Kapitel 19

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Mein Körper begann unkontrolliert zu zittern, während mein Herz beinahe in Stücke zerfetzt wurde. Obwohl ich unverletzt war, traf mich der Schmerz stärker als jemals zuvor. Ich wollte nur noch schreien, Augen und Ohren vor dem Geschehen verschließen, mich in einer dunklen Ecke zusammenrollen und bitterlich weinen. Bereits jetzt verschwamm meine Sicht, die Tränen verschleierten meinen Blick, während mich der Schmerz lähmte. Ich hatte nie gewollt, dass sich einer meiner Freunde für mich in Gefahr begab, geschweige denn, sich so schwer zu verletzen. Mit einem dumpfen Geräusch sank Jared zu Boden, als der Fremde seinen Klingenarm herausgezogen hatte. „Fehlst ja nur noch du.“ Hinter mir konnte ich noch vernebelt wahrnehmen, wie Maude meinen Namen rief, einen Moment später trafen mich die klebrigen Fäden am Hals und schnürten mir die Luft ab. Röchelnd griff ich nach meiner Kehle und zog heftig an ihnen. Einen Moment später konnte ich plötzlich wieder atmen und hielt ein Bündel der Fäden in der Hand. Erschrocken ließ ich sie los und spürte, wie sie mir langsam aus der Hand glitten. Ich konnte die Fäden anfassen! Wenn ich es zu Maude und Jake schaffen würde, könnte ich sie vielleicht befreien. Jared würde bestimmt nicht mehr lange durchhalten… Ich drehte mich zu ihnen, bereit loszulaufen, doch der Stalker hatte sich schon längst dazwischen gestellt. Ein bizarres Lächeln formte sich auf seinem schon fast unmenschlichen Gesicht, während er mich triumphierend anstarrte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich würde meine Freunde retten, koste es, was es wolle! Mein Körper setzte sich wie von selbst in Bewegung und ich sprintete frontal auf ihn zu. Im letzten Moment wich ich aus und rannte an ihm vorbei, ohne auch nur ein einziges Mal zurückzublicken. Als ich bei Maude angelangt war, riss ich die Fäden von der Wand, woraufhin sie sofort zu Boden fiel. Ich packte gerade ein Bündel Fäden, das Jake festklebte, als Maude auf einmal entsetzt aufschrie. Ich wirbelte herum und erkannte entsetzt, dass mir der Typ gar nicht gefolgt war: er hatte mich nur im Glauben gelassen, er würde mir folgen. Verdammt, er hatte mich überlistet! Jetzt beugte er sich über Jareds bewegungslosen Körper. Mit einer Hand packte er ihn an den Haaren und zog ihn hoch, als wäre er nur eine leblose Puppe, mit der anderen holte er zum finalen Schlag aus. „JARED!!! “ Mein Schrei tönte quer durch den gesamten Raum, einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen. Mein Herz setzte erneut einen Schlag aus, doch länger dauerte es nicht, bis das Geräusch von brechenden Knochen meine Wahrnehmung erreichte. Ich schluchzte auf, doch diesmal nicht vor Trauer, sondern vor Erleichterung. Irgendwie war Maude innerhalb eines Sekundenbruchteils durch den ganzen Raum gesprintet und hatte mit einem Schlag die Schulter des Stalkers erwischt. Ich rannte zu ihr, während unser Gegner erstmal wild fauchend und spuckend durch den Raum stolperte. Maude keuchte und sah auf einmal ziemlich erschöpft aus. Kein Wunder, so eine Geschwindigkeit war selbst für einen Vampir außergewöhnlich. „Wer hätte gedacht, dass ich mal so schnell für einen verdammten Werwolf laufen würde…“ Sie lachte einen kurzen Moment lang auf. „Das ist bestimmt ein neuer Rekord…“ Schnell beugte ich mich zu Jared hinunter und spürte, wie mir erneut die Tränen kamen. Auf einmal kniete sich jemand neben mir nieder. Ich blickte zur Seite und erkannte Jake. Er lächelte mich an und strich mir eine Träne aus dem Gesicht. „Jared hat schon viel Schlimmeres überlebt.“ „Allerdings. Du hingegen wärst daran doch sofort verreckt.“ Ich zuckte zusammen und drehte mich zu Jared. Seine Stimme klang noch ziemlich leise und geschwächt, doch seine Augen trugen dasselbe Funkeln in sich wie immer. „W-Wie kannst du…“ „Bei Bewusstsein sein?“, vervollständigte Jared meinen Satz und grinste mich an. „Ich bin ein Werwolf, was hast du erwartet? Ich heile schneller als normale Menschen.“

