Kapitel 16

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Auf dem Boden lag in einem Haufen Kotze mein großer Bruder und schnarchte. Und das auch noch auf dem Teppich im Wohnzimmer! Okay, davon geht die Welt nicht unter, meine Mutter wollte ihn sowieso loswerden, ein alter, grauer und halb vergammelter Teppich voller Schmutz und tausenden Bazillen war ja auch nicht besonders schön anzusehen. Nun ja, anscheinend schlief man gut darauf, denn an dem schon eingetrockneten Übergebenen konnte ich erkennen, dass Alex hier wohl schon länger liegen musste. Ich seufzte und blickte Jake und Jared an. „Hättet ihr ihn nicht auch irgendwo anders hintragen können? Er liegt da ziemlich im Weg.“ Jared zuckte mit den Schultern und stieß Alex vorsichtig mit seinem Fuß an. „Wenn wir das getan hätten, hätten wir uns wahrscheinlich ziemlich überanstrengt, denn er ist wahrscheinlich noch schwerer als du.“ Ich warf Jared einen vernichtenden Blick zu und machte mich daran, meinen Bruder am Arm aus der verklebten Kotze zu ziehen. Ja, ich wiege viel, aber das ist doch nicht meine Schuld! Ich kann es mir selbst nicht erklären, schließlich bin ich ungefähr genauso dünn wie alle anderen aber trotzdem habe ich mehr Gewicht. Vielleicht lag es ja an meiner Oberweite, könnte ja sein… „Ehm…sollen wir dir helfen?“, fragte Jake und blickte meinen immer noch schlafenden Bruder unsicher an. „Ja, ihr könnt schon einmal seinen Mageninhalt wegputzen, das wäre wirklich sehr hilfreich. Na los, worauf wartet ihr? Putzmittel steht im Wandschrank.“ Während die Jungs freundlicherweise die Drecksarbeit für mich erledigten, trat ich meinen Bruder vorsichtig wach, wobei ich darauf achtete, auf keinen Fall mit dem Erbrochenen, das noch an ihm klebte, in Berührung zu kommen. Es dauerte nicht lange, bis wieder Bewegung in ihn kam. „Lass mich schlafen…“, murmelte er und versuchte, meinen Fuß wegzuschieben. „Na los, steh endlich auf, du hast lange genug gepennt!“ Mein Bruder grölte nur irgendetwas Unverständliches und schnarchte weiter vor sich hin. „Gut, wie du willst.“ Ich ging ins Badezimmer und füllte ein Glas mit eiskaltem Wasser. Dann ging ich wieder zurück zu Alex und schüttete ihn damit an, wobei ich zufrieden grinste. Das wollte ich schon immer einmal machen! Mit einem Kreischen, das eher zu einem Mädchen passen würde, fuhr er hoch. Oh Mann und ich dachte, er hätte den Stimmbruch bereits hinter sich. „So und jetzt geh gefälligst duschen, bei dem Gestank riecht man dich ja zehn Meilen gegen den Wind!“ Ich verzog angewidert das Gesicht und ging ein paar Schritte zurück, da ich nicht vorhatte, daran zu ersticken. Das war einfach nur…ekelhaft. Alex gähnte, kratzte sich ungeniert am Hintern und ging dann an mir vorbei in Richtung Badezimmer, wobei mir noch eine erfrischende Woge Kotzgeruch mit Alkohol entgegenwehte. Und das war mein Bruder? Ich hätte heulen können. Mal sehen, wie die Jungs so vorankamen… „Bist du echt so bescheuert? Du kannst doch nicht Geschirrspülmittel auf den Teppich leeren!“, beschwerte sich Jake gerade bei Jared. „Der Teppich ist sowieso für den Müll und außerdem ist das Fensterreiniger, du Trottel.“ „Vielleicht gibt es so etwas ja auch für dein Gesicht, dann kann ich endlich mal deine hässliche Visage da rauspolieren.“ „Jetzt seid doch mal still!“, unterbrach ich die Jungs und begutachtete ihre Arbeit. Zusätzlich zu der Kotze befand sich auf dem Teppich jetzt auch noch eine Ansammlung verschiedenster Spül- und Putzmittel. Es hatte ja schon vorher nicht sonderlich gut gerochen, aber wenn es etwas Schlimmeres als Kotzgeruch gab, dann war das Kotzgeruch mit Putzmittelgeruch. Das Putzmittel überdeckte den Gestank nämlich nicht, sondern verband sich mit ihm, woraus sich ein noch ranzigerer Duftstoff ergab. Ich kräuselte meine Nase und versuchte, so wenig wie möglich einzuatmen. Wenn man etwas ordentlich haben will, dann muss man es schlussendlich doch immer selbst machen! „Ab in dem Müll damit.“ Ich packte den Teppich an einem Eck und zog ihn Richtung Türe. Es dauerte keine Sekunde, bis Jake und Jared mir halfen und nach wenigen Minuten hatten wir das Ding schön säuberlich in den Restmüll der Nachbarn gestopft. Entschuldige, unserer war leider voll und die Müllabfuhr würde ja schon morgen in der Früh kommen. „Werden deine Eltern gar nicht merken, dass der Teppich fehlt?“, fragte Jared. „Keine Ahnung, aber selbst wenn es so ist: Das ist sowas von nicht mein Problem!