Schmerz

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Ihr Herzschlag beschleunigt sich, als sie diesen Mann weiterhin ansieht. 
Wie kann das sein? 
Warum muss sie ihn hier treffen?! 
Diese Stadt ist so groß und ausgerechnet hier muss sie ihn nach 500 Jahren das erste mal wieder sehen?! 
Sie glaubt noch innerlich aus zu fippen.
Was soll sie jetzt tun? 
Soll sie schnell wegschauen und so tun als ob sie ihn nicht kennt oder ihn augenblicklich anschreien und zur rede stellen, was das damals sollte? 
Eiskalt hat er sie zurück gelassen, in den Glauben, dass er wieder kommt und sie mit sich nimmt. 
Sie hatte sich damals jedoch geirrt... 

Sie nimmt den erst besten Gedanken den sie bekommt, drum schaut sie schnell zu einem kleinen Mädchen, dass, für sie glücklicherweise, von ihrem roten Rad fällt. 
Mit graziellen schritten rennt sie zu der fünfjährigen und hilft ihr auf, wobei sie sie tröstet.
Vielleicht denkt er ja, er habe sich geirrt und geht weg, jedoch weiss sie, dass sie nie soviel Glück hat.

Nachdem sie das kleine Mädchen zurück auf das Fahrrad geholfen hat, dreht sie sich nicht zu ihm um.
Zu groß ist ihre Angst ihn wieder anzusehen.
Nach kurzer Zeit hört sie plötzlich langsame Schritte auf sich zukommen, was ihr eine Gänsehaut verpasst.
Verdammt, konnte sie nicht irgendwo anders in Tokyo sein? Weit, weit weg von ihm!
Ihre Augen gleiten zu dem Boden, wobei sie eine Minute später auch schon ein paar schwarze Schuhe vor sich stehen sieht.
Sie weiss wer es ist, jedoch kann sie ihn nicht ansehen, zu sehr schmerzt es in ihrem Herzen.
Trotz der 500 Jahren Trennung sitzt es noch schmerzhaft in ihrem Inneren fest ,,Sieh mich an", der befehlende Ton in seiner Stimme holt sie aus ihren Gedanken zurück.
Nie wieder wird sie etwas tun, nur weil es irgendwer befiehlt!
Nie wieder!
,,Verdammt benimm dich nicht so kindsich! Sieh mich an!", das war nun endgültig zu viel.
Kindisch?! Er hat sich doch die ganze Zeit so verhalten!
,,ICH benimm mich kindisch?! DU bist derjenige der abgehauen ist und sich nie mehr blicken gelassen hat!", wütend funkelt sie ihn an, worauf sie sein emotionsloses Gesicht sieht.
Sie weiss nicht warum sie aufeinmal so sauer auf ihn ist, doch auf seine Antwort zu warten bringt nicht viel, da keine Sekunde später ihr Handy klingelt ,,Ja?...Gut danke, bis gleich", schnell legt sie auf und sieht ihren Partner gegenüber fest in die Augen.
Dies klingt immer so einfach, doch leider ist es für sie unglaublich schwer ,,Auf nimmer wiedersehen", mit einem leichten Kopf nicken dreht sie sich von ihm weg.
In dem Moment, als sie los gehen will, wird sie, durch seine kühle Stimme,  aufgehalten ,,Rin!", es schmerzt, ihren Namen von ihm zu hören.
Was erwartet er jetzt?
Dass sie sich umdreht und ihm verzeiht?
Nein, ganz sicher nicht! 
Mit schnellen schritten entfernt sie sich von ihm, wobei sie einen Kampf mit ihren Tränen und ihrer Wut führt.
So schnell wie sie denken kann ist sie auch schon in eine kleine Gasse gelandet, wo auch schon die Tränen den Kampf gewonnen haben.
Mit ihrer linken Hand stützt sie sich an der dreckigen Mauer ab, worauf sie auch schon auf ihre Knie fällt und bitterlich anfängt zu weinen. 
Nie hätte sie gedacht, wie schmerzhaft Trauer sein kann...

Nach endlosen Minuten indem sie geweint hat, fässt sie mit ihrer rechten Hand um ihr Armband, wo eine kleine Lilie aus Silber dran hängt, sowie ein jaulender Hund.
Sie muss aufhören so schwach zu sein.
Nur wegen so einer Begegnung gleich los zu weinen, ist schwach von ihr.
Mit aller Kraft richtet sie sich auf ihre Beine und wischt sich ihre Tränen weg.
Vielleicht hat sie ihn das letzte mal gesehen.
Nach diesem "erfreulichen" wiedersehen ist er bestimmt nicht mehr in der Stadt.
Mit diesem Gedanken geht sie mit einem erfreulichen Lächeln zu Starquat.
Wenigstens ist der Tag doch nicht so schlecht wie gedacht, sie hat nämlich die Stelle bekommen!

Voller Vorfreude betritt sie das Glasgebäude, worauf sie von der Empfangsdame in einem Aufzug gebracht wird.
Wie wohl ihr Chef sein wird?
Sie hofft nur, dass er nett ist...
Als sich die Tür im 8. Stock öffnet gehen die zwei Frauen einen langen Flur entlang, wo versetzt links und rechts Türen sind.
Innerlich hofft sie, dass sie sich hier drin nicht in irgendwelche Räume verirrt, das könnte ziemlich peinlich enden.

Gerade, als sie sich das bildlich ausmalen wollte erreichen sie eine Tür, wobei sich die Dame lächelnd von ihr entfernt und zurück zur Arbeit geht.
Sachte will sie an die Tür klopfen, doch ist das nicht nötig, da schon ein "Herrein" ertönt.
Langsam betritt sie den Raum und schließt die Tür vorsichtig hinter sich.
Eigentlich wollte sie sich das riesige Büro ansehen, was sie vor Schock vergessen kann.
Ihr neuer Chef bringt sie total aus der Fassung...
Sie kann es einfach nicht glauben!
Was hat nur das verdammte Leben gegen sie?!

Rin in der Neuzeit?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt