Elf

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Finn und ich waren bisher schon seit gut zwei Stunden unterwegs, ohne eine Spur oder ähnliches gefunden zu haben. Ab und zu fanden wir zwar Fußabdrücke, aber die konnten genauso gut von den Groundern sein. Unser einziger Orientierungspunkt war der ungefähre Standort, wo die Kapsel gelandet war.

"Sicher, dass wir in die richtige Richtung laufen?", fragte ich. Finn nickte.
"Wir sollten in 20 Minuten da sein. Aber wir müssen aufpassen. Wir werden mit Sicherheit nicht die einzigen gewesen sein, die die Kapsel gesehen haben. Die Grounder könnten uns da erwarten."

Daran hatte ich noch nicht gedacht. Es war wirklich in vielerlei Hinsicht ein Risiko. Welches wir nur wegen Bellamy eingingen!
"Komm, gehen wir etwas schneller. Ich will vor ihm da sein", sagte ich und kletterte über einen umgefallenden Baum. Finn seufzte hörbar, sagte aber nichts.

Nach 30 Minuten trafen wir auf eine Lichtung, die weitgehend abgebrannt. In der Mitte des kleinen Loches, lag eine Kapsel. Eine Transportkapel für Personen.
"Was?", entfuhr es mir.
"Die ist für Menschen gedacht", murmelte Finn und trat näher.
"Aber dann muss sie auch ein Funkgerät haben. Damit könnten wir vielleicht die Ark kontaktieren!", sagte ich aufgeregt und überwand die letzten Meter.
In der Kapsel saß bewusstlos ein Mädchen mit einer Wunde auf dem Kopf. Ich starrte sie mit offenen Mund an. Wie hatte sie das überlebt?
"Finn...hier ist jemand", flüsterte ich, aber er schien mich nicht zu hören und mit irgendwas beschäftigt zu sein.
Ich rüttelte dem Mädchen an der Schulter, um sie aufzuwecken, falls Sie noch lebte. Ihren Puls zu urteilen tat sie das. Besorgt registrierte ich, dass sie öffnungsluke offen war. Hier war jemand schon gewesen.
Plötzlich öffnete die Person ire Augen und schaute sich verwirrt um.
"Bin ich auf der Erde?", fragte sie.
Ich nickte. Ihren Akzent zu urteilen, kam sie wirklich von der Ark. Von wo auch sonst?
"Wer bist du? Wieso kamst du runter? Was ist mit der Ark los, wieso kommt niemand runter und hilft uns?", fragte ich atemlos aber sie schüttelte nur verwirrt den Kopf.

"Ich bin Raven Reyes. Sie denken ihr seid tot. Ihr habt ja alle eure Armbänder abgenommen", sagte sie leicht anklagend und ich verfluche Bellamy dafür, dass er sie anderen dazu animiert hatte. Meins trug ich noch, aber auch ich hatte manchmal mit dem Gedanken gespielt, dem Rat eins heimzuzahlen.
"Wie geht es meiner Mutter Abby Griffin?"
"Ihr geht es gut, sie hat mich runter geschickt", sagte sie schnell und als ob sie sich dann bewusst wurde, dass sie auf der Erde war, stand sie auf und suchte was. Dann schaute sie mich panisch an.

"Das Funkgerät ist weg! Ich brauch es, sonst floaten sie heute 300 Unschuldige?"

Ich stolperte rückwärts und war mir nur zu bewusst, wer es genommen hatte. Ich hatte es gewusst. Mein Dad hatte recht behalten. Wir mussten das Funkgerät so schnell wie möglich finden!

Raven trat immun ebenfalls aus der Kapsel, streckte sich und schaute sich bewundernd um. Für einen Moment war das Funkgerät wahrscheinlich vergessen. Dann blieb ihr Blick an Finn hängen, der am Rande der Lichtung stand und uns fassungslos anschaute. Bevor ich fragen konnte, was los war, hatte sich Raven ihn schon um den Hals geworfen.

Erst freute ich mich, dass sie hier jemanden kannte, dann aber, als sie sich küssten, wurde mir mulmig zu mute. Ich war nicht eifersüchtig, ich wollte im Grunde ja nichts von Finn, aber irgendwie störte es mich trotzdem.

Ich wandte mich ab und begann die Kapsel noch einmal durch zu suchen, ohne Erfolg.
"Wir sollten Bellamy suchen gehen. Vielleicht hat er das Funkgerät noch. Wenn nicht...", sagte ich und schaute die beiden erwartungsvoll an.
Sie nickten und ich ging vor. Ich konnte die beiden nicht zusammen sehen und es tat mir gut, eine Aufgabe zu haben.

Wir wollten gerade aufgeben und zurück zum Lager gehen, als jemand aus dem Dickicht kam.
Bellamy.
Ohne Funkgerät.
Etwas in mir explodierte, konnte sich nicht mehr beherrschen.
Wutentbrannt ging ich auf ihn zu und schubste ihn nach hinten.

"Was fällt dir ein? Wie kannst du so egoistisch und ignorant sein und einfach unsere einzige Verbindung zu der Ark zerstören? Ich will deine Gründe gar nicht wissen, es interessiert mich nicht, was du getan hast, dass du so eine Angst davor hast, dass der Rat runterkommt, aber du hast uns alle damit den sicheren Tot ausgesetzt. Du bist das letzte Bellamy Blake!", schrie ich und funkelte ihn an.

Etwas huschte über sein Gesicht, ob es Reue oder Unbehagen war, konnte ich nicht sagen, aber ich würde etwas ruhiger.
"Bellamy Blake? Der, der Ratsvorsitzender Jaha angeschossen hat?", erklang Ravens glockenhelle Stimme, "sie suchen alle nach dir! Aber du bist ein miserabler Schütze, er lebt noch", sagte sie atemlos.
Ach, das war es also, wieso er sich so fürchtete. Eine Idee kam mir.
"Bellamy. Du. Bist. Kein. Mörder. Und jetzt hast du die Chance, 300 Leute zu retten, die sonst gefloatet werden, damit es auf der Ark länger Sauerstoff gibt. Wo ist das Funkgerät?", fragte ich vorsichtig.
Er sah mich zweifelnd an, aber ich sah seine Erleichterung. Dann antwortete er leise.
"Es ist zu spät."

Diesmal mehr an der Serie orientiert, findet ihr das besser? Zusätzliche Bellarke-Szenen gibt es dann natürlich trotzdem :)

𝖨 𝗇𝖾𝖾𝖽 𝗒𝗈𝗎-𝖡𝖾𝗅𝗅𝖺𝗋𝗄𝖾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt