Der frühe Morgen

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Die ganze Nacht über sitzt sie schon am Fenster und schaut in die Ferne.
Ihr Kopf lehnt leicht gegen die Fensterscheibe, wobei sie in den dunkelblauen Himmel schaut, der voller Sterne glitzert.
Wie lange ist es schon her, seitdem sie diese ganzen Gefühle gespürt hat?
Jahrezehnte...mehr als diese sogar.
Nachdenklich wendet sie ihren Blick vom Sternenhimmel ab und sieht auf ihr Armband.
Langsam streicht sie mit ihren Fingern über das Silber schimmernde Kettchen, wo jeweils zehn kleine Perlen daran sind und eine kleine silberne Lilie.
Ihre braunen Augen mustern jedoch einen ganz anderen Anhänger.
Einen heulenden Hund...
Langsam öffnet sie das Armband, wobei sie es in ihren Händen zitternd zusammen drückt.
Warum muss sie auch daran denken?!
Langsam färben sich ihre Augen in ein eisiges blau, worauf sie auch schon eine rote wellenlinien auf ihren zwei Wangen bekommt.
Genervt von ihren Gefühlschaos lehnt sie ihren Kopf gegen den Fensterramen,  worauf sie auch schon ihre Augen schließt.
Warum muss ihr Leben nur so sein?
Wieso ist alles so kompliziert?
Früher hätte sie sich gewünscht ein Youkai zu sein, damit sie für immer an seiner Seite bleiben kann.
Und nun?...
Jetzt wünscht sie sich nichts sehnlicheres, als ein Mensch zu sein, denn hätte sie ihn nie wieder gesehen.
Seufzend versucht sie sich zu entspannen, was ihr jedoch nicht sonderlich gelingt.
Deutlich hört sie den Wind an das Fenster vorbei huschen, was ihr ein kleines Lächeln auf ihren Lippen zaubert.

Nach etlichen Stunden der Ruhe, wird sie auch schon von ihrem Telefon, aus ihren Gedanken gerissen.
Genervt nimmt sie den Anruf entgegen, warum kann man sie nicht einmal in Ruhe lassen?
Mit gespielt freundlicher Stimme unterhält sie sich mit ihren Telefonpartner ,,Hallo?" ,,Guten Morgen, ich bin froh, dass ich sie erreiche. Ich bräuchte nachher ihre Unterlagen, die ich ihnen gestern mit gegeben habe und noch ein paar von unseren Chef. Können sie diese bitte auch vorbei bringen? Ich gebe ihnen auch die Adresse von ihm. Bitte passen sie gut auf, diese Unterlagen sind sehr wichtig!", ohne auch nur ihren Namen zu wissen, weiss Rin schon wer es ist.
Diese Stimme erkennt sie schon von weitem, es ist die Frau von der Rezeption.
Innerlich seufzend schaut sie zur Uhr, worauf sie ihren Kopf gegen den Fensterramen knallt.
5 Uhr morgens ruft sie bei ihr an....hat diese Frau nichts besseres zu tun, als zu Arbeiten?!
Nur nebenbei bekommt sie mit, wie die Adresse von Sesshomaru lautet.
,,Keine Sorge...ich bringe ihnen die Unterlagen sofort vorbei", mit einem herzlichen aufwidersehen, legt Rin auf.
Sofort steht sie auf und macht sich fertig.
Sie ahnt schon, dass es ein anstrengender Tag werden wird...

Nachdem sie sich ein weißes Top und einen dunkelblauen Rock angezogen hat, bindet sie ihre schwarzen Haare, mit blauen Spitzen, zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Eine Weile betrachtet sie sich im Spiegel, worauf sie langsam mit ihrer Hand an ihre Wange fässt.
Ihr gefällt dieser Anblick von ihr selbst  irgendwie...auch wenn es sie an damals erinnert.
Mit einem schwachen Lächeln auf den Gesicht, nimmt sie ihr Armband und macht es wieder um ihr Handgelenk.
Langsam verschwinden ihre ganzen dämonischen Merkmale, ihre roten Wellenlinien, sowie ihr blauen Augen.
Nur ihr Haar bleibt wie vorher...
Seufzend nimmt sie ihre Tasche und geht los.
Trotz, dass sie nicht genau zugehört hat welche Adresse sie gesagt hat, weiss sie wo sie hin muss.
Die junge Youkai folgt einfach ihren Instinkt.
Nicht einmal fünfzehn Minuten später hat sie ein riesiges Hotel erreicht.
Dadurch, dass es noch dunkel ist, wird der Eingang von außen hell erleuchtet, was Rin etwas ins staunen versetzt.
Langsam geht sie auf den Eingang zu, wo sie jedoch von zwei starken Männern aufgehalten wird ,,Wo hin wollen sie denn, junge Dame?", genau das hat ihr heute Morgen noch gefehlt.
Innerlich seufzend, lächelt sie sie an ,,Ich wollte zu meinen Chef und Unterlagen abholen" ,,Wie heißt denn ihr Chef?", abwartend sehen sie die junge Frau an.
Ja, das ist eine gute Frage....
,,Ähm...Herr....Herr dings. Ach lassen sie mich einfach rein, dann bin ich auch wieder weg!", mit flehenden Augen sieht sie die zwei Muskelprotze an, die nur mit ihren Kopf schütteln ,,Auf keinen Fall. Ich bitte sie zu gehen, sonst müssen wir leider andere Maßnahmen aufziehen".
,,Na schön. Aufwidersehen!", mit einem leichten knurren biegt sie sauer in eine Gasse ein.
Warum müssen solche Leute immer die Türen bewachen?!
Wütend sieht sie nach oben, wo sie eine Terasse entdeckt.
Deutlich durchströmt sein Geruch ihre Nase.
Er muss dort wohnen....nur wie kommt sie dorthin?
Ihre Augen gleiten zu dem alten Gebäude was wenige Meter weiter weg, von der Terasse steht.
Mit einem leichten Grinsen, geht sie Tiefer in die Gasse rein, bis sie an einer alten Backsteinmauer ankommt.
,,Nun gut...er wollte es nicht anders", mit einer schnellen Handbewegung öffnet sie ihr Armband, worauf sie es in ihrer Tasche verstaut.
Deutlich erkennt man ihre Veränderung zu einem Youkai.
Mit einem kurzen sprung, steht sie auf der Mauer, wobei sie sogleich auf die alten Balkons, des Gebäudes bis hoch zum Dach springt.
Von dort aus holt sie kurz Luft und springt über die Gasse zu ihrem Ziel.
Leicht weht der Wind ihre Haare zur Seite, wobei ihre blauen Augen die, aus Glas bestehende, Schiebetür mustern.
Sofort macht sie ihr Armband wieder um, sie hat keine Lust, dass er sie so sieht.

Nachdem ihre Auffälligkeiten verschwunden sind, geht sie langsam zur Tür, doch zwei Meter davor bleibt sie stehen.
Sie sieht wie sich die Tür langsam öffnet und eine Gewisse Person heraus tritt.
,,Was machst du hier?", immer wieder bekommt Rin durch seine kühle eine leichte Gänsehaut, über ihren ganzen Körper.
Stumm sieht sie ihn, mit ihren braunen Augen, an.

Rin in der Neuzeit?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt