Kapitel 26

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Am Samstag gingen wir mit den anderen Schülern nach Hogsmeade. Harry und Ron hatten sich jeweils einen Rucksack mit Essen umgeschnallt und ich trug noch einige Flaschen Kürbissaft. So ausgerüstet bummelten wir noch etwas durch Hogsmeade, bis wir uns um kurz vor halb zwei aufmachten um Sirius zu sehen. Wir folgten der Hauptstraße bis zu Derwisch und Banges. Dort führte die Straße aus dem Dort hinaus. "Hier war ich nie", meinte Harry leise. "Ich auch nicht", entgegnete Hermine. Hier draußen standen noch wenige Landhäuser mit großen Gärten. In so einem wohnten Remus und ich auch, bloß war unser Haus schon deutlich runtergekommener. "Ich glaube, da vorne ist es!", rief Ron, nachdem wir etwa zwanzig Minuten durch die hübsche Landschaft gegangen waren. Tatsächlich stand am Ende der Straße ein Gatter und an dem Gatter, mit den Vorderpfoten auf der obersten Stange lehnte "Sirius!", rief ich erfreut und brachte die letzten Meter rennend hinter mich. Harry, Ron und Hermine folgten mir rasch. Der Hund bellte freudig, sprang an uns allen hoch und leckte uns über die Gesichter. "Ist ja gut, Sirius", lachte Harry und wehrte den Hund ab. Sirius bellte laut und lief dann vor uns in Richtung des Berges. "Noch mehr laufen", seufzte Ron. Wir folgten dem schwarzen Hund noch fast eine halbe Stunde über unwegsames Geröll, bis wir eine Höhle erreichten. Drinnen verwandelte Sirius sich wieder in einen Menschen. Seine graue Augen blitzen erfreut, als er uns alle nacheinander musterte.  Hinter ihm stand Seidenschnabel, der uns ebenfalls anblickte. Rasch verbeugten wir uns vor dem Hippogreif und warf zufrieden den Kopf hin und her. Sirius hatte sich unterdessen auf die Taschen gestürzt, die Harry und Ron mit sich getragen hatten. "Hühnchen!" Er machte sich sofort über die Keule her und warf auch Seidenschnabel etwas zu. Sirius war deutlich abgemagert und seine Haare und Bart waren sehr gewachsen, seit wir ihn im Kamin gesehen hatten. "Ich habe die letzte Zeit nur von Ratten gelebt. Es fällt auf, wenn ich im Dorf zu viel Essen stehle", erklärte er zwischen zwei Bissen. "Was machst du überhaupt hier, Sirius?", fragte Harry und setzte sich zu ihm auf den Boden. "Ich erfülle meine Pflicht als Pate", meinte er und fügte nach einem kurzen Seitenblick zu mir leise hinzu: "Und meine Pflichte als Vater." Ich setzte mich ebenfalls. "Macht euch keine Sorgen. Für die Leute bin ich nur ein niedlicher Hund." "Dad..." Harry und ich sahen uns besorgt an. "Hört mal, ihr zwei. Nach Harrys letztem Brief war ich sehr beunruhigt. Etwas stimmt nicht und ich will in der Nähe sein, falls etwas passiert", erklärte er. "Ich schnappe mir immer die Zeitungen, wenn sie jemand wegwirft und anscheinend bin ich nicht der einzige, der so denkt." "Dich könnte jemand erkennen", schimpfte ich. "Nein, niemand außer euch vier und Dumbledore weiß, dass ich ein Animagus bin." "Naja und Remus", hielt ich dagegen. "Eben, es sind nur wenige, vertrauenswürdige Menschen. Amy, mach dir keine Sorgen. Niemand wird mich erkennen." Ich war zwar nicht sonderlich beruhigt, sagte aber nichts mehr. Hermine blätterte gelangweilt durch den Tagespropheten, den Sirius mit hierher gebracht hatte. "Barty Crouch... Schwere Krankheit nicht ausgeschlossen... lässt sich kaum blicken...", murmelte sie vor sich hin. "Er sah wirklich nicht sonderlich gesund aus", meinte Harry und warf ebenfalls einen Blick auf die Zeitung. "Ist ja auch kein Wunder. Vielleicht fällt ihm auf, was ihm fehlt, wenn er seine Hauselfe feuert." "Was? Crouch hat seine Hauselfe rausgeworfen?" Sirius sah uns verwirrt an. Ich nickte. "Nach der Quidditchweltmeisterschaft." "Sie hatte den Zauberstab mit dem das dunkle Mal beschworen wurde", ergänzte Hermine "Meinen Zauberstab, um genau zu sein", warf Harry dazwischen. "Dein Zauberstab?" Sirius wurde zunehmend verwirrter und auf seiner Stirn bildeten sich einige Falten. "Erzählt mir das vorne", bat er. Hermine fasste die Geschehnisse auf der Weltmeisterschaft rasch zusammen. "Hattest du deinen Zauberstab noch, als du in der Ehrenlounge warst?", fragte Sirius, als sie geendet hatte. "Was ich nicht genau. Ich habe ihn nicht gebraucht, bis wir im Wald waren. Und da war er dann weg." "Wer war alles in dieser Lounge? Außer euch, meine ich?" "Winky, ein paar bulgarische Minister, Fudge, die Malfoys", zählte Hermine auf. "Die Malfoys! Natürlich, ich wette Draco wollte Harry eins auswischen!", rief Ron dazwischen. "Quatsch, warum sollte er das tun?", hielt ich dagegen. "Na, weil er ein arrogantes..." Ein Blick von Hermine ließ Ron verstummen. "Und Ludo Bagman war noch da", fiel Harry ein. "Mhhh, Bagman kenne ich kaum. Was ist er für ein Mensch?" Harry erklärte Sirius, dass Bagman eigentlich ganz in Ordnung war und ihm immer seine Hilfe für das Turnier anbot. Sirius schien immer noch ganz überzeugt zu sein, aber kam wieder auf Winky zurück. "Und sie hatte wirklich den Zauberstab in der Hand?" Wir nickten. "Was hat Crouch gemacht, als er sie gesehen hat?" Etwas verwundert über die Frage, überlegte ich. "Ich glaube, er hat nach irgendwas im Gebüsch gesehen." "Ja, er wollte nachsehen, ob noch jemand da wäre, hat aber niemanden gefunden." "Mhhh, Mhhh", machte Sirius und fuhr sich nachdenklich über seinen Bart. "Seine Hauselfe rauszuwerfen sieht ihm ähnlich. Das ist ganz Crouch", murmelte er. "Du kennst Crouch?", fragte Hermine. "Ja, natürlich kenne ich Crouch. Er hat mich nach Askaban gebracht-ohne Gerichtsverhandlung." "Was?!", riefen wir vier gleichzeitig. "Ihr wusstet das nicht?" Sirius biss erneut in ein Hühnchen. "Er war sogar als nächster Zaubereiminister im Gespräch. Er ist ein Zauberer mit starken, magischen Kräften und machthungrig. Er war aber niemals ein Anhänger Voldemorts. Er hat sich ganz klar von der dunklen Seite abgewandt. Er hat Gewalt mit Gewalt bekämpft, damals. War eine grausame Zeit, viele Tote. Naja, war ein ganz schöner Schock für ihn, als es bekannt wurde, dass sein eigener Sohn ein Todesser war." "Sein eigener Sohn?", unterbrach ihn Ron entsetzt. "Psst", machte Hermine und Sirius fuhr fort: "Man hat den Sohn selbstverständlich nach Askaban gebracht. Ich war damals auch schon dort, habe alles gesehen." "Und hat Crouch seinen Sohn rausgehauen?", unterbrach Hermine nun selbst. Ron verdrehte die Auge. "Rausgehauen?" Da kennst du Crouch wirklich schlecht, Hermine. Er würde alles tun, damit sein Ruf unbeschadet bleibt. Rausgehauen? Er hat seinen eigenen Sohn nach Askaban geschickt, obwohl seine väterliche Zuneigung noch soweit ging, dass er einen Prozess bekam. Hat natürlich nichts gebracht. Viel mehr konnte Crouch so zeigen, wie sehr er seinen Sohn doch hasste. Dann hat er ihn zu den Dementoren geschickt." "Er hat seinen eigenen Sohn den Dementoren ausliefern lassen?"", flüsterte Harry. Sirius nickte. "Ich hab gesehen, wie sie ihn gebracht haben. Er war höchstens neunzehn. Er war in einer Zelle in meiner Nähe. Nachts hat er immer nach seiner Mutter geschrien, aber nur die erste Nächte, dann ist er auch verstummt... Alle sind irgendwann verstummt." Sirius' Blick brach. Vorsichtig berührte ich seine Hand. "Dad?" Er schüttelte den Kopf und grinste schief. "Schon in Ordnung." Er nahm meine Hand und drückte sie. Ich legte den Kopf schief und lächelte etwas. "Und ist er immer noch in Askaban?", fragte Harry. "Nein. Er starb, ungefähr ein Jahr nachdem sie ihn eingeliefert haben." "Er ist gestorben?", wiederholte Hermine entsetzt. Sirius nickte. "Seine Eltern haben ihn auf dem Sterbebett noch einmal besucht. Crouch war nur dieses eine Mal da. Er musste seine Frau damals raustragen, so schwach war sie. Sie ist auch kurz darauf gestorben, an Verzweiflung. Sie hat gelitten, wie ihr Junge. Crouch hatte alles verloren, als er geglaubt hatte, alles zu besitzen. Kann einem irgendwie Leid tun. Die Leute haben das Vertrauen an ihn verloren und so konnte Fudge den Chefposten ergattern und Crouch wurde in die Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit geschoben." Wir schwiegen alle betreten, als Sirius geendet hatte. Ich ließ seine Hand los und fuhr durch die Haare. "Das ist also der Grund, weshalb Crouch so über reagiert hat, oder? Weshalb er Winky gefeuert hat?" Sirius nickte. "Ich denke schon." "Moody meint, dass Crouch wie besessen nach Todessern sucht. Vielleicht ist das der Grund, weshalb er Snapes Büro durchsucht hat", überlegte Ron. "Und Karkaroff hat ihm etwas auf seinem Arm gezeigt", führte er seine Gedanken weiter aus. "Vielleicht ist Snape auch noch ein Todes..." "Quatsch, er hat Harry im ersten Jahr das Leben gerettet, weißt du nicht mehr? Und Dumbledore vertraut ihm", unterbrach Hermine ihn mit hochnäsigem Blick. "Das macht alles keinen Sinn." "Dumbledore vertraut Snape, dass ist richtig. Aber trotzdem gehört er früher zu einer Gruppe, die sich alle ausnahmslos als Todesser herausgestellt haben", meinte Sirius und streckte sich. "Wie spät ist es eigentlich?" "Gleich halb vier", sagte Hermine nach einem Blick auf ihre Uhr. "Dann solltet ihr langsam zurück zur Schule. Ich begleite euch noch bis zum Dorfrand." "Dad, du solltest wirklich nicht mit uns kommen, was ist wenn dich jemand erkennt?" "Amy, Liebes. Ich habe es dir doch erklärt. Niemand wird mich erkennen, versprochen." Ich verzog mein Gesicht ungläubig und er lachte leise. "Was ist?" "Wenn du so schaust, siehst du aus wie Marlene. Immer wenn sie mich ausgeschimpft hat, sah sie genauso aus." Er seufzte und sein Blick verdunkelte sich. "Wir sollten wirklich los", murmelte er und verwandelte sich.

Am Dorfrand verabschiedeten wir uns von ihm. Ich vergrub mein Gesicht in seinem dichten Fell. "Pass bitte auf dich auf, Dad. Ich hab dich lieb." Sirius stupste mich zärtlich an und bellte leise. Ebenso verabschiedete er sich von Harry. Hermine und Ron streichelten ihm noch rasch über den Kopf, ehe wir mit den leeren Rucksäcken und Flaschen wieder zum Schloss liefen. "Sirius muss euch wirklich gern haben, wenn er von Ratten lebt", meinte Ron, als er den köstlichen Essensgeruch roch. Nach dem Essen liefen wir nochmal in die Küche und nahmen etwas zu Essen mit, um es Sirius zu schicken. Hedwig schickten wir mit einem Brief zu Percy. Sirius kam noch auf die geniale Idee einfach Crouchs Assistenten zu fragen, wo er war. Pig und Orion schickten wir mit einem riesigen Essenspaket zu Sirius. "Übrigens fahre ich in den Osterferien nach Hause", erklärte ich den Dreien, als wir wieder zurück zum Gryffindorgemeinschaftsraum liefen. "Ich will nicht, dass Remus so alleine ist. Außerdem haben wir meinen Geburtstag immer gemeinsam gefeiert und da wollte ich..." "Geburtstag!", rief Hermine und unterbrach mich. "Ich hab noch kein Geschenk für dich, Skyla." Ich grinste. "Hermine, ich habe am 9. April Geburtstag, dass sind noch fast vier Wochen." "Ich werde mir gleich etwas ausdenken", ignorierte sie meine Aussage und eilte schon vor. Harry und Ron schüttelten den Kopf. "Typisch Hermine", meinte ich. Die Beide stimmten mir schmunzelnd zu.  

Die Tochter des MördersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt