Kapitel 1

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Alex:
„Guten Morgen!", grüßt unsere übermotivierte Englischlehrerin und ich habe jetzt schon das DRINGENDE Bedürfnis sie an den Schultern zu packen und solange zu schütteln, bis sie aufhört so dämlich zu grinsen. Ja, nennt mich einen Misanthropen, aber ich habe keine Freunde, lebe allein und überhaupt bin ich müde!
Naja, natürlich lebe ich nicht völlig allein, aber seit meine Mutter gestorben ist (noch ein Grund warum es mein gutes Recht ist mies drauf zu sein) lebe ich bei meinem Cousin hier in New York.
Connor hasst mich, was keine wirkliche Beleidigung ist, da er alles und jeden hasst, aber er ist mir auch nicht besonders sympathisch, außerdem vermisse ich die Karibik. New York ist so... laut und bunt. Sicher, das Meer haben sie hier auch, aber es ist einfach nicht dasselbe.
„Also", wieder dieses völlig unpassende, übertriebene Grinsen, „Wir haben endlich eine Partnerschule für unser Brieffreundschaftsprojekt! Ist das nicht toll?" Ich stöhne entnervt. Das Brieffreundschaftsprojekt... Auch das noch! „Also", fährt Mrs. Andrews fort. „Unsere Partnerschule ist die Charleston High in...?" „Charleston", murmele ich entnervt. Jetzt strahlt sie mich direkt an. „Richtig Alex! Und weißt du auch in welchem Staat das ist?" Ich balle meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Herrgott nochmal ich bin doch keine 4 mehr! „Charleston ist in South Carolina", sage ich schicksalsergeben und lasse das darauf folgende „Seeeehr gut" kommentarlos, aber mit wachsender Entnervtheit über mich ergehen.
Die nächten fünfzehn Minuten verbringe ich damit, nicht wegzudämmern, während Mrs. Andrews uns den Historischen Hintergrund von Charleston erläutert.
Ich wache erst wieder auf, als sie erklärt: „Ich werde ich jetzt nach dem Alphabet aufrufen. Ihr kommt nach vorne und erhaltet einen Zettel, auf dem Name und Adresse eures Partners stehen. Ist das nicht aufregend?" Nein, denke ich. Ich weiß jetzt schon dass es darauf hinauslaufen wird dass ich eine dreimonatige Brieffreundschaft mit einem Footballspieler führen werde, der mir en details schildert, welche Mädchen er am Wochenende wieder aufgerissen hat.
Ich wache erst wieder aus meinem komatösen Selbstmitleid auf, als die Lehrerin „Gellerhan, Cathy" aufruft. Cathy kommt auf der Liste vor mir, das weiß ich. Und tatsächlich, nachdem Cathy wieder auf ihrem Platz sitzt liest sie meinen Namen vor: „Hamilton, Alex" Ich hieve mich aus dem Stuhl und schlurfe nach vorne. „Etwas mehr Motivation, wenn ich bitten darf, Alex! Immerhin könnte es sich hier um deinen neuen besten Freund handeln!" „Ja das glaube ich auch", murmele ich in dem sarkastischsten Tonfall, den ich auf die Reihe bekomme. „Sehr schön!" Argh dieses Grinsen! Ich schleppe mich zu meinem Platz und falte den Zettel auseinander. „John Laurens, 1583 Sanford Rd, Charleston, SC 29407" Ich seufze. Muss ich das wirklich machen? Die Frage wird mir abrupt von Mrs. Andrews beantwortet. „Hausaufgabe auf morgen: Schreibt einen Brief und bringt ihn mit in die Schule. Wir werden sie nicht lesen, keine Sorge, es sei denn jemand will seinen unbedingt vorlesen, aber ich werde sie einsammeln und gesammelt abschicken. Denkt also an einen adressierten, frankierten Umschlag. Und jetzt noch einen wunderschönen Tag, raus mit euch!"

„Bin wieder da!", rufe ich, als ich das Apartment betrete, ohne ernsthaft eine Antwort von Connor zu erwarten. Meinen Rucksack werfe ich schwungvoll in mein Zimmer, dann gehe ich in die Küche und mache mir ein Sandwich, während ich im Kopf den Brief an John Laurens entwerfe. Ich bin vielleicht kein Fan von dem Brieffreundschaftsprojekt, aber schreiben ist etwas, das mir immer schon Spaß gemacht hat. Am liebsten setze ich mich irgendwo hin und fange einfach an zu schreiben, einfach alles um mich herum zu beschreiben. Als ich aufgegessen habe, setze ich mich mit meinem kleinen Notizbuch an den Küchentisch und beginne mit dem Brief.

„Lieber John,"
Nein, das klingt nicht richtig. Ich versuche es nochmal
„Hi John,"
Nicht optimal aber ich werde es so lassen, fürs erste jedenfalls.
„Hi John,
Ich will ehrlich sein. Zuerst habe ich gedacht „Ugh, Brieffreundschaft, wie bescheuert."
Aber dann habe ich mir überlegt, dass ich einen Freund wie dich gut gebrauchen könnte.
Jemanden, dem ich von mir erzählen kann, dem ich auch meine „tiefsinnigeren" Gedanken anvertrauen kann, ohne Angst zu haben, dafür verurteilt zu werden. Denn:
Was kann schon schiefgehen, wenn ich dir von mir erzähle?
Du wohnst 12 Autostunden von mir entfernt, in einer Stadt in der ich niemanden kenne außer dir. Also, selbst wenn du dich als der größte Arsch der Weltgeschichte herausstellen solltest, so what?
Nun zu mir:
Ich heiße Alex Hamilton, ich bin 17 und ca. 1.84 m. Ich habe dunkle Haare, braune Augen und ein bisschen Bartansatz. Meine Haare sind eigentlich zu lang, aber ich
habe weder Geld noch Lust zum Friseur zu gehen.
Zu meinen Interessen gehören Schreiben und Lesen, außerdem interessiere ich mich sehr für amerikanische Geschichte. Typischer Geek, ich weiß.
So, mehr will ich dir dann doch noch nicht erzählen, wenn es dich interessiert, dann
schreib mir doch einen Brief zurück.
Ok Spaß, ich weiß dass du mir zurückschreiben MUSST, aber wir können ja so tun als ob wir uns tatsächlich füreinander interessieren. 
Alex
P.S. Falls du ein Footballspieler bist, der weder lesen noch schreiben kann will ich dir
den Antwortbrief erleichtern:
Alter?
Hobbys?
Haarfarbe?
Augenfarbe?
Sozialleben?
Familie?"

Ich lese den Brief noch einmal durch. Ja, denke ich, das werde ich so lassen. Lieber zeige ich diesem John von Anfang an wie ich bin, als mich zu verstellen.

Letters- Eine Hamilton FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt