Kapitel 30

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Kapitel 30 – Die Uhr

»Jetzt sind wir also am Strand... genau dort, wo wir nicht hin wollten.«, stellt Finnick fest, als die drei Tribute den nassen Sand betreten. Narie hält ihren Bogen immer noch fest in der Hand und sieht sich aufmerksam um. Diese Umgebung hier gefällt ihr nicht und sie weiß, dass sie hier am Strand ein leichtes Ziel abgeben. Doch sie weiß auch, dass sie hier am Strand wahrscheinlich vorerst sicher vor den Affen sind, die eben noch den Anschein gemacht haben, dass sie ihren Hunger gerne mit Finnick, Marvel und ihr stillen wollen.

Marvel lässt sich in den Sand fallen und stützt die Hände auf den Beinen ab. Narie beobachtet ihn einen Moment, dann gleitet ihr Blick weiter zu Finnick. Sie erkennt, dass er versucht sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es ihn mitnimmt, dass Mags sich für sie geopfert hatte, doch anhand seiner Körperhaltung sieht sie, dass es ihn stärker mitnimmt, als sie erwartet hätte.

Sie überlegt, ob sie zu ihm geht und will sich gerade in Bewegung setzen, als sie in der Ferne etwas sieht, dass sie innehalten lässt. Auf der anderen Seite des Waldes, fast gegenüber von ihr, bahnt sich eine riesige Welle ihren Weg durch das Dickicht und walzt dabei alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt. Ohne es direkt zu merken, tritt Narie einen Schritt weiter nach hinten, doch bleibt stehen, als sie merkt, wie lächerlich ihre Handlung ist. Immer weiter kommt die Welle auf den Strand zu, als sie plötzlich wie an einer unsichtbaren Mauer abprallt. Sie türmt sich ein letztes Mal auf, dann bricht sie in sich zusammen und überschwemmt alles, was sich in der Umgebung befindet. Das Wasser schwappt um Naries Füße herum und sie spürt die Kälte, die sich in ihren Schuhen ausbreitet.

»Also deshalb ist der Sand hier überall nass...«, murmelt sie vor sich hin und hört, dass Finnick und Marvel sich beide zu ihr gesellen.

»Es scheint so, als würde es in bestimmten Bereichen immer wieder eine neue Bedrohung geben... erst die Mutationen. Dann, als wir weiter gegangen sind, die Affen und jetzt diese Welle... es sah fast so aus, als würde die Welle in einem bestimmten Bereich bleiben. Genau wie die Affen, die uns nicht gefolgt sind.«, meint Marvel und Narie sieht nachdenklich zu ihm. Wieder einmal ist sie daran erinnert, wie intelligent Marvel doch ist. Und dann, als sie auf das Füllhorn vor sich blickt, formt sich in ihrem Kopf plötzlich ein Gedanke.

»Die Arena ist eine Uhr.«, ertönt es da plötzlich neben ihr und sie dreht den Kopf, als Finnick diese Worte sagt. Scheinbar ist sie nicht die einzige, die in diesem Moment zu dem Schluss gekommen ist.

»Das würde auch die zwölf Schläge um Mitternacht erklären.«, erwidert Marvel neben den beiden. Doch noch bevor einer der Drei etwas auf diese Erkenntnis erwidern kann, sieht Narie drei Leute an den Strand kommen. Noch bevor Narie sich selbst aufhalten kann, setzt sie sich in Bewegung, als sie den größten der Personen erkennt. Sie weiß, dass Blight und Haymitch eine jahrelange Freundschaft pflegen und auch sie selbst hatte sich bisher immer gut mit dem Sieger aus Distrikt 12 verstanden. Er würde ihr nichts tun, oder? Und wenn doch, dann kann sie sich sicherlich wehren. Was sie in diesem Moment allerdings viel mehr interessiert ist, dass Haymitch aus einem Bereich der Arena kommt, in dem theoretisch gerade eben eine Bedrohung stattgefunden haben musste.

»Haymitch!«, meint sie laut, um auf sich aufmerksam zu machen und Haymitchs Kopf schießt zu ihr herum. Als er sieht, dass sie es ist, entspannt er sich allerdings direkt wieder und sieht beinahe schon erfreut aus.

»Narie!«, erwidert er und kommt ein Stück auf sie zu. Er sieht, dass Marvel und Finnick aufmerksam hinter ihr stehen und jederzeit bereit zum Angriff wären. Doch er weiß, dass Narie auf diese Hilfe wahrscheinlich nicht einmal angewiesen wäre. Wenn er sie hier angreifen würde, dann wäre sie sicherlich durchaus in der Lage sich gegen ihn zu wehren.

Rebel || Hunger GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt