Ally'sSicht
Ich saß an seinem Bett. Allein. Mom musste arbeiten, sie konnte nicht. Und jetzt saß ich hier seit drei, fast vier Stunden und hielt seine Hand, in der Hoffnung er würde aufwachen. Die Ärzte meinen, das ist ein vorübergehender Zustand, nicht gefährlich oder ähnliches. Ich würde ihnen so gern glauben, aber es geht nicht. Er liegt so still da, bewegt sich nicht. Man sieht nur, wie sich seine Brust langsam um ein kleines Stück hebt und senkt. Bedenkenswert langsam. Ich weine, das erste mal seit Dad's tot. Das erste mal, ohne Jason's beschützen de Arme um mich. Es war kalt. Ja es hört sich komisch an, aber es fühlte sich kalt an. Kalt und leer. Verlassen, nicht vollständig, als würde ein Teil von mir mit ihm in diesem Bett liegen.
Du vermisst ihn, obwohl er neben dir liegt...
Ich hatte wahrscheinlich Recht. Ich nahm das letzte Taschentuch aus der Packung und wischte mir über das Gesicht. Meine Augen waren aufgequollen vom weinen. Ich glühte förmlich. Das erste Mal, seit ich in diesen Raum gekommen bin, lasse ich seine Hand los. Ich muss ins Bad.
Jason'sSicht
Jemand saß neben mir und schluchzte. Allein daran erkannte ich, dass es Ally war.
Ich WILL sie trösten, verdammt noch mal!!
Ich versuchte immer wieder, meine Augen zu offenen, aber es gelang mir nicht. Ich konnte meinen Arm nicht bewegen, auf der anderen Seite wurde meine Hand von schlanken, zu schlanken, Fingern gehalten. Ally.
Jase! Jetzt wach, verdammt nochmal, auf!!
Aber es ging nicht. Plötzlich wurde meine Hand losgelassen, Schritte entfernten sich. Meine Hand fühlte sich seltsam leer an.
Ally! Geh nicht weg, ich brauche dich!
Ich schrie innerlich, aber das konnte sie natürlich nicht hören... Ich kann doch nicht einfach hier rumliegen!
Wach auf!
Es ging nicht. Ich hasste mich selbst dafür, aber es ging einfach nicht! Eine Tür öffnete sich und schloss sich wieder. Sie war gegangen. Aber sie kommt zurück, oder? Ich meine, sie kann doch nicht einfach so weggehen. Das würde sie doch nicht tun.
Ally'sSicht
Ich stand im Bad vor einem großen Spiegel. Das ganze Bad war irgendwie klein und doch optisch vergrößert. Es war in strikten weiß- und Blautönen gehalten. Es gab ein Waschbecken, ein Klo und eine Dusche. Neben dem Waschbecken hingen zwar Handtücher, aber es gab auch einen Spender mit diesen komischen grauen Papiertüchern, die es auch in öffentlichen Toiletten gab. Ich machte eins nass, setzte ich auf den Klodeckel und legte mir das Tuch auf die Augen. Das tat gut. Ich saß so etwa fünf Minuten so da. Dann stand ich auf und ging wieder zu Jase.
Da stand er. Ich kannte ihn nicht, ich konnte mir aber auch nicht vorstellen, dass Jase ihn kannte. Er hatte einen Undercut, die Haare links blond und rechts schwarz. Er trug zerrissene schwarze Jeans und ein etwas zu großes weißes Muskelshirt. Schwarzgraue Sneakers, an einem Ohr drei Ohrringe und einen Tunnel, sechs mm denke ich. Das andere Ohr war noch ganz. Dafür hatte auch die Lippe ein Piercing abgekriegt. Er hatte einen Blumenstrauß in der Hand, was das ganze (ehrlich gesagt etwas angsteinflößend wirkende) Bild viel feinfühliger und netter wirken ließ. Er sah mich an und kam auf mich zu. "Hey. Ryan. Bist du seine Schwester?", fragte er und streckte mir die Hand hin. Ich sah ihn an, ging an ihm vorbei und setzte mich neben Jasons Bett, um wieder seine Hand zu nehmen.
Ryan'sSicht
Sie ging an mir vorbei, einfach so. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Gegeben. Voll und ganz. Das hat noch nie ein Mädchen geschafft. Ich stand an seinem Bett, Jason heißt er, glaube ich, und sie kam einfach aus dem Bad marschiert und ist erstmal stehen geblieben, als sie mich gesehen hat. Sie hat mich angesehen, aber völlig emotionslos, anders, als ich erwarten würde. Ich meine, ich bin schon geil. Ja, mein Ego ist nicht grade klein, aber besser als diese Suizidgefährdeten Junkies, die alle halbe Stunde versuchen, sich selbst abzuschlachten, weil sie mit sich selbst unzufrieden sind und Alk und Drogen nicht mehr helfen, das zu vergessen. Ich sah sie an. Sie saß an seinem Bett und hielt seine Hand, mit solch einer seelischen Ruhe, wie ich sie noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Als hätte sie nicht vor, sich in den nächsten paar Stunden zu bewegen. Sie sah ihn an, und das was für viele Menschen kalt wirken würde, sah ich anders. Sie war nicht kalt, nicht so emotionslos wie sie aussah. Nicht bei ihm, an mir war sie wirklich vorbei gegangen, als gäbe es mich nicht, aber an seinem Bett saß sie, eine Mauer um sich aufgebaut, die langsam anfing zu bröckeln. Eine Träne floss ihre Wange herunter, fiel auf die Hand ihres Bruders. Ich denke, es ist ihr Bruder. Wie sie so neben ihm saß konnte man das gut vergleichen. Sie hatten die gleichen hellbraunen Haare und ich Wette, dass er genau die gleichen leuchtend grünen Augen hat. Das war fast eine neue Farbe, so grün war es. Ich zog mir einen Stuhl ran und setzte mich neben sie, während sie mich eiskalt ignorierte und weiter nur ihrem Bruder anstarrte, als würde er davon wieder aufwachen.
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So, das war etwas länger :) hoffe es gefällt euch. Na wer ist Ryan? Und was macht er bei Jase? Und was hat Jase überhaupt? So viele Fragen.... ;)
xxHope :*
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I can't live a lie anymore
Random(enthält beleidigungen und "blutige" szenen und könnte eventuell verstörend sein.) Ally lebt nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter, deren Freund und ihrem Bruder etwas abseits von New York. Drei mal wöchentlich muss sie zur Therapie, weil sie n...