Eins

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Der Transporter ruckelte so stark hin und her, dass mein Kopf immer und immer wieder gegen die Stuhllehnen knallte. Doch der Grund für mein Unbehagen waren weder der Schmerz, noch die Tatsache, dass wir diese unglaubliche bescheurte Idee vielleicht nicht überleben würden. Nein, meine Wut hatte einen anderen Ursprung, und der saß gerade 2 sitze vor mir:
Wells
Mein Ex, der meine Eltern verraten hatte, der mich verraten hatte und der meinen Vater auf dem Gewissen hatte. Er hatte mein Geheimnis, welches ich ihm vertraulich erzählt hatte, einfach weiter geplaudert, nur um seinen Vater zu zeigen, wie toll er ja auch war. Das war erbärmlich und nicht zu entschuldigen. Ich hasste ihn und auch was immer er mit seinem plötzlichen erscheinen hier bezwecken wollte - es würde nicht funktionieren.
"Was schaust du denn so böse, Clarke?", scherzte meine Freundin Elenor.
Sie wusste von Wells, sie wusste wieso ich so wütend war. Und wieso ich zu ihr in eine Zelle gesteckt worden war.
Ich nickte zu Wells und versuchte ihn mit meinen blicken zu erstechen.
"Hey, ignoriere ihn. Geb dich nicht mit ihm ab, ok?", sagte sie.
Ich wollte gerade antworten als es einen lauten Knall gab und plötzlich alle herumschrien.
„Wir haben nur die Erdatmosphäre betreten", schrie ich im Versuch, alle zu beruhigen. Doch das war unmöglich.
Zu allen Überdruss schnallte sich ein Junge ab, der es anscheinend witzig fand, die Schwerelosigkeit auszunutzen.
Ich schloss die Augen und betete nun auch, dass wir die Landung auf die Erde überleben würden.
Und plötzlich war es vorbei. Mit einem Knall landeten wir, Funkensprühen und Eisen kamen auf uns herunter. Ich berichte meinen Kopf zu schützen, hörte schreie und weinen. Es war das reinste chaos.
Plötzlich fühlte ich etwas nasses an meiner Hand.
Blute ich?
Nachdem es etwas aufgehört hatte, machte ich mich los und stieß einen Schrei aus. Neben mir saß immer noch Elenor - mit einem Metallstück in der Brust.
„Oh Gott, El, bleib bei mir, bitte, du darfst nicht sterben", flüsterte ich panisch aber selbst ich mit meinen  nicht ganz vollendeten Medizinstudium konnte sehen, dass alle Hilfe für sie zu spät kam. Wütend schrie ich auf und zog damit unwillkürlich viele Blicke auf mich.
„Ist sie tot?", erklang die leise Stimme von Wells.
Natürlich, ihn hatte es nicht getroffen.
Wütend rannte ich an ihm vorbei, bloß weg von Elenor, Wells, und der Scheiße hier. Dann stoppte ich abrupt. Die Klappe des Transporters war geöffnet, helles Licht viel hinein und ich konnte Vögelgezwitscher hören. Wie erstarrt blieb ich stehen, geschockt, dass irgendein Idiot die Klappe geöffnet hatte.
„Wer war das? Die Luft könnte toxisch sein", schallte meine Stimme durch den Raum.
Belustigt drehte sich ein braunhaariger, relativ großer Junge zu mir um.
„Was? Das erste was dir bei diesen epischen Moment einfällt, ist die Gefahr, das die Luft toxisch sein könnte? Genieß doch mal was, Prinzessin!"
Wütend starrte ich ihn an. Wieso nannte er mich Prinzessin, und wieso tat er so, als würde ich ne überreagieren?
Erhobenen Hauptrs ging ich an ihm vorbei und aus dem Transporter raus. Wir würden so oder so sterben, wenn die Luft toxisch wäre. Draußen angekommen blieb ich wieder stehen - vor Staunen diesmal.
Die Farben waren viel einnehmender als ich es mir erträumt hatte und die Luft war so frisch.
"Bell!", hörte ich einen Schrei und wirbelte herum. Doch es war nur ein relativ jung aussehendes Mädchen, welches sich den Jungen, der mich gerade noch verspottet hatte, um den Hals warf. Betreten dachte ich daran, dass wenigstens zwei Personen sich hier richtig nahe standen - meine Freunde waren alle noch auf der Ark.
Oder tot.
Schnell drehte ich mich weg und ging ein paar Schritte Richtung Wald. Der Transporter war auf einer kleinen Lichtung gelandet, umzingelt von Bäumen.
Erst, als ich einen Schrei hörte, wurde mir wieder bewusst, dass nicht jeder so viel Glück wie ich gehabt hatte und unbeschädigt den Flug überstanden hatte.
Ich rannte auf ein Mädchen in einem Alter von ca. 17 Jahren zu, die auf der Wiese lag und sich schmerzverzerrt eine Wunde am Bein hielt.
"Hey, fass die Wunde  nicht an, sie könnte sich infizieren! Hat jemand ein Stück Stoff?", schrie ich in die Menge, die gerade auf die Lichtung trat.
"Wer bist du?", fragte das Mädchen skeptisch.
"Clarke Griffin, du? Ich bin Ärztin, keine Sorge, dass mit dem Bein wird schon wieder", versuchte ich sie zu beruhigen.
"Ich bin Harper", sagte sie jetzt schon etwas weniger misstrauisch.
"Ärztin also?", ertönte eine Stimme von hinten. Ich drehte mich um.
Es war dieser Bell.
„Ich bin übrigens Bellamy Blake, wo wir uns gerade so schön alle vorstellen", sagte er und reichte mir ein Stück Stoff.
„Danke", murmelte ich.
„Bitte, Prinzessin, eine muss uns ja versorgen", grinste er überheblich. Sofort stieg mein Puls wieder an.
„Was hast du mit deiner „Prinzessin"?"
Plötzlich schaute er mich fast abwertend und kalkulierend an.
„Du kommst von den reichen und zivilisierten auf der Ark. Deine Mutter war Oberärztin und dein Vater ein wichtiger Ingenieur. Alle deine Freunde haben auch ein hohen  Posten. Wenn der Rat erfährt, dass man hier leben kann, werden sie runterkommen und uns dann floaten. Immerhin sind wir in deren Augen immer noch Verbrecher. Nur du und der ach so brave Sohn des Ratsoberhaupt werden verschont bleiben!"
Sprachlos schaute ich ihn an. Dachte er das wirklich? Das ich bessere Chancen hatte zu überleben, nur wegen meiner Familie? Und wieso wusste er soviel über mich?
„Woher weißt du das?", flüsterte ich.
„Sowas spricht sich schnell herum", sagte er herablassend und ging.
Zurück ließ er mich, höst verwirrt und nachdenklich.
Schließlich wandte ich mich an Harper.
"Beweg dein Bein so wenig es geht, ok?"
Sie nickte und ich stand auf um mich um andere verletzte zu kümmern. Mittlerweile waren alle draußen, die Aufregung hatte sich etwas gelichtet und jeder versuchte sich ein Zelt zu reservieren.
Wells kam auf mich zu, in der Hand eine Tüte.
"Ich weiß, du willst nicht mit mir sprechen, aber bitte nimm dass Zelt."
Meine erste Reaktion war abzulehnen, dann entschied ich mich aber anders. Das Zelt konnte wirklich nützlich sein.
"Danke", murmelte ich und ging.
Auf dem Weg zu einer geigenden Stelle für mein Zelt, traf ich O, Octavia, Bellamy's Schwester.
"Tut mir leid für Bells Verhalten. Hab dein Gespräch mit Harper mitgehört", sagte sie.
"Woher kennst du Harper?"
"Sie war auf der gleichen Station wie wir, Fabrik Station."
Ich nickte und verabschiedete mich. Das hatte Bellamy also gemeint. Die ark war in 12 Teile geteilt, unteranderem Fabrik-, Mecha-, Hydra-, Farm -und Alpha Station.
Ich war auf der Alpha Station aufgewachsen, genauso wie Wells. Sie war die angesehenste und wichtigste Station. Dort wurden alle wichtigen Entscheidungen getroffen und ein Teil der Kommandozentrale lagt dort. Die restlichen Stationen, außer die Skybox (Gefängnisstation), waren Arbeitsstationen und unterrangig. Deswegen waren die meisten der 100 Kriminellen, die hier auf die Erde geschickt worden sind, von den restlichen 11 Stationen, da dort die größere Armut Gerüchte und die Kriminelle Rate höher war.
Kopfschüttelnd ging ich zu einer Stelle, nahe des Waldes und versuchte mein Zelt aufzubauen, wobei ich aber kläglich scheiterte.
"Brauchst du Hilfe?", erntönte eine Stimme. Ich fuhr herum und sah einen Jungen mit braunen Haaren und Augen grinsend vor mir stehen. Ich glaubte ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben.
"Ich bin Finn, Mecha Station", sagte er, als ich nicht antwortete.
"Deswegen kennst du dich mit Zelt bauen und so also aus", sagte ich nun etwas lockerer," Ich bin Clarke."
Er nickte.
"Ich weiß. Wenn die beste Freundin des Sohnes des Ratsvorsitzenden in die Sky Box kommt, spricht sich so was rum."
Nun nickte ich, betrübt.
"Hey, sorry, wollte dich nicht verletzen. Komm ich zeig dir das mit dem Zelt," sagte Finn aufmunternd," wow, du hast ja ein großes erwischt. Du Glückspilz."

𝖨 𝗇𝖾𝖾𝖽 𝗒𝗈𝗎-𝖡𝖾𝗅𝗅𝖺𝗋𝗄𝖾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt