T H E R A P H Y

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17/5/1998

Sie hasste Ruth.
Sie war nicht so ein Vorzeigekind wie Steve.
Ruth wusste das, Ruth konnte sich nicht wehren.
Wusste damals noch nicht wie.
Sie ertrug die Schläge.
Sie war naiv, sie liebte ihre Mutter noch. Irgendwo war sie, mit Steve alles an Familie was ihr blieb. Womöglich war diese ganze Situation einfach ihre eigene Schuld.
Sie wollte ihr Vorzeigekind sein.
Ihre Mutter hatte lieber Steve.
Herrgott nochmal, wie sehr sie ihn doch verabscheute.
Diesen perfekten kleinen Engel. Als ihr Vater noch da war, war Ruth immer der kleine Engel. Wenn sie an ihn dachte, machte sich tiefe Trauer in ihr breit, sie versuchte sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren.
Das Auto begann zu rollen.
Sie kam in ein Besserungscamp der fundamentalen, christlichen Bewegung die auch in der Gemeinde das Sagen hatten.
Ruth zitterte.
Nur drei Wochen.
Drei Wochen.
Es wird nur wie Theraphie, oder? Nichts schlimmes, oder?
Die Frage war absolut unnötig, sie ahnte bereits dort nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden.
Warum?
Sie verstand es nicht.
Wo lag ihre Sünde?
Sie hatte doch niemanden verletzt.
Warum hatte sie das verdient?
Sie begriff es nicht, doch sie gehorchte, das kannte sie auch nur so. 
Sie hielten an.
Unbehagen stieg in ihr hoch.
Der Sand unter ihren Schuhen war noch nass.
Wo war sie eigentlich?
Ah ja, St.Marys.
Es wurde ihr auf der Fahrt erklärt, sie war jedoch immer noch so apathisch.
Alles fühlte sich so surreal an.
Vor allem aber weil Ruth nichts verstand. 

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