Kapitel 8

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Kapitel 8 – Anspannung

Distrikt 10

Narie und Marvel verlassen die Bühne und holen hinter ihr erst mal Luft. Sie hätten niemals gedacht, dass das so anstrengend und schlimm für sie sein wird. Es ist härter als gedacht.

»Und? Was machst du gleich noch?«, fragt Marvel sie dann und sie sieht zu ihm. Einen Moment lang überlegt sie, dann weiß sie wieder, was sie vorhatte.

»Ich wollte mich ins Bett legen und Finnicks Spiele gucken. Ist nicht wirklich spektakulär, aber mir ist bewusst geworden, dass ich keine Ahnung mehr von seinen Spielen habe.«, gesteht sie und Marvel sieht sie skeptisch an.

»Du willst dir freiwillig Hungerspiele ansehen?«, harkt er noch mal nach und ist sich nicht sicher, ob er richtig gehört hat, doch Narie bestätigt ihm das nur nochmal.

»Doch. Ich hoffe, dass ich dadurch das ganze besser verarbeiten kann.«, erklärt sie ihren Plan und Marvel nickt.

»Dann mach das. Ich kann das nicht, tut mir leid.«, antwortet er und gemeinsam gehen sie in den Zug. Dort trennen sich ihre Wege nach einem kurzen Gespräch und Narie befreit sich von dem ganzen Make-Up und zieht sich bequemere Sachen an. Dann kocht sie sich noch einen Tee und legt sich mit ein paar Keksen in ihr Bett. Man merkt fast nicht, dass sie sich in einem Zug befindet und fährt, sehr zu ihrer Erleichterung. Als sie den Fernseher anschaltet und die Spiele auswählt, atmet sie noch einmal tief durch und sieht dann auf den Bildschirm. Es geht los mit den Ernten und zu diesem Zeitpunkt sieht man noch nicht, dass Finnick später einmal der Gewinner sein wird. Er ist noch jung, doch trotzdem sieht er noch stolz aus, als er die Stufen zur Bühne heraufgeht und in die Menge sieht. Sein Blick bleibt ganz klar an Annie hängen.

Das nächste was man sieht ist die Parade. Dort sieht Finnick auch noch nicht nach einem Gewinner aus. Er wirkt genau so, wie die anderen Jungen, die in seinem Alter in die Spiele müssen: Klein, zerbrechlich und schnell totzukriegen.

Es geht weiter mit den Punktevergaben und dort bekommt er eine recht hohe Punktzahl, Narie vermutet, dass er dort etwas mit dem Dreizack gezeigt hatte. Der Dreizack war für Finnick wie die natürliche Verlängerung seines Armes, schließlich hatte er von klein-auf gelernt, damit umzugehen.

Als die Spiele beginnen, hat Finnick einen großen Vorteil, weil er ziemlich schnell ist. Er versteckt sich eine Zeit lang ein bisschen und knüpft sich nach einiger Zeit Netze aus den Pflanzen, die er finden kann. Mit denen und den Waffen, die er sich besorgt hatte, startet er dann den Angriff und Narie fühlt sich keineswegs unwohl beim Zusehen. Ganz im Gegenteil: Sie verfolgt die Kämpfe gespannt und mit großem Interesse. Finnick bringt eine Handvoll Gegner um, noch bevor die anderen verstehen, dass es er ist, den sie töten müssen. Und an einem Abend, da segelt Finnick ein goldener Dreizack vor die Füße. Das wohl teuerste Sponsorengeschenk, dass es in den ganzen Hungerspielen jeweils gegeben hatte. Man kann Finnicks Hoffnung sehen, als er sich den Dreizack besieht und Narie glaubt, dass das der Moment ist, an dem Finnick die Hoffnung geschöpft hatte. Hoffnung, dass er wieder nach Hause kann. Nach Hause zu seiner Familie.

Naries Bewunderung zu Finnick steigt mit dem Verlauf der Spiele immer mehr und sie könnte sich innerlich schlagen. Sie sollte es nicht interessant finden, jemanden bei seinen Spielen zuzusehen, die Spiele sind nicht gut, das sollte sie endlich in ihren Kopf bekommen.

»Narie?«, Johanna steht im Türrahmen und Narie zuckt zusammen.

»Wie lange stehst du da schon?«, fragt Narie skeptisch.

»Lange genug um zu sehen, dass du gerade mitgefiebert hast, als Finnick diesen Typen getötet hat.«, gibt sie nur zurück und lässt sich neben Narie auf das Bett fallen.

»Du weißt, ich hasse die Karrieros.«, versucht Narie sich noch zu retten und Johanna lacht.

»Stimmt, daran wird es liegen.«

Narie schaltet den Fernseher aus, da die Spiele jetzt sowieso zu Ende sind und sieht dann fragend zu Johanna.

»Also, wieso bist du hier?«, möchte sie wissen und sieht zu ihr, wie sie auf dem Bett liegt und so aussieht, als würde sie am liebsten sofort schlafen.

»Blight und ich haben uns gestritten und ich soll dich zum Abendessen holen.«, erklärt sie und setzt sich dann auf.

»Worum ging es?«, fragt Narie dann und setzt sich neben Johanna. Diese zögert kurz, antwortet ihr dann.

»Er hat sich wieder totale Sorgen um dich gemacht und ich habe ihm gesagt, dass er sich mal entspannen soll und sich nicht ständig Sorgen machen braucht, du wirst dich nicht sofort umbringen.«, erklärt Johanna und Narie erinnert sich an das Gespräch, dass sie diesbezüglich vor einiger Zeit mit Johanna geführt hatte. Johanna hatte Angst, dass Blights Sorge berechtigt war und ist daraufhin zu Narie gegangen um zu fragen ob alles okay ist.

»Naja, daraufhin hat er mich angemeckert, dass ich doch nur eifersüchtig bin und dass ich am Ende Schuld bin, wenn dir etwas passiert.«, erklärt Johanna weiter.

»Das hat er nicht im ernst gesagt, oder?«, echot Narie ungläubig, doch Johanna nickt nur traurig. Doch, genau das hat er gesagt...«

»Der kriegt sich schon wieder ein. Lass uns etwas essen gehen.«, lenkt Johanna dann aber vom Thema ab und Narie nickt.

Rebel || Hunger GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt