Angel

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„Ich weiß, dass du es weißt." Säuselt er mir entgegen. Immer wieder streichelt er mir über eine meiner hellbraunen Haarsträhnen.

„Das ich was weiß?" Frage ich kalt. So, wie er sich gerade benimmt gefällt er mir gar nicht. Entweder macht er mir etwas vor, oder ich liege mit meiner Vermutung goldrichtig.

„Ich bin nicht normal, so wie du oder sie da hinten oder er." Erzählt Aurum und zeigt dabei in die Richtung eines Pärchens. „Ach nein?" So langsam werde ich neugierig.

Gebannt beuge ich mich nach vorne. „Ich hatte die Aufgabe dich zu beschützen. Dir in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen, für dich da zu sein." Ich würde mich nicht wundern, wenn jetzt lauter Fragezeichen über mir schweben würden. Ich dachte jetzt kommt so eine Antwort wie du bist irre oder, mit dir will ich nicht mehr zusammen sein, aber er blickt mich nur stumm aus seinen wunderschönen Augen an.

In ihnen spiegelt sich mein Gesicht. Das erinnert mich daran, dass ich ihm Antworten sollte. „Wieso sollst du, ähm ich meine warum beschützt du mich, und hast du mich deshalb von der Straße gezogen?"

„Ja. Bitte flipp nicht aus, aber ich bin ein Bote aus dem Himmel." Okay, jetzt habe ich das Gefühl ich muss mich übergeben. Ich glaube mein Magen hat sich höchstpersönlich umgedreht. „Muss ich überhaupt nach einer Erklärung verlangen?" wimmere ich.

Plötzlich gibt einer der Laufsprecher, die überall im Schulhaus und Gelände vaerteilt sind ein schrilles Geräusch von sich. „Die Schüler der 12 Klasse bekommen den Nachmittag frei." Ertönt die Stimme unseres Direktors.

Passt ja genau zu Aurums Lage. Ich will jetzt nämlich eine Erklärung und wenn es nach mir geht habe ich sie auch verdient. „Warte, wir reden bei mir." Beeilt sich Aurum zu sagen. Nörgelnd beschwere ich mich. Ich möchte einfach nur wissen woran ich bin.

Dann packe ich meinen Ranzen und stehe von der Parkbank auf. „Warte mal Alvara. Wir müssen jetzt nicht Auto fahren nimm meine Hand." Sagt er nun wieder ruhig und gelassen, und zieht meine Hüfte zu sich. Gerade als ich wieder zu einer Beschwerde ansetzten will befinde ich mich in einer geräumigen Wohnung.

Der Boden besteht aus grauem Laminat, das in der Mittagssonne glänzt. Aurum führt mich durch seine helle Küche auf einen großen Balkon. Von hier aus kann man über die ganze Stadt blicken, und perfekt entspannen.

Entspannen, wie gerne ich das jetzt täte, aber ich bin schon genug damit beschäftigt mich darüber aufzuregen, dass mein Freund mich in sein Loft teleportiert hat, was menschlich überhaupt nicht möglich sein sollte.

Ruckartig drehe ich mich um, als sich eine warme Hand in meine legt. „Ich bin ein Engel. Ich bin dein Engel. Ich bin dein Schutzengel." Stottert Aurum. Ihm ist dieses Gespräch wahrscheinlich genauso unangenehm wie mir.

Wie vom Blitz getroffen lasse ich seine Hand los. Seine Augen weiten sich bei dieser Aktion. „Aber so etwas gibt es überhaupt nicht. Und selbst wenn. Also wolltest du mich die ganze Zeit nur um dich haben damit du mich besser beschützen kannst. Niemals hast du wirklich etwas für mich empfunden. Und ich, ich habe es also nötig beschützt zu werden, weil ich so arm dran bin, und weil meine Mom gestorben ist und hach, weil ich fast von einem Auto erwischt worden wäre."

Erschöpft lasse ich mich auf die kleine Hollywoodschaukel fallen, die an der Wand des Balkons steht, und beginne zu weinen. Ich kann es nicht kontrollieren. Wie hätte denn auch jeder andere reagiert, wenn er erfahren hätte, dass sein Freund eigentlich nur sein Beschützer ist und einen nur trösten will. Wetten, seine Gefühle waren nichteinmal echt?

Plötzlich spüre ich ein leichtes Kribbeln im Magen. Aurum legt seine Hand behutsam an meine Wange, und beginnt Träne für Träne mit einem Taschentuch weg zu wischen. In mir herrscht komplettes Gefühlschaos.

Das warme Gefühl, was mir Aurum vermittelt, wie ich mich in seiner Gegenwart geborgen, und sicher fühle. Es ist schön sich mal bei jemandem ausheulen zu dürfen. Aber gleichzeitig bin ich auch so wütend und verzweifelt wie nie zuvor. Ich habe noch nie auch nur im meinem tiefsten inneren geglaubt, dass meine Engelstheorie stimmen könnte.

Ich habe keine Ahnung was ich jetzt tun soll, also mache ich das was ich früher immer gemacht habe, wenn ich traurig war. Ich schiebe Aurums Hand weg, und reagiere nicht auf sein rufen, als ich die Wohnung verlasse und mich auf den Weg zu meiner ehemals besten Freundin Sam mache.

Salzige Tränen laufen über mein Gesicht als ich durch die Straßen haste.

Dort angekommen greife ich in die Erde der Topfpflanze und ziehe den Hausschlüssel heraus. Dieses Versteck hatte mir Sam schon in der 5 Klasse verraten.

Immer noch kullern dicke Tränen meine Wange herunter als ich die Treppe hinauf zu Sams Zimmer stapfe, doch was ich dort sehe lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

Hey, ich melde mich auch mal wieder.. 🖑☄

Hättet ihr das gedacht? (Anhand meines Buchtitels wahrscheinlich schon😂)

Auf jeden Fall habe ich das Kapitel so oft umgeschrieben bis es mir gefallen hat, und dass ist dabei rausgekommen 😂♥

Wie immer würde ich mich über Feedback freuen ♥♥

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