Kapitel 10

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~Nagisa~

Ich muss unbedingt hier weg! Ich rannte einfach irgendwo hin, mal bog ich links ab, mal rechts oder ich kletterte auf die Häuser und rannte über sie hinweg. Dicht gefolgt von Karma.

Ich muss ihn unbedingt los werden. Aber wie? Ich hab keine Ahnung.

Irgendwie landeten wir in der Stadt und als ich kurz nicht aufpasste und nach rechts abbog, stand ich plötzlich in einer Gasse. Ich wollte grade an der linken Hauswand hochklettern, da war es schon zu spät. Karma hielt mich am Handgelenk fest und zog mich hinter sich her. Ich wollte mich von ihm lösen, schaffte es aber nicht, da er viel stärker als ich ist. ,,Wo-Wo schleppst du mich hin?" Keine Antwort.
,,Karma!" Immer noch keine Antwort. ,,Karma! Wo gehts du hin? Rede schon! Los!" Und immer noch bekam ich keine Antwort.

Erst als wir aus der Stadt raus waren und an Wohnhäusern vorbei liefen. ,,Zu Mir." Beantwortete er dann meine Frage. Stimmt, nun fiel es mir auch auf. Aber warum?
,,Was? Wieso?"
,,Dort sind wir ungestört und du kannst nicht mehr so leicht abhauen." ,,Lass mich los!" ,,Vergiss es!"
Es hat wohl keinen Sinn sich zu wehren.

Bei Karma Zuhause angekommen, zog ich mir Schuhe und Jacke aus. Seine Eltern waren wohl nicht zuhause. Karma tut es mir gleich und zog mich dann mit in sein Zimmer. Ich muss hier unbedingt weg.

Er schubste mich unsanft auf sein Bett und lief dann wieder zur Tür. ,,Jetzt sag mir was los ist!" Er schloss die Tür ab und steckte sich den Schlüssel in die Hosentasche. Währenddessen setzte ich mich aufrecht an die Bettkante. ,,Karma. Ich will nicht darüber reden." ,,Das ist mir Scheiß egal!" Ich bekam augenblicklich Gänsehaut und mir stiegen schon wieder Tränen in die Augen. Ich versuchte noch sie zurück zu halten, aber der Gedanke daran, das Karma mich hassen wird, wenn er weiß was ich für ihn empfinde, ist unerträglich. Wieder rollten unzählige Tränen meine Wangen herunter. Karma setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf den Rücken.
Ich hab wohl keine andere Wahl, als es ihm zu erzählen.
Außer. Außer ich bin schnell genug, um aufzustehen, das Fenster zu öffnen und hinaus zu klettern.

Karma bemerkte, dass ich das Fenster anstarrte und flüsterte mir nun ins Ohr: ,,Versuch es erst garnicht." Na super. Ich lehnte meinen Kopf gegen Karmas Brust und flüstere: ,,Das tut mir alles so unglaublich Leid." ,,Wovon sprichst du?" ,,Ach nichts. Schon gut." ,,Nagisa!" Er wurde beim Aussprechen meines Namens ein wenig lauter, was mich ein leises: ,,Sorry.", Murmeln ließ.

Plötzlich fiel mir wieder meine Mutter ein, die durchdrehen würde, wenn sie wieder zuhause war und ich nicht da wäre. Und dann labert sie wieder irgendein blödes Zeug, und alles hat wieder mit meinem Geschlecht zu tun und warum ich kein Mädchen bin. Das ist so unglaublich nervig. Ich sollte mich lieber beeilen, damit mir genau das erspart bleibt.

,,Karma ich muss wieder nach Hause. Wenn ich nicht vor meiner Mom wieder da bin, bringt sie mich um." Er verdrehte sichtlich die Augen. Dennoch drückte er mir den Türschlüssel in die Hand. Er wusste, wie meine Mutter sein kann wenn sie wütend ist. Und das ist nicht gerade schön mit zu erleben.

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