Verteidigungsunterricht - aber nicht wirklich

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„Ihr macht das alle sehr gut. Macht einfach weiter so." Jay ist sich nicht sicher, was es ihnen bringen soll, was sie hier tun. Emely, ihre Haussprecherin, lässt sie nun schon seit fast einer Stunde die Bewegungen eines Zauberspruches namens Protego üben, über den sie zuvor alles in ihrem Buch lesen mussten.

Der Zauber, der ein einfaches Schutzschild heraufbeschwört, dass je nachdem wie groß der Wille des Magiers ist das zu schützende etwas zu schützen, stärker oder schwächer ausfällt, findet er eigentlich interessant, doch gerade verliert selbst er die Lust daran ihn zu üben. So nett Emely auch ist und so sehr sie eine gute Haussprecherin ist, sie keine gute Lehrerin und das müssen die Zweitklässler gerade erfahren.

Von den älteren wurde es schon in der ersten Schulwoche organisiert, dass sie den Jüngeren alles beibringen, was diese brauchen um das Jahr in Verteidigung gegen die dunklen Künste zu bestanden. Sie haben immer wieder einen anderen der Älteren, der ihnen etwas beibringt, dadurch viele verschiedene Lehrer, die unterschiedlich an die Dinge herangehen.

Eine der wenigen, die sie nicht als Lehrer hatten, ist Jill, denn diese bereitet sich auf ihre Heilerprüfung vor, während die anderen Sechstklässler keine größere das Jahr haben. Die Fünft- und Siebtklässler haben trotz allem geholfen, weil es eine gute Wiederholung für sie ist. Zumindest ist das die Begründung. Nur scheint Emely das etwas zu ehr zu Herzen genommen haben.

„Emy, ich glaube das reicht. Sie haben es verstanden." Dorian, einer der anderen Siebtklässler, kommt herüber und legt Emely eine Hand auf die Schulter. „Erinnere dich daran, wie du es fandest, als wir nichts anderes tun konnten, als Bewegungen zu tun. Lass sie wenigstens Magie übe. Außerdem sieht das bei allen sehr gut aus." Er schenkt den Zweitklässlern ein aufbauendes Lächeln und geht dann zu der wartenden Gruppe von Drittklässlern, die scheinbar zu ihm zugeteilt sind.

„Also gut. So wir stellen uns jetzt in eine Line. Falls etwas schief geht treffen wir wenigstens niemanden. Also denkt an die Bewegung, fokussiert euch darauf, dass ihr euch schützen wollt und dann zaubert." Damit tritt sie hinter die Fünf, die sich in einer Linie nebeneinander aufstellen. Jay schließt die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, bevor er seinen Zauberstab schwingt und die Formel ausspricht.

Vor ihm erscheint ein Schild, das beinahe sofort unsichtbar wird, nur allein durch das Gefühl, dass er Magie wirkt, weiß er, dass es noch da ist. Sehen kann er es nicht. „Oh, du hast es geschafft Jay. Und dann auch noch gleich beim ersten Mal. Das ist wirklich gut." Emely lächelt ihn an und auch wenn Jay das Gefühl hat, dass es aufmunternd sein soll, so weiß er doch nicht, ob er sich glücklich fühlen soll.

Am liebsten würde er zu Jill laufen und sich von ihr Zusicherung holen, doch er will es nicht um sie nicht zu stören und um vor den anderen nicht wie ein Kleinkind zu erscheinen. „Hey, das ist so cool. Du hast es gleich beim ersten Mal geschafft." Natascha grinst ihn an und klopft ihm auf die Schulter, während Blaise um ihn herum hüpft.

Emely seufzt und massiert sich den Nasenrücken. Sie fünf Zweitklässler benehmen sich daneben. Jay kann eigentlich nichts dafür, außer der Tatsache, dass er den Zauberspruch geschafft hat, Antonia hat es irgendwie geschafft ihre blonden Haare abstehen zu lassen als hätte sie in eine Muggelsteckdose gegriffen, und Theo wedelt zu heftig mit seinem Zauberstab.

„Okay, stopp." Die Fünf sehen sie verwirrt an und Emely nimmt die Finger von der Nase, zieht ihren Zauberstab und beschwört wortlos ein Kuscheltier herauf. „Ihr vier schaut zu, Jay, du legt dein Schutzschild um den Bären. Ich versuche ihn mit einfachen Farbzaubern zu treffen. Dein Schild sollte stark genug sein sie abzuhalten. Andernfalls werden wir es sehen." Jay nickt unsicher, postiert sich dann aber auf der anderen Seite des Tisches.

Er atmet tief durch und versucht sich erneut zu konzentrieren, bevor er den Zauber wirkt. Erneut flackert kurz ein Schild auf, diesmal um den Stoffbären, bevor es wieder unsichtbar wird. Emely wartet noch einen Moment, dann beginnt sie zu zaubern. Die ersten zwei Zauber prallen an dem Schild ab, die Lichter klar und deutlich sichtbar. Sobald ein Zauber das Schild trifft, erkennt man es kurz, bevor es wieder unsichtbar wird.

Doch zur Überraschung der Siebtklässlerin hält Jays Schild noch weit mehr ihrer Sprüche ab. Irgendwann gibt sie es kopfschüttelnd auf. „Dein Schild ist wirklich gut, Kleiner. Da ist schon auf wesentlich höherem Niveau, als ihr es brauchen werdet. Zumindest für dieses und das nächste Jahr. Mach du Pause und ruh dich etwas aus, der Zauber hat dich scheinbar erschöpft. Und ihr vier, übt schön weiter. Ihr habt ja jetzt gesehen, wie es gehen kann."

Damit wird Jay erlöst und er lässt sein Schild verschwinden. Jetzt bemerkt er, wie anstrengend der Zauber wirklich ist und geht die Treppe nach ganz unten, wo Jill und Lucien ein Sofa belegt haben. Wortlos kuschelt er sich an Jill, die mit ihren Büchern für ihre Heilerprüfung lernt, und sie legt einen Arm um ihn.

Im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt