Kapitel 21

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~Nagisa~

Nachdem ich diese Nacht glücklicherweise Traumlos hinter mich gebracht hatte, wachte ich auf und streckte mich. Ich schaute mich um und nach kurzem überlegen fiel mir wieder ein, was gestern passiert war. Ich verstehe immer noch nicht so ganz was mit Gakushū los war gestern. Eigentlich ist er doch immer so abwertend gegenüber der 3-E. Aber gestern? Warum war er so nett? Und was meinte er damit, das er außerhalb der Schule nicht so ist. Warum ist er denn dann überhaupt so? Was ist, wenn er heute nicht mehr so ist? Ich stand schnell auf und fing an zu schwanken. Das war wohl zu schnell. Ich stützte mich kurz an der Wand ab, ehe ich mich auf den Weg zur Tür machte. Plötzlich fiel mein Blick auf die Kommode rechts neben der Tür. Auf ihr lagen meine Sachen von gestern. Gakushū muss die wohl da hingelegt haben, als ich noch geschlafen habe.
Ich zog mich schnell um und verließ dann den Raum, mit der geliehen Kleidung in der Hand. Auf den Flur erblickte ich auch schon Gakushū der direkt auf das Gästezimmer zugesteuert kam. Er nahm mir die Kleidung aus der Hand. ,,Guten Morgen. Ich wollte dich gerade wecken. Aber du bist ja schon wach." ,,Guten Morgen. Und äh ja ich bin gerade aufgewacht. Danke nochmal für gestern." ,,Ja schon gut. Willst du vor der Schule noch kurz nach Hause? Wenn ja, dann solltest du lieber jetzt los gehen." Er lief nach unten und ich folgte ihm. ,,Ähm nein. Ich gehe lieber direkt zur Schule." Er lief in die Küche. ,,Willst du vorher noch was essen?" ,,Ja gerne." Wir setzten uns hin und  frühstückten zusammen. ,,Warum saßt du gestern eigentlich so allein im Park? Während es in strömen Regnete." Ich schaute verlegen auf das Brot vor mir. ,,Ich weiß nicht so genau. Ich hab mich mit Karma gestritten und wollte einfach allein sein und meine Ruhe haben." ,,Okay. Wenn es so schlimm ist, dass du dir lieber den Tod da draußen geholt hättest, solltest du vielleicht mit ihm reden und ihr solltet das klären." ,,Ja. Vielleicht hast du recht." ,,Ich habe nicht nur vielleicht recht. Ich habe immer recht." Wir standen auf und verließen die Küche wieder, nachdem wir sie aufgeräumt hatten. Er gab mir eine noch neue Zahnbürste und schickte mich dann ins Bad. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, ging ich wieder zu ihm und zusammen verließen wir das Haus. Ich musste schon den ganzen Morgen über ein paar mal niesen, wodurch mir auch bewusst wurde, das ich gestern lieber hätte nach Hause gehen sollen. Als wir los liefen, fing er an zu sprechen. ,,Es wäre besser wenn man uns nicht zusammen sieht. Und sag ja keinem das ich dir geholfen habe." ,,Ja ok, mache ich nicht." Ich verabschiedete mich und bog in eine Straße ab, von der ich wusste das sie eine Abkürzung war. Recht schnell erreichte ich das Schulgebäude der 3-E und betrat es auch. Gerade als ich den Klassenraum betrat, wurde ich am Handgelenk festgehalten. Ich fragte mich wer es gewesen sein könnte, ehe ich mich umdrehte.
Karma. Wer denn auch sonst. Wieso überleg ich überhaupt noch. ,,Können wir bitte reden?"
,,Nein." Ich befreite mich wieder aus seinem Griff und betrat die Klasse. Hier war ich zumindest ein wenig sicher vor ihm.

Der Schultag ging schnell um und es passierten auch keine weiteren Zwischenfälle, in denen Karma mich zum reden auffordern wollte. Ein paar mal hatte ich noch geniest, aber so langsam ging es mir wieder ein wenig besser. Ich ging Karma auch erfolgreich aus dem Weg. Nur jetzt, wo die Schule aus war und ich wieder nach Hause gehen musste, wurde mir etwas mulmig zumute. Mir war schon bewusst, das er es jetzt noch einmal versuchen würde.
Ich wollte noch nicht mit ihm reden. Aber es kam wie es kommen musste. Als ich gerade das Gebäude verließ, kam er auch schon auf mich zugelaufen und lief dann neben mir her. Bevor er etwas sagen konnte, fing ich auch schon an zu sprechen. ,,Nein. Ich muss jetzt nach Hause. Meine Mutter bringt mich eh schon um, weil ich gestern nicht nach Hause gekommen bin und wenn ich mich jetzt auch noch verspäte, wird es ein qualvoller und langsamer tot." Als er das hörte, blieb er schlagartig stehen. Es interessierte mich nicht, also lief ich einfach weiter. Als er sich anschließend wieder gefangen und mich aufgeholt hatte, hielt er mich am Unterarm fest. ,,Wieso? Wieso bist du nicht nach Hause gegangen? Und wo warst du denn dann überhaupt heute Nacht? Bist du deshalb krank?" ,,Das kann dir egal sein. Und jetzt lass mich los. Ich habs eilig." Er tat was ich ihm gesagt hatte, aber ließ mich dennoch nicht in Ruhe und fragte weiter nach. Ich lief wieder los und er folgte mir.
,,Verschwinde!", fauchte ich ihn regelrecht an, aber er tat es dennoch nicht. ,,Nagisa bitte. Es tut mir leid. Und auch das du jetzt wegen mir krank bist. Ich wollte das doch alles nicht. Lass uns doch bitte reden. Wo warst du denn gestern überhaupt?"
Warum kann er mich denn nicht einfach in ruhe lassen? Ich will doch nur allein sein. ,,Ich war bei einem Freund. Und jetzt lass mich bitte allein." ,,Kann ich nicht mit dir kommen? Dann können wir bei dir reden." ,,Bist du taub? Ich will allein sein." Ich lief etwas schneller, ohne das ich es bemerkte. Plötzlich spürte ich, wie ich an der Schulter festgehalten wurde und sich zwei Arme um mich legten. Karma gab mir einen Kuss in den Nacken und legte dann seinen Kopf auf meine rechte Schulter. ,,Es tut mir so unendlich leid." Wenn das so weitergeht, kann ich mich nicht mehr beherrschen und werde ihm wohl noch verzeihen. Das will ich nicht. Er soll noch ein wenig in der Hölle schmoren.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 16, 2019 ⏰

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