Kapitel 26 – Die neue Arena
Narie atmet tief durch, als sie einen letzten Blick auf die am Boden liegende Sunny wirft und hofft inständig, dass es ihr gut geht. Doch sie weiß auch, dass Sunny sich für sie eingesetzt hat und somit gegen Snow gehandelt hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sunny gut aus der Sache raus kommt, ist ebenso groß wie Naries Chancen zu gewinnen. Sie existieren nicht wirklich.
Narie erblickt das grelle Licht um sich herum und hebt ihren Blick, versucht nicht mehr an Sunny zu denken. Sie weiß, dass sie nun aufmerksam sein muss, alle Emotionen ausschalten und volle Konzentration braucht. Das letzte Jahr, als sie in der Arena stand, war sie der festen Überzeugung, dass sie sterben wird. Dass sie kaltherzig getötet werden wird, doch dieses Mal ist es anders. Dieses Mal geht sie schon mit der Intention zum Töten in diese Arena. Denn Narie wird sicherlich nicht kampflos aufgeben. Um Finnick und Marvel zu retten, wird sie alles tun, was nötig sein wird. Und wenn es bedeutet, dass sie die anderen Tribute töten muss, dann würde sie es tun. Für Finnick. Für Marvel.
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Narie sieht das Wasser vor sich und dankt innerlich allen Göttern, dass Finnick ihr das Schwimmen beigebracht hatte.
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Ein weiterer tiefer Atemzug und sie sieht sich suchend um.
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Wo ist Finnick?
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Wo ist Marvel?
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Neben ihr steht Brutus.
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Und auf der anderen Seite eine Tributin, deren Namen sie nicht mal weiß.
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Vor ihr sieht sie das Füllhorn.
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Sie muss nur ins Wasser springen und zu einer der Speichen kommen, dann kann sie sich einen Weg zum Füllhorn vorbahnen und sich eine Waffe schnappen.
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Ein schwarzer Bogen und ein dutzend Pfeile schimmern im Sonnenlicht und ziehen Narie magisch an.
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Narie konzentriert sich und macht sich bereit.
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Sobald die Kanone ertönt springt sie mit einem mehr oder weniger eleganten Kopfsprung ins Wasser und schwimmt so schnell sie kann. Das Wasser ist erstaunlich kalt und das Salz brennt ihr in den Augen, doch Narie ignoriert all das. Innerhalb weniger Sekunden kommt sie an der Speiche an und sieht Brutus, der in genau dem selben Moment auf die steinerne Speiche klettern will. Narie ignoriert ihn, denn er sieht sie zögernd an, als er ihren entschlossenen Blick sieht. Sie versucht zu ignorieren, dass es sie beinahe schon stolz macht, dass ein Karriero Angst vor ihr hat, denn das wird ihr jetzt auch nichts mehr bringen. Das einzige, das passieren kann, ist, dass ihr dieser Stolz zum Verhängnis wird. Narie sprintet auf der Speiche los und schafft es, trotzdem die Speiche sehr rutschig ist, eine ordentliche und konstante Geschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Sie sieht neben sich, auf der Speiche direkt neben ihr läuft Haymitch, von dem sie weiß, dass er keine Gefahr für sie darstellen wird. So, wie er rennt, ist sie sich sicher, dass er immer noch etwas intus hat und nicht mal gerade laufen kann. Gerade, als sie das zu Ende gedacht hat, stolpert Haymitch und stürzt ins Wasser. Sie verschwendet keinen weiteren Gedanken an ihn und rennt weiter. Endlich kommt sie am Füllhorn an und schultert direkt den Köcher, dann legt sie den ersten Pfeil in die Sehne und fährt herum. Enobaria kommt gefährlich schnell auf sie zu und Narie schießt, noch bevor sie drüber nachdenken kann. Sehr zu ihrem Leidwesen kann diese sich noch rechtzeitig retten und wird nicht getroffen. Brutus, der ebenfalls wieder Mut gefasst hat und sich dem Füllhorn nähert, kann nicht so schnell reagieren und bekommt Naries Pfeil in den Oberschenkel.
Narie hört ein Geräusch neben sich und fährt herum, nur um in die meergrünen Augen von Finnick Odair zu sehen. Erleichtert sieht sie ihn an, als sie realisiert, dass es ihm gut geht.
»Hast du Marvel gesehen?«, fragt sie ihn hektisch und sieht sich weiterhin aufmerksam um, doch er schüttelt den Kopf.
»Runter!«, warnt er Narie, welche sich schnell duckt und sobald sie dies getan hat, wirft er seinen Dreizack mit solch einer Eleganz, wie Narie sie noch nie gesehen hat. Eine Kanone ertönt und Narie entdeckt James, der tot vor ihr liegt. Somit hatte Finnick das Blutbad eröffnet.
»Schnapp dir was wir brauchen und dann lass uns Marvel und Mags suchen!«, fordert Finnick und belädt sich selbst mit Waffen, von denen Narie weiß, dass sie für alle bestimmt sind. Auch Narie schnappt sich so viel, wie sie tragen kann und sprintet dann mit Finnick auf die andere Seite des Füllhorns, die beide vorher nicht sehen konnten. In der Ferne sehen sie Marvel und Mags. Marvel hilft ihr gerade aus dem Wasser und Narie beginnt zu lächeln, da sie ganz genau weiß, dass er das nur für Narie macht. Marvel war von Anfang an dagegen gewesen die gebrechliche Frau mit in ihr Bündnis aufzunehmen, doch Narie hatte sich nicht umstimmen lassen.
»Los, lasst uns verschwinden!«, fordert Finnick alle, als Narie und er bei den beiden ankommen und drückt Marvel einen Speer und ein langes Messer in die Hand, während er Mags seinen Dreizack in die Hand drückt und die zierliche Frau huckepack nimmt. Die Gruppe will sich gerade bereit machen und verschwinden, als Narie am Knöchel gepackt wird und ins Wasser gezogen wird. Ihre Seite rutscht an der steinernen Speiche entlang und Narie verkneift sich einen Schmerzenslaut. Sie konzentriert sich lieber auf die Person, die sie ins Wasser gezogen hatte. Niemand hatte Woof kommen sehen, als er unter Wasser an die Gruppe herangeschwommen war, sodass er sie perfekt überraschen konnte. Aggressiv drückt er Narie unter Wasser. Diese beginnt sich sofort zu wehren und versucht das Wasser nicht einzuatmen, das sie umgibt. Sie rechnet fest damit, dass ihr einer der anderen zu Hilfe kommen will, doch niemand hat eine geeignete Waffe, um dies zu tun.
Narie schlägt Woof mit aller Kraft in den Schritt. Dieser lässt sie los und Narie nutzt ihre Chance. Sie krallt sich panisch an die Speiche und will sich gerade aus dem Wasser ziehen, als sie wieder zurück gezogen wird. Dieses Mal ist sie allerdings in der besseren Position und kommt an das Messer heran, das sie sich am Füllhorn gesichert hatte. Sie spürt einen weiteren Körper neben ihr und anhand der gleitenden Bewegungen weiß sie, dass es Finnick ist (wahrscheinlich hatte er einen Moment gebraucht, um Mags sanft abzusetzen), als Narie ihr Messer schon in Woofs Bauch rammt. Dieser lässt sie sofort los und Narie rettet sich wieder auf die Steinspeiche. Finnick kommt ebenfalls wieder aus dem Wasser und hilft ihr auf.
»Alles ok?«, fragt er sie sofort und Narie nickt hustend. Sie hatte doch etwas Wasser geschluckt, doch das hustet sie jetzt ohne Probleme wieder aus. Marvel sieht, dass Woof noch Anstalten macht aus dem Wasser zu kommen und der Gruppe zu folgen, weshalb er seinen Speer kaltblütig in der Brust des Mannes versenkt und ihn wieder herauszieht, als die Kanone ertönt. Marvel war so zielsicher, dass Woof direkt tot war. Mags krabbelt wieder auf Finnicks Rücken und die Gruppe unternimmt einen weiteren Versuch vom Füllhorn zu fliehen. Vor ihnen erstreckt sich ein dichter Regenwald, der mit Sicherheit einige Gefahren verbirgt, doch ihnen ist klar, dass sie am Füllhorn nicht sicherer wären. Narie wirft einen weiteren Blick auf die Karrieros, die gerade mit Bedacht ihre Waffen auswählen und folgt dann Marvel, Finnick und Mags in das innere des Regenwaldes, froh, dass sie das Blutbad am Füllhorn verlassen konnte, bevor es richtig angefangen hat.
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Rebel || Hunger Games
Fanfiction* Fortsetzung zu "Fighter"! Narie hatte die Arena erfolgreich verlassen und wollte eigentlich nur noch eins: Ihr Leben in Ruhe zu Ende leben und die Hungerspiele vergessen. Doch scheinbar hat Präsident Snow andere Pläne. Denn für das dritte Jubelju...