Kapitel 14

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Kapitel 14

Aurelia spielte nachdenklich mit ihrer Strähne. Vielleicht sollte sie sich in ihren freien Stunden noch einmal zum Kolosseum begeben und klären, ob Remus bereit war, ihr ein wenig beizubringen.

So gesehen unterstand er nun komplett ihrem Dienst und sollte sie eine kleine Extraklausel hinzufügen wollen, so würde er ihr wohl kaum widersprechen können. Und es würde ihn vor Kämpfen bewahren. Also hatte er weniger Möglichkeiten zu sterben, was gut war. Da ihr erster Termin erst in einigen Stunden war, hatte sie noch Zeit. Sie war wirklich gespannt, wie er reagierte. Sie würde ihrem Vater einfach nichts davon sagen, dass sie dorthin ging. Immerhin war sie noch immer im Zentrum und somit sollte eine Leibwache nicht zwingend nötig sein. Die Wachen waren schließlich so oder so gezwungen ihren Befehlen Folge zu leisten. Außerdem musste sie ja nicht offiziell dorthin. Wenn sie einfach mit einem Mantel durch die Stadt lief, würde sie schon niemand bemerken.

Aurelia setzte diesen Plan auch sofort in die Tat um und fand sich kurz darauf am Kolosseum wieder. Es war wirklich erstaunlich einfach sich davonzuschleichen, solange sie nicht schon mal erwischt wurde. Vermutlich erwartete auch niemand, dass sich die Königstochter aus dem Haus schlich, um ins Kolosseum zu gehen.

Ein Vorteil für Aurelia.

Und da dies niemand erwartete, achtete auch niemand auf sie.

Die Frage war nur, wie sie jetzt hineingelangen sollte, um mit Remus zu sprechen. Ob die Wächter bereits wussten, dass Remus jetzt für sie arbeitete? Das hatte sie gestern schon mit ihrem Vater besprochen. Er war nicht begeistert, hatte ihr aber die Zustimmung gegeben.

Ein wenig unentschlossen blieb sie ein Stück weit entfernt vor dem Eingang stehen und besah sich die Situation. Sie erkannte die gestrige Wache wieder und lief zielstrebig auf diese zu. Es war wahrscheinlich besser die Dinge gleich mit ihr zu klären, damit diese Bescheid wusste. Ihr Vater hatte immerhin zugestimmt. Zwar nicht zu allem, aber sie war wohl alt genug, um ihren Vater nicht jedes Mal zu nerven.

Bei der Wache angekommen, zog sie ihre Kapuze von ihrem Kopf und entblößte somit ihr feuerrotes Haar. Diese reagierte überrascht und machte keinerlei Anstalten, als Aurelia sie ohne Beachtung passierte. Das war gut so. So musste sie sich niemanden erklären. Allerdings war sie auch ein wenig unsicher. So alleine fühlte sie sich nicht so wohl. Trotzdem versuchte sie Würde zu bewahren und nicht zu zeigen, dass sie sich unwohl fühlte, während sie durch die Gänge lief und nach einem blonden Mann suchte. Dabei nahm sie alle Einzelheiten in sich auf und merkte sich diese. Es war interessant, wie viel mehr sie sah, wenn sie ohne Wache unterwegs war.

Sie konnte bereits aus der Ferne erkennen, als sie durch den offen besäulten Gang ging, dass draußen im Innenhof die meisten Männer am trainieren waren. Ob sie wirklich jeden Tag ihr Krafttraining absolvieren mussten? Andererseits war gerade das ihre Aufgabe. Vermutlich war es wirklich das Einzige in diesem Reich, wofür sie brauchbar waren. Eigentlich eine traurige Vorstellung, aber Aurelia konnte nicht anders, als stehen zu bleiben und im Schutz einer Säule, damit sie nicht gesehen wurde, die Männer zu beobachten. Wachen waren in der Nähe und schienen darauf zu achten, dass auch alles nach Plan verlief. Einer der Männer stürzte und lag kurz am Boden, als sich eine der Wache auf diesen zubewegte. Aurelia verengte die Augen und ballte verärgert die Hände zu Fäusten, als sie bemerkte, wie die Wache ihm einen Tritt in die Seite verpasste. Kein Wunder, dass die andere Wache gestern manche Dinge nicht angesprochen hatte. Ob ihr Vater davon wusste, wie es hier zuging? Soweit Aurelia wusste, war die Aufgabe der Wachen nicht, die Gladiatoren zu schikanieren, sondern dafür zu sorgen, dass diese nicht flohen.

Natürlich wäre es ein Leichtes für sie die Wache zu überwältigen. Doch diese waren bewaffnet und wenn es bekannt wurde, dass Gladiatoren die Wachen angriffen, würde man diese wohl hinrichten lassen. Sie liebte ihren Vater und das Imperium, was er sich über die Jahre erbaut hatte, doch das änderte nichts daran, dass Aurelia wusste, wie es in der Welt zuging. Sie wusste von den Wegen, wie ihr geliebtes Reich erst den Status als Weltmacht erreicht hatte. Bestimmt nicht durch friedliche Übereinkünfte. Dennoch wollte sie so etwas nicht in ihrer Stadt haben. Nicht, wenn es von ihren eigenen Leuten ausging. Sie hatte nichts dagegen, wenn die Wachen gewalttätig wurden, wenn es keine andere Wahl gab, doch einen wehrlosen Mann am Boden zu treten, war nichts, was sie sehen wollte.

Aurelias Vermächtnis I - Ein Spiel um Lust & Liebe - BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt