„Herein." Tönte ich fröhlich, als es an meiner Türe klopfte. Nun war es so weit, der erste Schüler kam zum Berufsgespräch. Vorsichtig lugte ein rothaariger Junge in mein Zimmer. „Lucas, was kann ich denn für dich tun?" Hatte ich etwas mit dem Stundenplan durcheinandergebracht? Immerhin war Lucas in der siebten Klasse und hatte definitiv noch ein wenig Zeit sich um einen Job Gedanken zu machen. Ich meine super er ist wahrscheinlich der Einzige an der ganzen Schule, der sich Gedanken macht. Ich wühlte meinen Stundenplan aus der Tasche. „ Na es ist doch jetzt Berufsberatung!" Sprach er, wie selbstverständlich was es ja auch war, wie ich eben erleichtert in meinem Stundenplan feststellte. „ Ja ... na dann komm mal rein."
Ich winkte ihm rein und er setzte sich mir gegenüber. Lucas war ein schlaksiger blasser rothaariger Junge, welcher definitiv noch einen Wachstumsschub brauchte. Er war einer der besten Schüler an der ganzen Schule. Ein kleiner Streber und ein großer Nerd. „Wie kann ich dir denn Helfen bei deinem Berufswunsch?"Richtete ich die Frage an den Jungen mir gegenüber. Ich wusste von seiner Klassenlehrerin, dass Lucas schon im Kindergarten von seinen Eltern gedrillt wurde, um der beste zu sein. Wo ich mir immer denke, lasst die Kinder doch wenigstens etwas Kind sein, sie müssen so schon viel zu schnell erwachsen werden. Wobei ich einige kenne, die mit achtzehn noch nicht Reif genug sind, um sich ein paar Brötchen bei der Bäckerin zu kaufen, wenn ihr versteht, was ich meine.
„ Nun, wie werde ich in kürzester Zeit ein Physiker?" Er sah mir tief in die Augen, als wolle er mich Hypnotisieren. „In dem du so weiter lernst wie bisher und dann studierst." Wahrheitsgemäße Antwort. „Nein, sie verstehen nicht, ich muss das ganz schnell werden." Gut, er war ja ein kluges Bürschlein aber war er auch ein Wunderkind? „ Tja Luc, da ist das aber immer noch der schnellste und legalste Weg." Immerhin fälscht ja heutzutage jeder schon seine Zeugnisse. Wäre er in Japan, würde man ihm vielleicht abkaufen, dass er schon ein Physiker ist. Jetzt ließ er die kleinen dürren Schultern hängen. „Schau mal, du hast doch noch genug Zeit. Und, wenn du das wirklich werden möchtest dann bist du schon auf dem besten Weg." Versuchte ich ihn aufzumuntern. „Was, nein ich will mal Architekt werden." Nun blinzelte ich verwirrt.
„ Du weist hoffentlich das Architekt und Physiker zwei unterschiedliche Welten sind!" Sagte ich eher zu mir als zu dem kleinen auf meinem Stuhl.
„Ich bin doch nicht blöd!" Sprach er nun empört. Ja aber ich anscheinend oder jemand steht auf meiner Leitung. „Es ist wegen Izzi." Izzi war eine Mitschülerin von Luc. Sie war so etwas, wie der heiß begehrt Stein der Weißen, nur das sie nicht recht Weiße ist. Wobei sie eigentlich ganz clever ist, immerhin machen ihr die Jungs die Hausaufgaben, und dafür muss sie nur einmal mit ihren unverschämt langen Wimpern klimpern.„Das musst du mir nun mal näher erläutern." Sagte ich und setzte mich aufrecht in meinen Stuhl und lauste nun den Erklärungen des Siebtklässlers. „NunIzzi ist ja nicht so die Schlauste aber dafür echt scharf. Sie ist wie Penny aus The Big Bang Theory." Ohhhh nun wusste ich, wo der Schuh drückt. „Und du meinst, weil Leonard die hübsche Penny bekommen hat und das, obwohl er Physiker ist, dachtest du im wahren Leben geht das auch so." Es war definitiv eine Feststellung. Da sieht man einmal was einem diese Serien alles so einreden wollen. Wie sollte ich den jetzt dem armen Jungen erklären, das es im richtigen Leben doch meist etwas anders läuft.
„Hör mal Luc, wenn dich ein Mädchen mag, dann nicht, weil du Physiker bist, sondern weil siedeine Inneren Werte zu schätzen weiß." Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute. Etwas niedergeschlagen stand er auf und bedanke sich bei mir für den Rat. „Naja mir bleibt ja immer noch Architekt, da dauert es zwar etwas, bis ich die Mutter meiner Kinder finde aber egal." Und mit diesem How I Met YourMotherGedanken verließ er nun strahlend mein Büro. Ich schlug leicht mit meinem Kopf gegen meinen Schreibtisch. Leichtgläubige kleine Hosenscheißer. Irgendwie niedlich.Wenn die nächste Schülerin jetzt rein kommt und mich fragt wie und wo sie am besten ihren High Heel verlieren soll, dann verkrieche ich mich in meinem Bett und lese nur noch Märchen. Und schon klopfte es wieder an der Türe. Dieses mal eine der Zehntklässler. „Irena, schön dich hier zu sehen." Wasserstoffblond gefärbte Haare, Sonnenstudio verkohlt und mit so viel Schminke zu gekleistert, Picasso hätte damit zehn Bilder malen können. „Ja gar nicht schön Frau Johnson. Die olle Hampel hat mich hergeschickt." Uiuiui die Erste also, die die Lehrerin für heute erst mal los haben wollte. Brav an mich abgeschoben die Kleine. Ok mit ihren achtzehn Zentimeter Stöckelschuhe war sie einen halben Kopf größer als ich. „Wie dem auch sei, setzt dich doch und erzähl mir mal von deinenBerufsplänen." Forderte ich sie auf. Sie schob ihre kleine Tasche über den Arm und ließ sich auf dem Stuhl, auf dem eben noch Lucas gesessen hat, nieder. Sekunden starrte sie mich nur an. „Na eigentlich will ich mal so nen Fußballer heiraten, wissen sie so ne Spielerfrau werden." Grinste sie nun zufrieden. Als wäre ihr dieser Geistesblitz eben erst eingefallen. Jetzt ist wieder einer dieser Momente, an dem ich in eine Tischkante beißen möchte. Spielerfrau, ja so was ist schon ein echt anstrengender Beruf. „Und sagen wir mal rein theoretisch das würde nicht klappen Irena, was hast dudann als Auswahlmöglichkeit?" Ich versuchte es erst mal vorsichtig. „Ja, da hab ich was." Gespannt lauste ich der nächsten grandiosen Idee. „Dann verkaufe ich Schminke und werde von der Straße weg entdeckt und eine neue Katzenberger nur eben heiß ich dann Fuchsenbacher. IrenaFuchsenbacher." Ihr lächeln wurde breiter. Livie warum bist du nicht auf so einen ausgeklügelten Plan gekommen, als es um dein Berufsleben ging. Jetzt bleib ganz cool Liv. „Und was ist mit Plan C? Weil jeder hat, ja einen Plan C." Gut sie braucht auch noch Plan Y und Z aber bei meinem Glück sehe ich Irena in einem Jahr in der Bild, mit der Schlagzeile "Mörtel Lugner's neues Füchschen". Mir schwant Böses. „Na dann werde ich Friseurin." Erleichtert atmete ich auf. Ja damit können wir doch arbeiten. Irena erzählte mir noch ein bisschen über ihre ganzen Erfahrungen von Haareselber färben und gab mir ein paar nicht notwendige Schminktipps, bevor ich sie wieder zu Frau Hampel in den Unterricht schickte.
Mehr kamen heute auch nicht mehr. Und ich war darüber doch sehr erleichtert. Denn noch mehr unsinnige Berufswünsche wie Popstar werden oder in den Dschungel gehen, hätte ich heute nicht überlebt.
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Amor und sein scheiß Pfeil.
RomanceOlivia Johnson ist 25 Jahre jung, Schulpsychologin und eigentlich richtig gut in ihrem Beruf. Aber mit dem eigenen Leben, vor allem dem Liebesleben hapert es. Freundschaf-Plus mit dem Arzt McFuckingHot bekommt sie gerade so hin. Immer mit Rat und Ta...