Kapitel 81 *the test*

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Als ich später wieder zu Hause ankam, legte ich den Schlüssel wieder an seinen Platz und zog mir Schuhe, wie auch Jacke wieder aus. Dann nahm ich mein Handy in die Hand und wählte Judy's Nummer, als sie abnahm sagte ich: "Kannst du bitte kommen? Es ist dringend"

Ich hörte noch wie sie sagte: "Bin unterwegs" und kurz darauf war sie weg. Ich setzte mich auf die Couch, zog meine Beine an meine Brust und sah erneut total emotionslos den Vögeln auf der Terrasse dabei zu, wie sie ihr Futter pickten.

Als ich die Klingel hörte, sprang ich sofort hoch und lief mit schnellen Schritten zur Tür. Judy trat ein und begann sich sofort Schuhe und Jacke auszuziehen, dabei fragte sie etwas außer Atem: "Was ist los Süße?"

Langsam liefen wir ins Wohnzimmer und ich begann zu sprechen: "Es ist zwei Monate her."

"Was ist zwei... Nein! Scheiße!! Du meinst..." ihr Mund blieb offen stehen und sie sah mich total entsetzt an. Dann öffnete ich die Schublade am Schreibtisch und hielt ihr einen Schwangerschaftstest entgegen. "Bist du etwa" fragte sie leicht stotternd. Langsam kam sie mit weit aufgerissenen Augen auf mich zu und streifte sich dabei noch ihren Schal vom Hals.

Ich schluckte einmal leer und sagte dann: "Ich weiß es nicht Judy. Ich habe mich nicht getraut es zu machen wenn ich alleine bin."

Mit den Worten liefen mir auch schon Tränen über die Wangen. Judy kam auf mich zu und nahm mich fest in die Arme, dabei fragte sie: "Wieso weinst du Süße? Das hast du dir doch immer so sehr gewünscht?!"

Ich löste mich von ihr und trat einen großen Schritt zurück. Dabei begann ich laut zu lachen und gleich darauf wieder wie Schlosshund zu heulen. Dabei sagte ich total aufgebracht: "Wenn ich jetzt schwanger wäre, dann wäre das eine Katastrophe."

"Wovon sprichst du?" fragte sie nun leicht kopfschüttelnd.

"Wovon ich... verdammt Judy. Davon mal abgesehen das ich in letzter Zeit nicht gerade vorzeigemäßig gelebt habe, könnte es von Samu und von Johannes sein. Mit Johannes bin ich nicht mehr zusammen und Samu... verdammt! Ich wusste es. Ich wusste das ich ihm alles versauen werde. Was soll das? Will er mich bestrafen dieser beschissene Gott da oben?" ich fiel auf meine Knie und begann fürchterlich zu weinen.

Judy kniete sich zu mir und nahm mich fest in ihre Arme, dabei sagte sie: "Hör damit auf Emilia, wir wissen doch noch nicht einmal ob du überhaupt schwanger bist. Ich bin hier ok? Und egal was da jetzt raus kommt, wir werden das gemeinsam schaffen, hörst du? Mach jetzt diesen Test" langsam beruhigte ich mich wieder etwas bei ihren Worten. Sie hatte recht. Ich muss endlich diesen Test machen, um endlich Gewissheit zu bekommen. Danach konnte ich mir noch immer überlegen, welchen Freitod ich wählen würde. Also stand ich wortlos auf, nahm den Test und ging auf die Toilette. Nach kurzer Zeit kam ich wieder raus, legte den Test verkehrt auf den Schreibtisch und setzte mich zu Judy auf die Couch. Gerade als sie mich fest in den Arm nahm, läutete mein Handy. Es war Samu. Verdammt! Ich hatte gestern auch schon nicht mehr mit ihm telefoniert und ich wüsste wie sehr er das hasste, wenn er mich nicht erreichte. Erneut begann ich zu weinen. Judy nahm mir mein Handy aus der Hand, drückte ihn erbarmungslos weg und schaltete es sofort aus. Dann setzte sie sich mit mir wieder hin und sagte: "Egal was da jetzt raus kommt Emilia... wir schaffen das ok?!" ich brachte kein einziges Wort über meine Lippen. Ich legte meinen Kopf zwischen meine Beine und betete zu Gott den ich vorhin noch eben beschimpft hatte, das er mir das jetzt bitte nicht antun durfte. Diese Minuten kamen mir wie verdammte Tage vor. Judy's Worte hörte ich nur noch wie aus weiter Ferne. Sie redete und redete und ich hätte am liebsten erneut darauf los kotzen können. Plötzlich sagte sie: "Es sollte jetzt soweit sein."

Hilfesuchend sah ich sie an, meine Herz begann wie wild zu rasen und ich hatte das Gefühl das ich jeden Moment in Ohnmacht fallen könnte. Plötzlich verging die Zeit doch viel zu schnell. Ich sah ihr in die Augen und sagte: "Ich kann das nicht. Ich glaube ich will es nicht sehen."

"Wollen wir noch etwas warten?" fragte sie kurz nach. Ich nickte und wir blieben noch eine Zeit lang sitzen, bis sie erneut sagte: "Ich glaube du solltest es dir nun ansehen Emilia."

"Ich... ich kann das nicht. Bitte mach es du" sagte ich stotternd. Langsam stand sie auf und lief Richtung Schreibtisch. Ich hielt mir meine Hand über meinen Mund und verspürte eine erneute Übelkeit in mir hoch kommen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, als wenn mir jemand die Luft abschnüren würde und ich einfach nicht in der Lage war mich dagegen zu wehren. Ich konnte ihren tiefen Schnaufer hören, dann drehte sie dieses Stäbchen und ich sah ihr dabei nur in ihr Gesicht. Ich konnte keinerlei Emotion darin erkennen. Langsam kam sie damit auf mich zu und fragte: "Bist du bereit?" meine Hand wanderte nun von meinem Mund auf mein Herz, weil ich wirklich ernsthaft das Gefühl hatte, jeden Moment einen Herzinfarkt zu bekommen. Ich nickte ihr zurückhaltend zu und sie drehte das Testergebnis in meine Richtung.

The right one / Sunrise Avenue FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt