die Hüter vorzustellen, dadurch wurde es so endgültig.
„Also, warum bin ich in Gefahr?", fragte sie, als sie die Sprache wiedergefunden hatte und zupfte unsicher ihr weißes T-Shirt zurecht.

Keiner traute sich wirklich etwas zu sagen.
„Weil ich durch dich erpressbar bin", brachte ich heraus und sah sie unsicher an.
„Es tut mir leid, dass ich dich nicht rausgehalten habe", fügte ich noch hinzu, da sie nichts sagte.

„Nein, nein. Alles gut. Du weißt, dass ich es dir übel genommen hätte wenn du mir nichts gesagt hättest", erwiderte sie und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
Erleichtert atmete ich aus.

Wir waren Azriel zuvorgekommen und meine beste Freundin war mir nicht böse.
Jace, der sich wie selbstverständlich in einen der ebenfalls cremefarbenen Sessel hatte fallen lassen, musterte sie skeptisch.

„Ich glaube sie unterschätzt die Situation", warf er ein und ich konnte ihm nur zustimmen. Lina hatte keine Ahnung, auf was sie sich da einließ. Doch trotzdem war sie bei uns sicherer als hier.

„Wir haben wenig Wahl", antwortete ich ihm, „sie muss mit uns mitkommen."
„Was genau habt ihr da jetzt vor?", fragte Lina misstrauisch.
„Du wirst uns begleiten", erklärte ich ihr nach kurzem zögern, „Also nur wenn du willst", fügte ich noch hinzu.

Auch wenn sie eigentlich keine Wahl hatte, so leid es mir tat. Es war notwendig, dass sie mit uns kam.
Meine beste Freundin schien einen Moment unschlüssig.

„Aber wie stellt ihr euch das überhaupt vor? Ich habe Schulpflicht und meine Eltern..."
Sie ließ den Satz unbeendet. Tatsächlich hatten wir keine Möglichkeit irgendwie dafür zu sorgen, dass das geklärt werden würde.

„Wir müssen heute Abend noch aufbrechen, es ist zu gefährlich hier zu bleiben", warf Kyle ein.
Da hatte er recht. Genau genommen könnte es sein, dass Azriel jeden Moment hier auftauchte.

„Schon allein, weil wir mit dem Geld des Rates hier sind und sie genau wissen, was, wofür von ihrem Konto abgeht", fügte Jace hinzu.
Daran hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Wir hatten dem Verräter somit direkt zugespielt.

„Der Rat?", fragte Lina irritiert.
„Der Rat der Hüter. Er unterstützt uns, die Hüter", erklärte Milan, der mittlerweile nicht mehr so unruhig war wie die letzten Stunden.

„Aber wenn er euch unterstützt, warum dürfen sie dann nicht wissen wo ihr seid?", wollte sie skeptisch wissen.
Einen Moment sahen wir uns an, unsicher, ob wir ihr von dem Verräter erzählen sollten.

„Weil wir Feinde haben und es wahrscheinlich einen Verräter im Rat gibt, der unsere Feinde von all unseren Schritten informiert", ergriff schließlich Jace das Wort.
„Und diese Feinde sind auch die, vor denen ihr mich schützen wollt?", hakte sie nach.

Ich nickte bestätigend. Daraufhin ließ sie sich neben mich aufs Sofa fallen, so als wäre alle Energie aus ihr gewichen.
„Aber warum wollen sie mich?"

„Weil sie Claire erpressen wollen, indem sie dich entführen oder bedrohen", erklärte Jace ihr mit finsterem Blick.
Lina nickte verstehend. Kaum merklich sackte sie noch weiter zusammen.

Milan machte einen Schritt auf sie zu, so als wollte er sie auffangen, obwohl sie gar nicht fiel. Nur ich schien diese Geste zu bemerken, denn alle Andern schauten zu mir und meiner besten Freundin.

Ich runzelte die Stirn und fragte mich was das zu bedeuten hatte. Allerdings war jetzt nicht die Zeit um darüber nachzudenken, schließlich mussten wir Lina überzeugen uns zu begleiten.

„Wann kommen deine Eltern wieder?", wollte ich wissen.
„In zwei Wochen", murmelte sie nachdenklich.
„Das passt. Dann müssen wir uns darum erstmal keine Gedanken machen.

Und ansonsten legen wir einfach ein Schild um sie, damit sie denken, dass du bei Claire bist", überlegte Kyle und lief auf und ab.
Lina legte ihren Kopf schief und musterte ihn nachdenklich.

„Was meinst du damit?", verlangte Sie zu erfahren.
„Magie", antwortet ich an seiner Stelle, „wir können Magie nutzen um die Gedanken und Gefühle von Menschen zu manipulieren."

Ich konnte das zwar nicht, sondern nur die Anderen, aber das würde zu kompliziert werden. Ehrfürchtig ließ sie den Blick über uns gleiten. Als sie Milan ansah versteifte sich dieser kaum merklich und ich zog eine Augenbraue hoch.

Auch Jace schien es bemerkt zu haben, denn als ich zu ihm schaute, schien er genauso verwundert wie ich.
„Aber die Schule...", setzte sie erneut an, wurde jedoch vom Splittern von Glas unterbrochen.

Einen Herzschlag später war ich aufgesprungen und hatte mich vor Lina gestellt.

Schönen Feiertag euch.
Hat irgendjemand eine Ahnung, was es mit Milan auf sich hat?
Ich shippe ja Milan und Lina voll xD.
Die erste Begegnung. Ist das nicht cute?

Hüter der HimmelsrichtungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt