Kapitel 5 – Abschied
Als Marvel Naries Zimmer betritt sieht er sich erst einmal neugierig um. Dann lässt er sich auf das Bett fallen und grinst.
»Es ist schön endlich hier zu sein.«, sagt er dann und Narie nickt.
»Ja, auch, wenn es nicht lange ist. Schließlich fährt unser Zug bald los.«, meint sie dann noch und muss grinsen.
Sie ist froh, dass Marvel sich scheinbar gleich so wohl fühlt, dass er nicht wie der letzte Idiot im Raum herum steht und nicht weiß, was er machen soll. Sie hofft innerlich, dass das die nächsten Tage auch so bleibt, denn dann macht das die ganze Sache um einiges entspannter – für beide.
»Ich kann es kaum erwarten, dass diese Tour zu Ende ist. Dann kann ich mich wieder vor Snow verstecken und hoffen, dass sie andere Mentoren zum Trainieren für die Tribute auswählen werden.«, grummelt er dann schlecht gelaunt und Narie muss lachen, auch, wenn sie nicht genau weiß wieso.
»Glaub mir, ich werde auch so froh sein. Sobald ich wieder im Zug nach Hause sitze und mich erst mal vor Snow verstecken kann.«, bestätigt sie ihm und lässt sich neben ihn auf das Bett fallen.
»Und wenn das alles vorbei ist, dann erlaubt das Kapitol uns vielleicht endlich, dass wir uns treffen dürfen. Ich würde gerne mal nach Distrikt 1 kommen.«, sagt sie dann und sieht zu ihm. Marvel lächet leicht, ist sich aber nicht wirklich sicher, ob das eine gute Idee wäre.
»Ich weiß nicht wirklich, wie die Leute in meinem Distrikt auf dich reagieren, wenn du verstehst, was ich meine.«, gibt er zu und Narie sieht fragend zu ihm.
»Ich kann es mir denken... Distrikt 1 vergöttert das Kapitol... und ich nicht. Ich habe ja jede Gelegenheit genutzt das deutlich zu machen.«, sagt sie und setzt sich in den Schneidersitz.
»Ich meine, wir sind uns beide einig, dass wir in den meisten Distrikten nicht mit offenen Armen empfangen werden.«, fügt Narie dann noch hinzu und Marvel nickt.
»Ja, davon gehe ich aus. Aber wahrscheinlich noch etwas besser, als die Karrieros die die Spiele gewinnen, weil sie blutrünstige Killermaschinen sind.«, meint Marvel und gegen Ende des Satzes grinst er kurz. Ja, da hat er wahrscheinlich recht.
»Ganz ehrlich? Ich glaube die Leute möge dich noch mehr als mich? Immerhin habe ich Menschen getötet.«, gesteht sie und Marvel sieht irritiert zu ihr.
»Narie? Ich habe auch Menschen getötet, schon vergessen?«, fragt er spöttisch und sie sieht ihn an
»Nein, das habe ich nicht vergessen... aber du hast damals am Füllhorn getötet um mich zu beschützen und wolltest dich am Ende sogar noch für mich opfern... ich wollte aus Rachegefühlen getötet.« Naries Blick wird leicht glasig, als sie daran denken muss und Marvel setzt sich auf.
»Weißt du, ich habe immer noch Albträume... davon wie ich Cato getötet habe.«, flüstert sie dann und Marvel nimmt sie in den Arm.
»Aber bei Cato war es am Ende eher ein Gnadenschuss... die Mutationen hätten ihn sonst am Ende noch bei lebendigem Leibe gefressen... es war eine Erlösung für ihn. Außerdem hat er dich drum gebeten.«, versucht Marvel sie zu beruhigen.
»Manchmal frage ich mich, ob nicht ein Karriero hätte gewinnen sollen... jemand, der dem Kapitol auch dankbar ist. Jemand, der sich vollkommen wohl dabei fühlt.«, gesteht sie ihm dann und er sieht sie erschrocken an.
»Narie! Denk nicht an sowas! Du hast diese Spiele gewonnen, eben, weil du kein Karriero bist. Und das ist nichts Schlimmes.«
Narie lächelt leicht und streicht sich dann die Tränen von den Wangen. Sie ist jetzt schon froh, dass Marvel hier ist und sie diese Tour nicht alleine durchstehen muss. Dann steht sie auf und zieht sich Finnicks Jacke an.
»Komm, wir müssen los. So ungern ich auch hier weg möchte.« Narie nimmt sich ihren Koffer, mit den Sachen, die sie für die Tour braucht. Es ist nicht viel, denn die ganzen Festklamotten werden von den Stylisten mitgenommen, sie braucht nur ihre privaten Sachen und die Klamotten, die sie in ihrer Freizeit oder zum Schlafen anziehen möchte. Marvel sieht, dass sie voller Sehnsucht durch ihr Zimmer schaut.
»Narie, wir sind nicht mal losgefahren, hab doch nicht jetzt schon Heimweh.«, sagt er und schiebt sie aus dem Raum, sodass sie den Blick endlich von ihrem Zimmer abwendet.
»Ich werde es vermissen mich stundenlang in meinem Zimmer zu verstecken und alleine zu sein.«, sagt sie, dann geht sie mit ihrem Koffer die Treppen herunter.
»Du musst auf der Tour nicht mehr alleine sein. Ich bin doch für dich da.«, sagt er und sieht zu Naries Eltern, die lächelnd beobachten, wie die beiden die Treppen herunterkommen und Marvel unauffällig auf sie achtgibt. Wie Eltern eben so sind, hatten sie sich auch schon darüber unterhalten, ob sie sich vorstellen könnten, dass sich bald ein Junge an Naries Seite befindet. Narie hatte noch nie einen Freund und auch nie wirklich Interesse daran gezeigt, aber wer weiß. Was noch nicht ist, kann ja noch werden. Auch, wenn sich die beiden noch nicht sicher sind, ob sie es besser finden, wenn Finnick an Naries Seite wäre. Den beiden Eltern war aufgefallen, wie Finnick Narie angeguckt hatte, als er hier war. Sie konnten den Blick nicht ganz deuten, aber sie waren sich sicher: Finnick hat verdammt viel für Narie über.
»Schatz, ich werde dich so vermissen.«, schluchzt ihre Mutter auf und Narie beginnt zu lächeln, als sie ihren Koffer abstellt.
»Ich euch auch Mum, aber wenigstens könnt ihr euch dieses Mal sicher sein, dass ich wieder zurück nach Hause komme.«, versucht Narie ihre Mutter zu trösten.
»Da waren wir uns letztes Mal auch schon sicher, Schatz. Wir haben die ganze Zeit über an dich geglaubt.«, sagt sie und Narie beginnt zu strahlen.
»Danke, Mum.«, umarmt sie sie noch einmal, dann geht sie zu ihrem Vater.
»Pass gut auf Mum auf.«, murmelt sie leise, sodass ihre Mutter das nicht hört. Ihr Vater lacht leicht.
»Mache ich immer, keine Sorge.«, antwortet er ihr dann und lässt sie dann los.
Marvel verabschiedet sich auch von ihren Eltern und gemeinsam steigen Narie und Marvel dann in das Auto, dass sie zum Bahnhof bringt. Als der Zug dieses Mal Distrikt 7 verlässt verspürt Narie nicht das schlechte Gefühl, dass sie beim letzten Mal verspürt hat. Denn sie weiß, dass sie wieder kommen wird.
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Rebel || Hunger Games
Fanfiction* Fortsetzung zu "Fighter"! Narie hatte die Arena erfolgreich verlassen und wollte eigentlich nur noch eins: Ihr Leben in Ruhe zu Ende leben und die Hungerspiele vergessen. Doch scheinbar hat Präsident Snow andere Pläne. Denn für das dritte Jubelju...