Kapitel 23 Claire Teil 3

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Jace erschuf eine Fackel, um mit dieser den Scheiterhaufen auf traditionelle Weiße zu entzünden.

Ich gab nichts auf Tradition, wir hätten das Holz auch nur mithilfe unserer Magie entzünden können. Doch Julien bestand darauf „echtes" Feuer zu verwenden.
Es konnte mir egal sein. So oder so, es würde keine Auswirkungen auf das Ritual haben.
„Habt ihr alles was ihr den Himmelsrichtungen opfern wollt?", fragte Julien, der das ganze Ritual leitete.

Wir reichten ihm alles, was wir hatten.

„Warte bis die Sonne im Zenit steht, erst dann werden wir mit dem Ritual beginnen", mahnte Jace ihn und deutet nach oben.

Es würde nicht mehr lange dauern.

Nicht mehr lange und die Hüter und Julien würden von unserem Verrat erfahren.

„Ich denke wir können beginnen", verkündete Julien einige Minuten später.

Ich warf Theresa einen letzten Blick zu und sie nickte. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
Danach würden wir unser Spiel weiter treiben. Wir würden heimlich nach einer Lösung suchen.

Wenn es funktionierte.

Ein Schauer der Angst durchfuhr mich. Was, wenn Theresa sterben würde? Was, wenn sie es nicht schaffte, wenn etwas schiefging?

Nein, so durfte ich nicht denken. Sie würde überleben. Wir würden gemeinsam eine Lösung finden.

Das Feuer der Fackel fraß sich allmählich einen Weg nach oben. Zu Theresa, die einfach nur abwartend da stand.

So seelenruhig. Doch unter ihrer Oberfläche brodelte es. Das wusste ich.
Sie war eine Königin. Unerreichbar für uns.

„Beginnt mit dem Ritual", befahl Julien und jegliche Freundlichkeit war dabei aus seinem Gesicht gewichen.

„Ich rufe die Kräfte des Nordens, auf dass sie mich schützen", Kyle trat vor und warf einige Eiskristalle, die er erschaffen hatte in das Feuer, wo sie sofort kondensierten und zu Wasser verdampften.

„Ich rufe die Kräfte des Ostens, auf dass sie mich binden."

Theresas Stimme schallt hell und klar über den ehemaligen Schlosshof, als Jace einige Frühlingsblumen in die mittlerweile lodernden Flammen fallen ließ.

Für einen Moment färbten die Flammen sich bunt, bevor er erneut vortrat und einige Feigen in das Flammenmeer gab.

„Ich rufe die Kräfte des Südens, auf dass sie mich stärken."
Immer weiter schlängelten sich das Feuer nach oben. Beinah hatte es schon meine Schwester erreicht.
„Ich rufe die Kräfte des Westens, auf dass sie mich unterstützen."
Ich bewegte mich vor. Immer weiter auf die Flammen zu. Als ich den Apfel fallen ließ und er auf dem brennenden Holz aufkam, spürte ich, wie ein Ruck durch die Erde ging und die Zeichen auf meiner Haut einen kleinen Schimmer von sich gaben.
Doch genauso schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder weg.
Nun war meine Aufgabe alle Energie, die ich hatte zu Theresa zu lenken. Sie brauchte sie.
Auch die anderen Hüter halfen und während wir unsere Kräfte an Theresa gaben, die sie aufsog und immer heller zu strahlen begann, verschmolzen wir vier zu einer Einheit.
Eine Einheit verbunden durch ein Band aus strahlendem Licht.
„Und ich rufe die Kräfte der Dämmerung, auf dass sie mich leiten", schrie sie in die Welt hinaus.
Und meine Welt brach zusammen.
Es waren die falschen Worte. Sie leitete das Ritual nicht ein. Sondern ihren Untergang.
Sie würde sterben.
Die Flammen schlängelten sich an ihr hoch und leckten an ihrer Kleidung.
Drohten sie zu verschlingen wie die Schlangen ihre Opfer.
Noch immer nahm sie all unsere Kräfte in sich auf. Ihr Körper bebte unter der schieren Macht.
Und dann begannen die Schreie. Meine Schwester schrie aus vollem Halse.
Schreie, die sich für immer in mein Gedächtnis einbrannten.
Sie wand sich unter den Flammen.
Wie in Trance stand ich da und beobachtete das Schauspiel, das sich mir bot.
Theresa, die von einem hellen Strahl der Sonne erleuchtet wurde. Ihr Körper bog sich gen Himmel.
Umgeben von der Magie, die wir ihr noch immer schickten.
Ich spürte all den Schmerz. All die Furcht. Alles, was Theresa durchlebt hatte und gerade durchlebte.
Verzweiflung darüber, dass Julien sie verlassen hatte.
Enttäuschung, dass er sie nicht liebte und verraten hatte.
Da begriff ich es. Theresa ließ den Fluch in Kraft treten. Sie setzte die Chaosmagie absichtlich frei.
„Nein", schrie ich. Sie musste aufhören, sie würde sich so umbringen.
Aus dem Himmel traten Blitze aus, die sich um uns herum entluden.
Und dann brach die Verbindung ab.
Um mich legte sich Nebel. Der alle meine Sinne betäubte.
Ich hörte nichts. Ich sah alles nur noch verschwommen.
Ich spürte nichts.
Als wäre ich nicht in meinem eigenen Körper, sah ich mich losstürzen. Zu Theresa.
Und dann waren da Arme. Starke Arme, die mich zurückhielten. Eine Stimmte, die auf mich einredete.
Ich schlug nach ihr.
Versuchte mich zu wehren. Trat um mich, kratze, biss und erhitzte meine Haut, bis diese kein normaler Mensch mehr aushalten konnte.
Doch die Arme ließen mich nicht los. Sie hielten mich fest, während ich mir die Seele aus dem Leib schrie.
Während etwas in mir zerbrach.

———————————
Jetzt ist es doch tatsächlich vorbei. *weint*

Möchte irgendwer Taschentücher?
Hat es euch überhaupt emotional irgendwie „berührt"?

Morgen kommt noch der Epilog.

Was sagt ihr zum Ende?
Irgendwelche Verbesserungen, offene Fragen etc.?

Irgendetwas? *weint noch einmal*

Hüter der HimmelsrichtungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt