Ally's Sicht
Wir waren auf dem Rückweg und die Galoppstrecke ging zu Ende, Orkan pumpte und ich strahlte von einem Ohr zum anderen. Es war wunderbar, wie immer. Im Trab ließ ich ihn den Weg entlang laufen, während wir beide Wolken ausatmeten. Meine Hände froren und nahmen langsam eine blassblaue Farbe an. Ich empfand es nicht als kalt oder schmerzvoll. Es war egal. Ich kannte schlimmren Schmerz. Ob Mom und Jase wohl schon zu Hause waren? Ich hatte keine Ahnung wie spät es ist, aber es war schon fast vollends dunkel, sodass ich mich beeilen musste, um noch auf den Hof zu kommen, bevor abgeschlossen wurde. Ich sah die Beleuchtung des Reitplatzes, ein Pferd und einen Reiter, die allein ihre Runden drehten und ab und zu einen Sprung nahmen. Wie sich der Reiter bewegte, irgendwoher kannte ich das. Sie vertraut, als hätte ich es schon tausend mal gesehen. Das Pferd jedoch war mir fremd. Es war ein Schimmel, nicht ganz so groß wie Orkan, vielleicht 1,60m. Als ich näher kam, sah ich den Kopf des Pferdes. Die Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben, es lief gegen den Zügel und setzte immer mal wieder einen kleinen Buckler hinter, traute sich aber anscheinend nicht mehr. Streifen von Gertenschlägen zeichneten sich auf der Kruppe ab, manche verheilt, manche noch frisch. Also nicht verheilt im Sinne von mehrere Jahre alt. Ich schätze mal, dass keine dieser Narben älter ist als fünf Wochen. Und ich hatte Recht, wieder wurde das Pferd geschlagen. Orkan blieb stehen, verunsichert, wie er reagieren sollte. Seine Ohren drehten sich unablässig zu mir und zurück zum Reitplatz, er fing an, mit dem Kopf zu schlagen und tänzelte nervös. Ich pfiff leise vor mich hin, um ihn zu beruhiegen, aber er hörte nichts. Orkan fing an zu schnauben und zu steigen. Es würde nichts bringen, ihn weiter zu zwingen, hier zu bleiben. Ich warf dem Reiter und seinem Pferd noch einen letzten Blick zu, drehte um und ritt, bewaffnet mit Handy-Taschenlampe, wieder in den Wald. Im vorbeireiten nahm ich die drei Transportdecken (besonders dicke Decken, damit sich das Pferd sich beim Tranport nicht am Hänger verletzen kann) von der Laderampe des Hängers und legte zwei vor mich auf den Pferdehals, während ich eine über Orkan's Kruppe schmiss und vor meinem Bauch zuammenband. Dann werde ich wohl draußen bleiben und in ein paar Stunden wieder kommen.
Das war, im Nachhinen darüber nachgedacht, ein Fehler.
Jason's Sicht
Bis eben hatte ich es verflucht, dass Ally nicht da war. Jetzt war ich froh. Nach allem, was meine Mutter mir erzählt hatte, hatte sie riesige Angst vor ihm. 'Du hast sie immer beschützt', erzählte sie mir vorhin, traurig lächelnd, aber stolz. Und nun? Ich wusste es nicht mehr. Ich konnte mich an alles Erinnern, an jeden einzigen Schlag, den ich von ihm bekommen habe, an jeden Tritt, aber nicht an sie. Die Tür flog auf und ein verflucht größer und verdammt noch mal kräftiger Mann kam herein. Blonde Haare, blaue, eiskalte Augen. Als er mich sah, fing er an zu lächeln.
"Ach haben wir überlebt?", fragte er und sah mich provoziered an. Ich nickte nur und versuchte, ihn anzusehen. Ich konnte es nicht.
"Schade."
Wie ich ihn hasste. Sein lächeln, seine seltsam kalten Augen, jeder Satz, der von seiner Zunge geschaffen wurde, alles an ihm verursachte nichts als Schmerz. Ich sah auf meine Hand. Sie war eingegibst. Mein Fuß, indem irgendwann mal eine Achillessehne existiert hat, welche jetzt aber leider etwas zweigeteilt ist.
"Hat es denn wenigstens weh getan?", fragte er. Ich sah an ihm vorbei zu Mom. Doch sie sah mich nicht an, sondern schaute zu Boden. Okay, sie hätte gegen ihn eh keine Chance gehabt. Ich schüttelte zur Antwort den Kopf. Ich war bewusstlos, es hatte nicht weh getan.
"Na dann ändern wir das mal.", lächelte er, wärhend er sich auf meinen bandagierten Fuß stellte. Ich unterdrückte einen Schrei.
Nicht schwach werden, sonst hat er gewonnen.
"Du darfst ruhig schreien. Dich hört ja niemand."
Dann rammte er mir sein Knie in die Magengrube. Ich würgte. Mit Glück komme ich wieder ins Krankenhaus. Toll.
["Lasst die Spiele beginnen. Und möge das Glück stehts mit euch sein!"]
Ryan's Sicht
Wir standen auf der Lichtung. Der Mond schien uns auf die Hände, während wir das taten, was Geld brachte. Dealen.
Es war fast zu einfach. Manche Leute wollen, dass ich es für sie verkaufe. Dann suchte ich also Leute, die so was kaufen wollen und drehe denen das an. Dafür bekomme ich 20 prozent, was ausgerechnet nicht wenig ist, da ich nicht nur ein Tütchen verkaufe. Umgerechnet verdiene ich im Monat an die ezweihundert, mal mehr, mal weniger, und nebenbei gehe ich ja auch noch offiziell arbeiten. Zumindest am Wochenende. Irgendwann muss sogar ich zur Schule, so scheiße es auch ist.
"Digger, hast du.."-"Nein man, ich warte auf jemanden, alles reserviert!", schnauzte ich ihn an. Ich drehte mich um und zündete mir erst einmal ne Kippe an. Seit ich diese Typen angefahren hatte, war mein Kreislauf nicht mehr der selbe. Naja, egal, er war eh nich ganz der Beste. Ich wurde von hinten angetippt und drehte mich ruckartig um. Hinter mir stand mein Käufer mit ner Bierflasche in der Hand und sah mich an. "Jo Junge, was geht denn bei dir? Bist du schon immer so schreckhaft?" Wir machten schnell, als Max, mein bester Freund, wenn man das so nennen darf, plötzlich rief: "Ey Leute, da is jemand!" und alles still wurde. Ich sah zum Eingang der Lichtung. Max leuchtete es mit der Taschenlampe an und ich erkannte die Person. Es war das Mädchen, welches mich so eiskalt ignoriert hatte. Die Schwester des Jungen, den ich angefahren hatte. Was tat sie hier? Es war fast 23 Uhr, so spät haben Mädchen nichts im Wald zu suchen. Vor allem nicht allein. Ihre Mutter hatte ihren Namen erwähnt, aber ich wusste ihn nicht mehr genau. Amy? So in die Richtung. Ich ging ein paar Schritte auf sie zu und erkannte, dass sie einen Strick in der Hand hielt. Vielleicht eine Hundeleine? Ich hörte ein stampfen und ein riesiger Kopf schob sich in mein Sichtfeld. Ein Pferd, nicht einmal hässlich, sondern wunderschön, sah uns auf klugen, schwarzen Augen an.
"Alter du Tussi, wat hast du denn hier verloren?!", schrie einer, den ich nicht kannte, was verwunderlich ist, da wir nur fünf Leute hier sind, Ich, Max, mein Käufer (der sich wohl grade in Luft aufgelöst hatte), Alex und der Typ da. Alex ist der Bruder von Max, auch wenn ihn das eher wenig interessiert. Die beiden behandeln sich, als würden sie sich erst seit einem halben Jahr kennen. Max und ich sind hier die Anführer, hart erkämpfte Stände, mit Knochenbrüchen und allem. Auch wenn Alex älter ist, hat er nichts zu melden, und das weiss er auch. Eigentlich, manchmal vergisst er das allerdings, so wie jetzt. Dann macht er einen auf Babo und kriegt sich gar nicht mehr ein. Denn nun ging er auf den Fremden zu und schubste ihn.
"Halt bloß die Klappe, du hast hier eigentlich nämlich nichts verloren!", zischte er, sodass nur wir es verstehen konnten, da wir unmittelbar neben ihnen standen. Ich sah wieder zu dem Mädchen. Nein, Amy hieß sie nicht. A.. Al... nein... Ach auch egal, hauptsache sie geht, bevor die Jungs anfangen zu motzen. Wenn sie ihrer Meinung nach zu viel gesehen hat, dann ist sie schlecht dran. Also geht sie hoffentlich wieder.
Nein.
Tu das nicht!
Oh man. Am Arsch, junges Fräulein. Denn was macht sie, statt wegzugehen? Sie kommt her, mustert mich mit einer Mischung aus Neugierde und Zrückhaltung, ignoriert mich dann aber wieder und geht direkt zu dem Fremden. Ich dachte schon, sie entschuldigt sich. Nein, tut sie nicht. Sie spricht nicht, sie hat schliesslich noch nie mit mir geredet. Egal, ob sie so eingebildet ist, oder ob sie einen anderen Grund hat.
Sie geht zu ihm hin und tut, was ich von so einer stillen Person nicht erwartet hätte.
Sie knallt ihm eine.
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I can't live a lie anymore
Random(enthält beleidigungen und "blutige" szenen und könnte eventuell verstörend sein.) Ally lebt nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter, deren Freund und ihrem Bruder etwas abseits von New York. Drei mal wöchentlich muss sie zur Therapie, weil sie n...