Jared

Lina blickte ihn einen Moment lang vollkommen verwirrt an, danach fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn. Obwohl sie beinahe seine Knochen zerquetschte, konnte Jared sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich bin so froh, dass du lebst…“, flüsterte sie und hielt ihn fest. Er warf einen kurzen Blick auf Jake und stellte fest, dass dieser ziemlich eifersüchtig aussah, was seine Laune noch um ein Stück verbesserte. Er selbst hatte Lina gerade das Leben gerettet, das konnte Jake nicht so schnell toppen. Irgendwie hatte er nur das Gefühl, er hätte eine Kleinigkeit vergessen. „Das werdet ihr mir büßen!“, zischte auf einmal die Stimme des Stalkers. Da war ja die Kleinigkeit. Jared konnte ihn aufs Übelste nicht ausstehen und das lag nicht nur daran, dass er ihn gerade umbringen wollte, das war ihm schon öfters passiert. Aber dass er Lina verletzen wollte brachte ihn zur Weißglut. Zu seinem Leidwesen ließ sie ihn gerade los und blickte stattdessen hasserfüllt den Fremden an. „Wer zum Henker bist du eigentlich?“, fragte sie und sah so aus, als ob sie ihm gleich die schwarzen Löcher, die er seine Augen nannte, auskratzen würde. Der Fremde richtete sich wieder auf und verzog seine Mundwinkel zu seinem üblichen Psychopathengrinsen. „Ich habe keinen Namen.“ Lina hob genervt eine Augenbraue. „Wenn du willst, kannst du mich A nennen.“ „A wie Arschloch? Gerne.“ A verdrehte seine Augen und drehte sich um. „Wir sehen uns noch, Lina.“ Im nächsten Moment war er verschwunden. „Bescheuerter Name.“, murmelte Lina und verdrehte die Augen. „Woher kennt der mich überhaupt?“ „Vielleicht bist du ja eines dieser verrückten Gen-Experimente und er dein geisteskranker Laborkumpel, der voll auf dich abfährt und tausende Mutantenkinder mit dir zeugen will. Und deine Eltern sind Angestellte aus dem Labor und müssen dich überwachen.“, erklärte Maude. „Deine Theorie ist absurd.“ Jake verdrehte die Augen bei den Worten seiner Schwester. „Es würde aber erklären, wieso diese klebrigen Fäden nicht auf dir haften…“ „Warte, was?“, fragte Jared verwirrt. „Stimmt ja, das hast du nicht mitbekommen, du warst zu beschäftigt damit, den Boden zu küssen.“, erwiderte Jake. „Das ist auf jeden Fall besser, als nutzlos an der Wand zu kleben.“ „Einigen wir uns darauf, dass ihr beide versagt habt.“, unterbrauch sie Maude mit einem süffisanten Lächeln, bevor ihre Gesichtszüge sich wieder verhärteten. „Ich persönlich glaube ja, dass Lina sich ausnahmsweise mal am nützlichsten angestellt hat.“ „W-was ich habe doch gar nicht…“, wollte sie Lina unterbrechen, doch Maude war noch nicht fertig. „…abgesehen von schlechten Reflexen, Rumgeflenne und Reinfallen auf billige Tricks, die sogar Jared durchschaut hätte.“ „Hey!“, beschwerte Jared sich, während Lina etwas murmelte, dass ungefähr so klang wie: „War ja klar...“ „Der Punkt ist, dass Lina aus unerklärlichen Gründen immun gegen dieses Fadenzeug ist und es einfach wegziehen kann, als ob es Gummischlangen wären. So und bevor irgendjemand von uns weiterredet, verlassen wir erstmal dieses Drecksloch von Höhle, damit wir alle einmal schön duschen gehen können. Ihr stinkt nämlich nach Blut und Dreck, wovon ihr übrigens auch vollkommen bedeckt seid.“ Lina blickte auf ihre Hände, auf denen immer noch Jareds Blut glänzte. „Duschen hört sich echt toll an…kannst du aufstehen Jared?“, fragte sie besorgt und beugte sich zu ihm hinunter. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er immer noch wie der letzte Vollidiot am Boden hockte. „Na los, komm.“ Lina hielt ihm eine Hand hin und lächelte. Er nahm sie und richtete sich mit ihrer Hilfe auf. Wackelig stand er da und versuchte ein paar Schritte zu machen. „Und wie kommen wir jetzt wieder hinaus?“, fragte Lina. Jared ging noch etwas unbeholfen zu dem Loch, durch das sie zuerst hinuntergefallen waren. „Das soll doch wohl ein Scherz sein, oder?“, knurrte Maude. In der Wand waren tiefe Einkerbungen, die sich perfekt dazu eigneten, hinauf und hinunterzuklettern. Sie verdrehte die Augen und begann als erste den Aufstieg. Jake folgte ihr. „Nach dir.“, sagte Jared zu Lina und deutete auf die Öffnung. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er immer noch ihre Hand hielt. „Oh…ähm…“ Zögernd ließ er los. Für einen Moment herrschte Stille. Jared bemerkte, wie Lina mit leicht geröteten Wangen den Blick abwandte und sich eine Haarsträhne hinters Ohr stich. Er wollte gerade etwas sagen, als Maudes Stimme von oben ertönte: „Wird’s dann bald mal?“ Am liebsten hätte Jared sie dafür geschlagen. „Jaja.“ Lina wandte sich ab und begann nach oben zu klettern. Jared folgte ihr problemlos, wobei er mittlerweile kaum noch Schmerzen hatte. Dafür würde er heute Abend bestimmt nicht schlafen können. Jedes Mal, wenn er sich von einer schweren Verletzung geheilt hatte, fühlte sich sein Körper in der Nacht dann an wie eine Mischung aus tausenden Bienenstichen und brennendem Muskelkater. Als er oben angekommen war, starrte Jake ihn nicht sonderlich freundlich an. Jared erwiderte den Blick. Maude setzte sich in Bewegung und ging zwischen ihnen durch, wodurch sie den Blickkontakt abbrach. „Gehen wir.“

Hallo meine lieben Leserinnen und Leser^-^  Erstmal danke dass ihr meine Geschichte immer noch lest auch wenn ich nicht so oft update, ihr seid klasse*-* wie auch immer, es ist 23:20, morgen wird in Mathe geprüft, ich muss noch lernen und übermorgen ist geo - test also erspar ich mir jetzt als Nachwort noch viel zu schreiben...sagt mir bitte falls ich irgendwo einen Fehler haben sollte und viel Spaß beim Lesen, und vielleicht auch voten und kommentieren. Danke an alle Votes und vor allem Kommentare, die ihr hinterlassen habt*^* ich liebe Kommentare...
Wie auch immer, gute Nacht Leute c:
Eure Zoey <3

ALTE VERSION | Werwölfe, Vampire und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt