Jill sitzt in einem der vielen Räume in Malfoymanor, einem der kleinen Wohnzimmer. Warum man ein so großes Haus benötigt, weiß sie nicht, aber sie wird es als Gast auch nicht kritisieren. Zumal, sie war nun schon oft genug Gast in diesem Haus um sich darin nicht mehr zu verlaufen. Sie streicht sich eine Strähne hinters Ohr und wendet sich dann wieder dem Buch zu, das sie in den Händen hält.
Jay ist mit Lucien im Poll und soll weiter schwimmen lernen. Jill hat sich dazu entschieden nicht mitzugehen, da Lucien das erste und einzige Mal, als sie mitgegangen war, sich dazu entschieden hatte, dass es mehr Spaß machte seine beste Freundin zu ärgern als auf Jay zu achten. So sitzt sie nun mit dem Buch aus der großen Bibliothek hier und wartet, das die beiden fertig werden.
Sie hebt den Kopf, als sie ein leises Geräusch hört und eine reine, beinahe nicht wahrnehmbare Röte zieht sich über ihre Wangen. Lucius hat den Raum betreten und setzt sich nun zu ihr. Einen Moment lang weiß Jill nicht, was sie tun soll, dann aber fallen ihr doch noch einige Dinge ein, die sie gerne mit Lucius besprechen möchte, nach Möglichkeit, ohne das Jay etwas davon mitbekommt.
„Darf ich dich ein paar Dinge fragen?" Jill ist sich nicht sicher, ob sie das wirklich fragen soll. An sich weiß sie, dass es ihr erlaubt ist alles zu fragen. Die Frage ist eher, ob der blonde Lord Zeit hat. Aber in seiner Nähe hat sie sowieso immer das Gefühl, dass ihr Gehirn sich abschaltet und auf Urlaub fährt.
„Sicher." Jill fühlt sich unter dem Blick aus den grauen Augen etwas unwohl, rafft sich dann aber doch zusammen. „Zunächst einmal Jays Erbschaft. Er ist als Sohn der Potters geboren, er hat sie lange ertragen. Trotz allem hast du ihn adoptiert. Erhält er dennoch als Kind der Potters einen Erbanteil oder nicht?"
„Er erhält den Teil, der ihm rechtlich zusteht. Die Kobolde haben seinen Teil bereits in einen Erbschaftsvertrag gesteckt. Er wird also seinen rechtlichen Anteil nach dem Tod seiner Eltern erhalten. Dabei wird streng auf die Ausgaben und Schenkungen der Potters geachtet." „Wissen die Potters davon, dass Jay einen Erbschaftsanspruch hat?"
„Es wurde ihnen nicht noch einmal extra mitgeteilt, aber sie sollten es wissen. Zumindest wenn sie sich mit den rechtlichen Grundlagen auseinander gesetzt haben." Jill nickt. „Dann hätte ich noch eine Frage zu Professor Quirrel. Der hat die Schule ja sehr überstürzt verlassen. Weißt du darüber etwas genaueres?"
„Er hat die Schule nicht verlassen, zumindest deutet alles darauf hin. Er scheint in der Schule verschwundenen zu sein. Dumbledore konnte sich das allerdings natürlich nicht leisten und hat daher verbreiten lassen, dass der Professor überstürzt aufbrechen musste, allerdings ist das nicht bestätigt worden." Jill schweigt einen Moment.
„Wegen den Prozessen, die gegen ihn und seine Schüler laufen, nicht wahr? Deswegen konnte er es sich nicht leisten, dass noch etwas in die Richtung bekannt wird." „Ja, wobei die Prozesse nun alle gegen ihn laufen. Die Übergriffe auf Jay sind von Schülern ausgeführt worden, sowohl der mit dem Geschwürrfluch, als auch der mit der Entführung in den dritten Stock. Zu diesem Zeitpunkt war niemand der Schüler volljährig, damit standen sie unter Aufsichtspflicht des Direktors und dieser wurde dafür angeklagt."
„Vollkommen zurecht. Es kann nicht angehen, dass der Direktor solche Übergriffe nicht sanktioniert. In ein paar Jahren hätten wir einen vollkommenen krieg in der Schule, spätestens wenn Nick Potter Vertrauensschüler geworden wäre." „Du glaubst, er wäre es geworden?" „So wie der Direktor seinen Jungen der lebt bevorzugt, ja. Ohne jeden Zweifel ja. Es wäre zwar gegen jede Vernunft gegangen, aber er wäre es geworden."
Einen Moment herrscht Stille. Lucius weiß, dass Jill Recht hat und kann und will sich die Zustände, die dann in der Schule geherrscht hätten, nicht vorstellen. „Die Prozesse gegen Dumbledore sind in den nächsten Tagen. Es wird ziemlich hektisch werden." „Ich weiß, ich habe als Minderjährige wählen dürfen, ob ich als Zeugin aussage. Meine Eltern meinten, wenn ich mich schon so einmische, dann habe ich auch als Zeugin auszusagen."
„Es wird dich vielleicht überraschen zu hören, aber es hat noch jemand anderes seine Zusage gegeben. Adrien Leaou hat sich ebenfalls zu einer Zeugenaussage entschlossen." „Das kommt überraschend. Ich hätte nicht geglaubt, dass einer der Löwen tatsächlich diesen Mut beweist und eine Aussage macht."
Erneut ist es einen Moment lang ruhig zwischen beiden und als Jill zu dem blonden Lord sieht, seinen nachdenklichen Blick registriert, spürt sie wie ihre Wangen erneut heiß werden. Sofort sieht sie auf ihre Hände.
„Was meinst du wird bei den Verhandlungen heraus kommen?" Jill will der unangenehmen Stille zwischen ihnen entkommen, denn obwohl sie solche Momente sonst genießt, im Moment will sie keine Stille haben. Sie hat das ungute Gefühl, dass sie dann etwas tun wir, was sie bereuen würde. Innerlich verkrampft sie, nur um sich selbst daran zu hindern auf ihrem Platz hin und her zu rutschen.
„So sehr ich auch hoffe, dass Dumbledore seinen Posten verliert, es muss zunächst ein anderer gefunden werden, der seinen Platz einnehmen kann. Diesmal werden sie sehr genau prüfen, nur um nicht noch einmal einen solch blind begangenen Fehler zugeben zu müssen. Daher könnte es sich hinziehen."
„Sie werden also diese Gefahr für Schüler und Angestellte an der Schule dulden?" Jill will es nicht glauben. „Dulden wird sehr wahrscheinlich das richtige Wort dafür sein. Sehr wahrscheinlich werden sie ihm jede Macht an der Schule entziehen und Sanktionen legen. Er wird eben erst rausgeschmissen, wenn sie einen Ersatz haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht inkompetent genug sind und dem alten Mann sagen, wenn sie als seinen Nachfolger in Betracht ziehen."
Darüber muss Jill einen Moment nachdenken. „Sie meinen er würde die potentiellen Kandidaten aus dem Weg räumen?" „Dumbledore hat eine unvergleichliche Gabe, dass seine Gegner und jene, die ihm gefährlich werden könnten, mit einem Mal schreckliche Unfälle erleiden, sich schwere Krankheiten einfangen oder sonstig unauffällig nicht mehr in der Lage zu tun, was Dumbledore missfallen könnte."
„Damit wäre das unauffällig wieder auffällig, allerdings kann man es ihm nicht nachweisen. Nicht wahr?" „Wahr. Niemand kann ihm etwas nachweisen und ohne gesteigerten Verdacht darf man ihn nicht unter Veritasserum befragen." Jill will eigentlich etwas erwidern, als die Tür auffliegt und Jay heinläuft, mit noch feuchten Haaren und lachend.
Er schmeißt sich in Jills Arme und der geht das Herz auf, weil sie Jay so unglaublich fröhlich sieht. Selbst mit einem Lächeln auf den Lippen, legt sie die Arme um den Kleinen und schaut dann zu Lucien, der seinem kleinen Cousin folgt, ebenfalls grinsend. Er lässt sich auf einen freien Sessel fallen und sieht in die Runde.
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Im Haus der Schlangen
FanfictionJay Malfoy, geboren als Harry Potter, hat sein erstes Schuljahr auf Hogwarts überstanden, mit Hilfe seiner neuen Familie und seiner Beschützer Jill Jackson. Doch sein Leben ist nicht problemlos. Seine Streitereien mit seiner Geburtsfamilie, insbeson...