“ Ich würde bestimmt nicht die Verantwortung für eine von Alex´ Saufabenteuern übernehmen! War ja nicht das erste Mal, dass er eines unserer Möbelstücke vernichtet hatte: Als er vierzehn (!) war, hatte er sich zum ersten Mal angesoffen und sich auf unsere neue Couch übergeben. Ich hatte ihm natürlich geholfen und einen auf niedliche, kleine Schwester gemacht, der leider übel geworden war. Als jüngeres Geschwisterchen hatte ich natürlich dann den Vorteil gehabt, dass die Eltern einem nicht wirklich böse waren und meine Mutter hatte mich vor lauter Sorge gleich in mein Bett geschickt. Ich durfte am nächsten Tag nicht einmal in die Schule gehen, obwohl ich ihr tausendmal versichert hatte, dass es mir wieder gut ging. Nicht, dass es mich stören würde, aber trotzdem. Dann hatte Alex noch auf unseren Türvorleger gekotzt, in sein Bett und natürlich auch auf meinen Lieblingshängesessel, der sich in meinem alten Zimmer befanden hatte. Schon seit mehr als einem Jahr wartete ich darauf, dass ich endlich einen Neuen bekam, aber meine Eltern hatten noch immer keinen gefunden. Und zusätzlich dazu hatten sie ungefähr ein halbes Jahr lang geglaubt, ich hätte Bulimie oder wäre schwerkrank. Dabei wurde mir alleine beim Gedanken daran, mein eigenes Essen wieder hoch zu würgen, schlecht. Wie auch immer, Alex hatte irgendwann gemerkt, dass es nicht so schlau war, sich jedes Wochenende volllaufen zu lassen und hatte seine Kotzeskapaden reduziert. „Was ist denn hier los? Idiotenversammlung?“, ertönte eine altbekannte Stimme. Ich drehte mich um und erblickte Maude, die über ihren Gartenzaun zu uns hinübersprang. „Du kannst dich uns ja gleich anschließen.“, erwiderte ich trocken. „Mach dir nicht zu viele Hoffnungen.“ Maude gähnte, wobei man ihre spitzen Vampirzähne deutlich erkennen konnte. „Mir war nur langweilig und da alle meine Freundinnen beschäftigt sind, dachte ich, ich schau mal bei dir vorbei.“ „Ich fühle mich geehrt. Ach ja, vielen Dank, dass du gestern in der Bar einfach abgehauen bist.“ Maude zuckte mit den Schultern. „Gern geschehen.“ Auf einmal spürte ich irgendetwas auf meiner Hand. Als ich sie anhob, blickte ich direkt in ein paar schwarze, kalte Knopfaugen. Für einen Moment stand ich wie geschockt da, bevor ich aufschrie und meine Hand wie eine Verrückte herumschüttelte. Zum Glück hielt sich das Viech nicht allzu gut an mir fest und nach wenigen Sekunden war die Spinne von meinem Handrücken gefallen und landete am Boden. Sie war ungefähr so groß wie meine Handfläche, hatte einen seltsam flachen Körperbau und lange, dürre Beine. Abgesehen von den Haaren, die an ihren Beinen wuchsen war das wohl Abschreckendste an ihr ihr Kiefer. Die Beißzangen waren selbst für ihre abnormale Größe ungewöhnlich lang und als sie sie in der Luft zuschnappen ließ, ertönte ein unheimliches Klickgeräusch. Normalerweise hatte ich ja überhaupt keine Angst vor Spinnen, aber die hier war eine Ausnahme. „Igitt, was ist das denn?“, fragte Maude angewidert und blickte auf das am Boden liegende Wesen. Sie schrie auf, als das kleine Monstrum mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu krabbelte, doch als sie danach trat, wand sich die Spinne geschickt an ihrem Fuß vorbei und zischte in Windeseile Richtung Wald davon. „Das erinnert mich irgendwie an den Typen von heute Morgen.“, murmelte ich. Keine Ahnung, wie ich auf so etwas kam, aber irgendwie war diese Spinne dem Badezimmerstalker ähnlich. „Welcher Typ?“, fragte Maude und verengte die Augen. Mit einem Schlag wich ihr Ausdruck von gelangweilt auf todernst. Irgendwie war das ziemlich gruselig… „Wie kommst du darauf?“, fragte Jared verwundert. „Ich weiß nicht…er hatte auch solche komischen schwarzen Augen...“ Ich schauderte, als ich daran dachte, wie kalt sich auf einmal alles angefühlt hatte, als ich ihm in die Augen gesehen hatte… „Was sagst du da?“, fragte Maude, während ihr Blick immer ernster wurde. Verdammt, wo war die Maude geblieben, die mich hämisch angrinste, mir sagte, dass Menschen keine Spinnenaugen haben können und mich dann auslachte? Das wäre auf jeden Fall um Einiges beruhigender gewesen… Ich erzählte ihr von meinem Badezimmerstalker und als ich geendet hatte, schlich sich ein besorgter Ausdruck in Maudes Gesichtszüge. „Sag bloß nicht, du kennst diesen Typen.“, warf Jake ein und setzte nun ebenfalls einen besorgten Blick auf. „Ich weiß ja nicht einmal, wie er aussieht.“, entgegnete Maude. „Aber ich habe eine Vermutung, wer oder was das sein könnte…“

Hey Leute c:
Tut mir leid, dass der neue Teil erst jetzt kommt ;-; okay, ich war n bisschen faul, das geb ich zu.
Naja wie auch immer ich hoffe ihr votet und kommentiert trotzdem schön brav und seid mir nicht allzu böse T.T <3
Eure Zoey <3

ALTE VERSION | Werwölfe, Vampire und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt