60:Niemand kann es mir abnehmen...

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PoV Taddl:

Er war schon wieder gegangen. Ein zweites Mal wurde ich heute von derselben Person verlassen. Und jedes Mal versetzte es mir einen riesen Stich im Herzen. Ich las den Zettel und wusste immer noch nicht wie ich mich entscheiden sollte. Ich saß noch eine Weile auf der Brücke, langsam wurde es dunkel, der Tag war viel zu schnell vergangen.

Ich fuhr Nachhause und traf auf dem Weg eine Entscheidung. Ich werde Morgen früh mit meinem Vater reden und ihn um einen Rat fragen. Ich kann es einfach nicht alleine entscheiden, ich weiß, das ich unglaublich feige bin, aber ich finde, meine Familie sollte wenigstens wissen, was auf sie zukommen könnte. Ich werde ihm jeden Standpunkt klar erklären und ihm meine Lage unverschönert erzählen. Ich habe schon zu lange nicht mehr mit ihm geredet, ihm nie etwas wegen Jessica gesagt, ab jetzt werde ich etwas daran ändern.

Am nächsten Morgen, schrieb ich ihm eine Nachricht, in der ich ihm sage, dass ich unbedingt sofort mit ihm sprechen muss. Er hat mir sofort geantwortet, dass er seine Termine sofort absagen würde  und ob es etwas schlimmes wäre. Ich schreib nur kurz, dass es etwas wichtiges sei und fuhr sofort los.

Nun stehe ich hier vor meinem alten Zuhause. Er wollte, da es mir so wichtig zu sein schien, Zuhause reden und nicht in seinem Büro. Es war sehr ungewohnt hier zu sein und gerade kamen wieder sehr viele Erinnerungen hoch. Ardy und ich haben hier so viel Zeit zusammen verbracht. In meinem Zimmer hatte ich ihn einmal geküsst. Es war nicht sehr lange vor unserem Abschluss. Ich musste damals einfach wissen, woran ich bei ihm bin. Es war einer der schönsten Tage in meinem Leben. Ein Tag, bevor alles den Bach unter ging. Er hatte mich nicht von sich weggestoßen, mich nicht beschimpft, oder beleidigt,nein er hatte den Kuss sofort erwidert und ist danach noch den ganzenTag bei mir geblieben. Und kurz danach änderte sich alles, aber diesen einen Tag werde ich niemals vergessen. Jetzt hätte ich die Chance noch viele solcher Tage zu haben und jetzt bin ich derjenige, der entweder alles beenden, oder alles anfangen kann.

Mein Vater öffnete die Tür und wir setzten uns ins Wohnzimmer. Es hatte sich nichts verändert, seit ich das letzte Mal hier war. Er sah mich besorgt an und versuchte sich langsam vor zutasten, da er merkte, dass ich nicht sofort darüber reden konnte. „Ist etwas mit Jessica? Oder macht dir der Beruf zu schaffen, willst du ein paar Monate Auszeit haben? Das wäre alles kein Problem mein Sohn!" er sorgte sich schon immer sehr um mich. Ich habe früher über alles mit ihm reden können, und das kann ich immer noch. „Nein Papa das ist es nicht, mit meinem Beruf hat es nichst zu tun, ich mag ihn sehr.Und mit Jessica nur indirekt. Ich äm" Ich brach ab und versuchte die richtigen Worte zu finden, die es wahrscheinlich nicht mal gab.

„Sage mir einfach gerade heraus, was dich so beschäftigt. Ich werde dir bis zum Ende hin zuhören und dich egal was es auch sein mag nicht unterbrechen. Ich werde dich auch danach noch lieben und dir ehrlich antworten und dir auch versuchen diesen Rat den du anscheinend brauchst zu geben" in seinen Augen lag so viel Fürsorge und Mitgefühl, ich wusste in diesem Moment einfach, dass ich ihm vertrauen kann und dass er der Einzige ist, der mir hierbei helfen kann.

„Ardy, du weißt doch noch, wir haben ihn letztens unter Vertrag genommen, und ich habe in letzter Zeit so viele Songs mit ihm aufgenommen?" er nickte nur und meinte dann sanft „Ja ich erinnere mich an ihn, er war doch früher mal dein bester Freund oder? Was ist damals denn eigentlich passiert? Du hast mir nie erzählt, warum ihr euch so plötzlich nie wieder gesehen habt" Ich lächelte ihn zuerst nur an, er konnte sich also wirklich noch an alles erinnern.

„Ja genau er. Darüber geht es auch, oder damit hat zumindest alles angefangen. Ich will es nicht so lange machen, aber ich„ er legte seine Hand auf mein Bein und sagte nur noch „Rede solange bis alles gesagt ist, ich habe den ganze Tag Zeit" bevor er mich bis zum Ende meiner Erzählung reden ließ.

„Ardy war früher mein bester Freund, wir haben alles zusammen gemacht. Bis Mia in unsere Klasse kam. Du kennst sie auch, wir wurden dann zu dritt beste Freunde. Naja nicht wirklich, ich konnte sie nie leiden, ich hatte schon immer Angst, sie würde mir Ardy wegnehmen. Damals wusste ich noch nicht, warum ich davor so panische Angst hatte. Kurz vor unsrem Abschluss wusste ich es dann. Ich liebte ihn Papa, ich liebe ihn immer noch. Damals hätte ich alles getan, damit er bei mir bleibt. Aber er hat sich für Mia entschieden und ich dachte damit wäre alles gelaufen. In der Zeit war ich nicht ich selbst, dass hast du mir danach mal erzählt. Die beiden waren bis jetzt 13 Jahre glücklich zusammen, zumindest dachte ich das. Aber ich habe ihn durch ein Klassentreffen wiedergesehen. Und alle Gefühle kamen verstärkt wieder. Ich habe lange gebraucht um ihn wieder in mein Leben zu lassen. Als er dann diesen Vertrag unterschrieb und ich ihn jeden Tag sehen musste, da wurde mir klar, wie sehr ich ihn vermisst hatte und wie sehr ich ihn noch liebe. Zuerst dachte ich, er würde jemand anderes lieben, weil er Mia verlassen hatte. Aber er liebt mich Papa. Er liebt wirklich mich. Es hat so lange gedauert das zu erkennen. Aber ich kann nicht einfach mit ihm zusammen kommen, ich wünschte ich könnte es, aber du weißt ja wie diese Welt ist. Wir könnten, nein wir würden dadurch alles verlieren und das kann ich euch nicht antun. Ich soll mich bis heute Abend entschieden haben und entweder zu ihm kommen, oder ihn gehen lassen. Damals hat er sich gegen mich entschieden und es sehr bereut, wie er mir gesagt hat. Ich will mich nicht auch falsch entscheiden"

Er hatte mich die ganze Zeit über nur verstehend angelächelt und mir dadurch schon gezeigt, dass er mich nicht verurteilt. „Nur eineFrage vorweg, du bist dir wirklich sicher, dass du ihn liebst und es nicht nur vorübergehend sein wird?" fragte er wirklich interessiert. „Ja Papa, ich bin mir ganz sicher" er lächelte wieder „Ich wünschte ich könnte dir jetzt sofort sagen was du zu tun hast, was das einzig Richtige ist, aber das kann ich nicht. Nicht weil ich die Last nicht gerne von dir nehmen würde, aber  einfach weil du deine beiden Optionen und ihre Folgen schon kennst. Solltest du dich für ihn entscheiden wird das eine riesen Welle mit sich bringen, aber ich würde selbst dann noch hinter dir stehen. Wir würden ganz sicher nicht alles verlieren, aber ich weiß nicht, ob du deinen Beruf behalten könntest und die Presse kann ich leider auch nicht fern halten. Aber solltest du ihn gehen lassen, dich dafür entscheiden nicht zu ihm zu gehen, dann musst du damit klar kommen, die Liebe deines Lebens für immer zu verlieren. Ich wüsste nicht was ich wählen würde mein Sohn! Du musst das in den nächsten Stunden selbst entscheiden, dass kann dir niemand abnehmen"

wir redeten noch eine ganze Weile und kamen doch nicht weiter. Kurz bevor ich Ardy treffen sollte, oder auch nicht, verließ ich das Haus und stand vor meinem Auto. Ich stieg ein und schloss kurz die Augen. Ich starte jetzt das Auto und fahre dahin, wo mich das Auto hinfährt. Entweder ich fasse auf dem Weg den Entschluss zu ihm zu gehen und so glücklich zu werden, oder ich schaffe es nicht mich gegen die Welt zu stellen und fahre zur Villa und bleibe dort für immer in meinem dunklen Zimmer, alleine bis ich sterbe...

Es war einmal  /Tardy/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt