Kapitel 21 – Zugfahrt ins Kapitol
Narie sitzt wie ein nervliches Wrack auf dem Sofa, im inneren des Zuges. Lorena kommt heran und setzt sich stumm neben sie, dann legt sie ihr eine Hand auf den Arm. Narie würde sie eigentlich abschütteln, doch sie weiß, dass ihre Geste nur lieb gemeint ist, weshalb sie es zulässt, dass Lorena ihr tröstend die Hand auf den Arm legt. Narie lächelt sie kurz schwach an und sogar Lorena selber fällt auf, wie falsch und erzwungen Naries Lächeln aussieht. Als Blight und Johanna in den Raum kommen – beide haben offensichtlich geweint – lassen sie sich stumm neben Narie und Lorena fallen.
»Wo ist Jack?«, fragt Johanna leise und monoton, doch niemand weiß es. Alle gehen davon aus, dass er sich stumm in seinem Zimmer verkrochen haben wird und nicht mehr herauskommt, bis sie im Kapitol angekommen sind, weshalb Blight sich einfach nur stumm die Fernbedienung schnappt und die Videos der Ernten abspielt. Narie beginnt unkontrolliert zu zittern, als Distrikt 1 eingeblendet wird und sie Marvel auf der Bühne erblicken kann. Er sieht stark und selbstbewusst aus, doch sie weiß, dass das alles nur geschauspielert ist. Als die Kapitoltusse dieses Distriktes einen Namen zieht und ihn dann laut vorliest, erstarrt Narie. Innerlich hofft sie, dass jemand anderes sich freiwillig meldet, dass jemand ihn ablöst, doch nichts passiert. Er tritt hervor und somit ist klar, dass sie wieder mit Marvel in die Arena muss. Sie ist wie erstarrt, bis auf die Tatsache, dass sich ein paar salzige Tränen ihre Wangen herabwagen, die ihr dann in den Schoß tropfen. Der weibliche Tribut, Cashmere, ist jemand, den Narie schon kennt und sie beginnt innerlich zu lachen, als sie sich daran erinnert, dass dies die Frau ist, der Marvel damals in der Akademie beinahe den Arm gebrochen hatte und die sich seitdem lieber fern von ihm hält.
In Distrikt 2 werden zwei Karrieros gezogen, die von Anfang an angriffslustig in die Kamera grinsen und die Narie als Brutus und Enobaria in Erinnerung hat.
»Ist das nicht Beetee Latier?«, fragt Narie in Distrikt 3, als sie einen der Tribute in Erinnerung hat und Johanna gibt einen zustimmenden Laut von sich. Da sich Narie darauf konzentriert hat, verpasst sie den weiblichen Tribut, eine etwas ältere Frau, die schwach lächelt. Dann, als der Slogan von Distrikt 4 erscheint, beginnt Narie wieder unkontrolliert zu zittern und greift nach Blights Hand, der diese sogleich drückt.
Als Narie Finnick auf der Bühne stehen sieht, ist sie wieder einmal überrascht von seiner Schönheit und muss sogar etwas lächeln, als sie ihn dort stehen sieht. Stark, arrogant und selbstbewusst. So als wüsste er, was er für eine Wirkung auf andere Leute hat und würde das nur zu gut nutzen können.
»Der männliche Tribut für Distrikt 4... Finnick Odair.« Naries Aufschrei vermischt sich mit dem von Annie, der mehr als nur deutlich im Fernsehen zu hören ist und sie beginnt unkontrolliert zu weinen. Blight stoppt das Video und nimmt sie sofort in den Arm, denn er merkt, dass sie kurz davor steht aufzuspringen und einfach nur aus dieser Situation zu fliehen. Immer wieder murmelt sie wahnsinnig vor sich hin und alle Anwesenden in diesem Zug sehen sie mitleidig an, da sie wissen, was für eine besondere Beziehung Narie und Finnick untereinander haben. Dass sie erneut mit Marvel in die Arena muss, das war der erste Schlag ins Gesicht für sie, doch dass jetzt auch noch Finnick mit ihr muss, reißt ihr den Boden unter den Füßen weg.
Als es ihm gelungen ist, Narie soweit zu beruhigen, dass sie nicht direkt einen Anfall bekommt, setzt er sich mit ihr wieder hin und macht das Video wieder an. Als weiblicher Tribut wird Annie gezogen, doch sofort meldet sich eine ältere Frau, bei der Narie jetzt schon klar ist, dass sie niemals überleben kann. Als Annie und Finnick der Frau in die Arme fallen, sieht Narie geschockt zu Blight und Johanna, denn sie kann gut genug kombinieren, wer das wahrscheinlich ist.
»Ist das Mags?«, fragt sie schwach und Johanna und Blight nicken beide synchron, ein Ausdruck von purer Trauer auf ihren Gesichtern.
»Oh mein Gott.«, keucht Narie geschockt und schlägt sich die Hand vor den Mund.
»Das ist wirklich mutig von ihr. So hat Finnick vielleicht doch noch eine Chance zu Annie zurück zu kehren.«, lächelt Narie schwach und Johanna und Blight sehen sie an. Beide verkneifen sich einen Kommentar, dass Finnick höchstwahrscheinlich alles dafür tun wird, Narie zu retten und sich dafür wahrscheinlich auch selber opfern würde. Natürlich hatten sie neulich mit Finnick geredet und er hatte ihnen mehr oder weniger gestanden, dass da etwas an Narie ist, dass ihn anzieht. Natürlich hatte er nicht ganz die Wahrheit gesagt, denn Finnick selber möchte sich einfach noch nicht eingestehen, dass er hoffnungslos in Narie verliebt ist, und das wird er ihr jetzt auch bestimmt nicht sagen, denn es gäbe keinen schlechteren Zeitpunkt als jetzt.
»Ich kann nur hoffen, dass Mags ohne Leiden geht, denn sie ist ein wunderbarer Mensch, der nur alles Gute in seinem Leben verdient hat.«, sagt Johanna traurig und sieht weiterhin auf den Bildschirm, auf dem Mags Gesicht in Großaufnahme gezeigt wird. Als es dann allerdings ein Bild von Finnick und Mags zusammen gibt, wie er sie in den Arm nimmt und kurz davor steht zu weinen, steht Narie auf und verlässt mit einem »Ich kann das nicht« den Raum.
Blight und Johanna sehen sich einen Moment lang an und scheinen sich gegenseitig fragen zu wollen, wer denn Narie nun hinterher läuft, als sich ausgerechnet Lorena erhebt und in die Richtung geht, in die Narie gerade verschwunden ist. Blight will sie zuerst aufhalten, doch dann hält Johanna ihn fest.
»Lass sie. So ungern ich das auch zugebe, aber Lorena bekommt das hin.«, versichert sie ihrem Freund, der sie skeptisch ansieht.
»Wieso bist du dir da so sicher? Narie und Lorena haben sich noch nie gut verstanden.«, meint Blight skeptisch und steht auf, um nervös im Raum umher zu gehen.
»Ich weiß... aber Lorena kann ihre Situation nachvollziehen.«, äußert Johanna.
»Wie kann sie ihre Situation bitte nachempfinden? Lorena und Narie sind von Grund auf verschieden.«, antwortet Blight ihr irritiert.
»Lorena hatte eine Affäre mit einem Mann aus Distrikt 7 und hat Gefühle für ihn entwickelt. Er wurde von seiner Familie getötet, weil sie ihn als Verräter abgestempelt haben. Lorena ist über seinen Tod nie hinweg gekommen.«, erzählt Johanna und Blight sieht sie geschockt an. Niemals hätte er erwartet, dass ausgerechnet die absolut perfekte Lorena aus dem Kapitol mal etwas mit einem einfachen Mann aus einem der äußeren Distrikte hatte. Doch in diesem Moment verseht Blight, weshalb Lorena Narie gerade besonders gut Trost spenden kann. Und das wahrscheinlich noch besser, als Blight und Johanna es momentan könnten.
Rebel hat jetzt ein neues Buchcover bekommen! Was denkt ihr? :)
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Rebel || Hunger Games
Fanfiction* Fortsetzung zu "Fighter"! Narie hatte die Arena erfolgreich verlassen und wollte eigentlich nur noch eins: Ihr Leben in Ruhe zu Ende leben und die Hungerspiele vergessen. Doch scheinbar hat Präsident Snow andere Pläne. Denn für das dritte Jubelju...