Kapitel 2 - Gesehen

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Nora-Lee POV:

 „Ich weiß nicht.“, quängelte ich rum und sah von meinem Schoss auf auf die Straße. Ich saß mit Gemma im Auto und wir waren auf dem Weg zur Polizeistation, wo wir Harry abholen sollten.

 „Geh doch erstmal voreingenommen ran.“, versuchte Gemma mich zu beruhigen und schaltete das Radio leise an. Während sie zum aktuellen Lied mitsummte, wägte ich für mich immer das für und wider dieses Jobs ab. Auf der einen Seite könnte ich endlich als Psychologin arbeiten und musste keinen Leuten mehr ihre Bestellung mit einem breiten Grinsen an dein Tisch bringen. Auf der anderen Seite: es war in einem Gefängnis und ich hatte mir bei meinem Studium damals bei weiten nicht gewünscht in einem Gefängnis zu arbeiten und schon gar nicht mit einem Mörder. Und was ebenfalls für das wider sprach war die Tatsache das Gemmas Bruder jemand erfahrenen suchte. Und das war ich ja nun bei weitem nicht.

 „So da steht er schon.“, grinste sie. Durch die ständig auf und abgehenden Scheibenwischer versuchte ich ihren Bruder zu sehen. Die hintere Tür öffnete sich und ein wirklich gut aussehender Mann strahlte mich an. Seine Haare hingen nass und tropfend hinunter während er versuchte sich seine Hand trocken zu reiben, um sie mir zum Gruß entgegen zu strecken. Ich wusste zwar immer, dass Gemma einen Bruder hatte, aber zu Gesicht hatte ich ihn nie bekommen.

 „Harry Styles.“, stellte er sich vor.

 Ich reichte auch meine Hand irgendwie hinter: „Nora-Lee Davis.“

 „Regnet ganz schön doll, oder?“, grinste Gemma ihren Bruder über den Rückspiegel hin an. Er rollte mit den Augen und streckte ihr kurz die Zunge raus, was mich auch schmunzeln ließ.

 „Also schieße los.“

 „Als erstes werde ich euch das Gefängnis zeigen. Jedenfalls bis dort wo wir hindürfen, oder ich besser gesagt die Erlaubnis habe. Dann würde ich Ihnen-“

„Kannst ruhig du sagen.“, unterbrach ich ihn.

 „Okay, gilt gleichfalls.“, lächelte er. „Dann würde ich dir erstmal den Gefangen zeigen. Ob du jetzt direkt mit ihm reden willst oder nur durch eine Glasscheibe beobachten willst, bleibt dir überlassen.“

Ich nickte registrierend und mein ungutes Gefühl im Bauch stieg. „Wieviel Erfahrung hat du denn schon?“

 „Äh..“, ich kratzte mich am Nacken und warf Gemma einen Hilfe bittenden Blick zu.

 „Nora ist noch relativ neu im Geschehen.“, antworte Gemma und fuhr die Straße links ab. „Aber sie hat ne unheimliche Menschenkenntnis.“

 Das bezweifelte ich zwar stark, da ich noch gar keine Praxis hatte und nicht einschätzen konnte, ob meine vorhandene Menschenkenntnis reichen würde um in einem Mordfall mitzuhelfen.

 Harry war für einen kurzen Moment still bevor er seinen Verdacht äußerte: „Sie hat noch überhaupt nicht gearbeitet, oder?“

 „Rede nicht so, als würde Nora dich nicht hören!“, tadelte meine Freundin ihren Bruder. Plötzlich kam ich mir in meinem Sitz ziemlich unbehaglich vor.

 „Na ja was soll's. Jeder hat irgendwann mal angefangen.“, meinte Harry. „Du musst jetzt rechts einbiegen.“, gab er noch schnell Gemma die Anweisung, bevor wir fast daran vorbei gefahren wären. Das Auto kam zum Stehen, als Harry seinen Berechtigungsausweis vorzeigen musste. Wir passierten die Sperre und stellten das Auto genau in der Mitte des Parkplatzes aus.

 „Ach du liebe Zeit.“, staunte ich leise.

 Das braune Gebäude zog sich direkt vor uns in die Länge. Die Steinmauer welche vor dem Eingang war, war nicht so hoch wie ich sie mir bei einem Gefängnis vorgestellt hätte.

Shattered Wings [Zayn Malik, Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt