Jay streicht Keks durchs Fell und die Katze schnurrt, wobei ihr ganzer Körper vibriert. Ihm gefällt es nicht, dass sie heute vorhaben in die Winkelgasse zu gehen, gerade mit dem, was beim letzten Mal passiert war. Er will auf gar keinen Fall, dass Lucien erneut verletzt wird oder etwas anderes passiert. Passieren wird aber vermutlich etwas, es passiert immerhin immer etwas.
Und gerade das muss er nun ohne Jill tun, denn die ist wieder bei ihrer Familie um die letzten paar Ferientage mit diesen zu verbringen. Sie hat sich lange von Jay verabschiedet und ihn lange gehalten und beruhigt. Es klopft und Jay hebt den Kopf, fordert die Person vor der Tür einzutreten. Es ist Lucien, der die Tür öffnet und direkt zu dem Erkerfenster sieht.
In diesem ist ein gepolstertes Fensterbrett, das mit Kissen ausgelegt ist. Jill liebt diese Ecken, die es in den meisten der privaten Zimmer in Malfoy Manor gibt. Sie kuschelt sich dort gerne mit Jay ein und er liebt es, diesen Körperkontakt zu haben, ihre Wärme und Zuneigung zu spüren. Der ältere durchquert den Raum und bleibt vor Jay stehen.
Große, grüne Augen schauen zu Lucien auf. „Wir sind soweit und wollen gehen." Jay lässt Keks runter und die Katze rollt sich zwischen den Kissen zusammen. Der Grünäugige lässt sich aufhelfen und löst seine Hand wieder von Luciens. Wäre es jetzt Jill, würde er sich eng an sie schmiegen, aber bei seinem Cousin hat er noch Berührungsängste.
Gemeinsam gehen sie nach unten in die Eingangshalle, wo Lucius auf sie wartet. Die Hauselfen reichen ihnen ihre Umhänge und die Schuhe. Vorsichtig und noch sehr schüchtern schiebt Jay seine Hand in die große seines Vaters. Der dreht den Kopf, sieht zu dem Schwarzhaarige und lächelt ihn aufmunternd zu, während er die Hand schließt und unterstützend drückt.
Lucien nimmt die andere Hand seines Onkels und dieser appariert. Direkt nachdem sie in der Gasse gelandet sind, löst wich Lucien wieder. Jay aber hält weiter fest an Lucius, der dazu gar nichts sagt, sondern einfach mit seinem Sohn an der Hand hinter seinem Ziehsohn hinterher geht. Der stört sich an den Blicken der Leute nicht und marschiert mit hoch erhobenen Kopf und einem frechen Grinsen im Gesicht die Gasse hinunter.
Jay dagegen rückt eng an Lucius heran und versucht unsichtbar zu werden. Die Blicke, die ihm von allen Seiten zugeworfen worden, hasserfüllt und mitleidig, machen ihm Angst und lassen seine Haut kribbeln. In seinem Inneren streiten sich zwei Stimmen. Die eine möchte näher an Lucius und weg von den Blicken, die andere fürchtet Zurückweisung und möchte loslassen.
Lucius merkt, dass sein Sohn sich unwohl fühlt und wirft mit strengen Blicken um sich, vertreibt so auch jeden, der meint sich ihnen nähern zu müssen. Die blitzenden, grauen Augen, die sehr deutlich zeigen, dass er die seinen beschützen wird, schrecken die meisten ab und sie nähern sich ihnen doch nicht.
Bei dem kleinen Schreibwarenladen, der nicht vielen auffällt, aber durch seine gute Qualität auffällt, wartet Lucien auf sie, bevor er als erstes in dem Laden verschwindet. „Jay sollte eine bunte Tinte bekommen. Er hat sie sich verdient und es würde ihm sicher gefallen." „Möchtest du dir Tinte aussuchen?" Jay nickt, noch immer schüchtern, und wird von Lucien an der Hand gepackt.
Er zieht den Jüngeren hinter sich her durch den Laden. Etwas überrumpelt folgt Jay ihm, auch wenn er lieber langsam gehen und sich alles ansehen würde. In der Winkelgasse war er bisher nur das eine Mal gewesen, als sie von Sirius Black angegriffen wurden. Seine Erzeuger hätten ihn niemals mitgenommen, er war weder vorzeigbar noch wichtig genug.
Vor einem riesigen Regal mit kleinen Gläsern mit Tinte darin bleibt Lucien stehen und Jay kann sich das erste Mal in Ruhe umsehen. Jedes einzelne der Gläser strahlt in einer anderen Farbe und wenn sie doch schwarz oder blau sind, dann sind sie selbstkorrigierend, verschwindend, duftend oder haben einen anderen Zusatz, der sie wertvoll macht.
„Schau mal, diese hat genau die Farbe deiner Augen." Lucien zieht ein Glas aus dem Regal und zeigt es Jay, der nur nickt und seinen Blick weiter prüfend über die kleinen Gläser wandern lässt. Ein Glas zieht seine Aufmerksamkeit auf sich und immer wieder fällt sein Blick darauf. Ein tiefes lila, sehr genau den Ton von Jills Amethysten treffend.
„Ich glaube er will eher diese hier haben." Lucien nimmt eines der Gläser aus dem Regal und reicht es Jay, der sich noch nicht sicher ist, ob er das annehmen soll. Er ist schon beinahe dabei es zurück zu stellen, da legt sich Luciens Hand auf seine. „Du darfst das annehmen. Wenn du so willst als Belohnung für deine guten Leistungen, wenn du es anders nicht annehmen kannst. Familienmitglieder machen sich manchmal gegenseitig Geschenke."
Jays Blick ist zweifelnd und die beiden älteren ahnen warum. Er hat wohl nie Geschenke bekommen. „Jill hatte das das schöne Armband mit den grünen Kristallanhängern. Das hat sie bekommen, für ihre guten Leistungen. Ich weiß auch, dass ihre Brüder ihr unglaublich gerne Geschenke macht und Jill selbst liebt es Leuten Dinge zu schenken. Dir hat sie doch auch etwas mitgebracht."
Jay nickt. Jill hat ihm einen wunderschönen Bildband magischer Wesen in Asien mitgebracht, das neben seinem Bett auf dem Nachttisch liegt. Wenigstens kann er nun alleine schlafen, auch wenn er immer wieder aus Albträumen aufschreckt und sich zu Jill flüchtet. Nun flüchtet er zwar auch zu seinem Vater oder Lucien, aber Jill ist seine erste Wahl.
„Dann kannst du ja das kleine Glas Tinte annehmen." Lucien ist schon wieder überdreht und fröhlich. „Brauchst du neue Federn?" fragt Lucius seinen Sohn und sieht das unsichere Nicken. Der blonde legt ihm die Hand auf die Schulter und geht neben ihm in die Hocke, sodass er problemlos in die grünen Augen sehen kann.
„Federn gehen kaputt. Das passiert und du scheinst besser auf deine zu achten als Lucien oder Draco. Die besorgen sich schon unter dem Schuljahr neue, weil sie nicht auf ihre aufpassen. Ich als dein Vater habe dafür zu sorgen, dass du für dein Schuljahr ausgerüstet bist." Jay nickt, auch wenn noch Zweifel in den umwerfenden Augen zu sehen sind.
Lucius verkneift sich ein Seufzen. Der Prozess und die daraus resultierenden Blicke machen es für seinen Jüngsten nicht einfacher, eher bewirken sie das Gegenteil. Jay wird schüchterner und hängt sich noch mehr als eh schon an Leute, denen er vertraut. Es dauert eine Weile, doch dann haben sie alles.
Lucien hat auf verschiedenen Sachen bestanden und sie haben sich geeinigt, dass er einiges davon von seinem Taschengeld selbst kaufen muss, wie zum Beispiel eine neue Schultasche, nur weil die modischer ist als seine alte. Jay ist bei jedem Mal, bei dem Lucien etwas haben wollte, zusammengezuckt, doch jedes Mal ein bisschen weniger.
„Wir müssen noch unsere Schulbücher besorgen." „Ich würde vorschlagen, ihr verschiebt das auf später. Gerade ist es dort etwas gedrängt." Alle drei drehen sich zu der Stimme um.
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Im Haus der Schlangen
FanfictionJay Malfoy, geboren als Harry Potter, hat sein erstes Schuljahr auf Hogwarts überstanden, mit Hilfe seiner neuen Familie und seiner Beschützer Jill Jackson. Doch sein Leben ist nicht problemlos. Seine Streitereien mit seiner Geburtsfamilie, insbeson...