Kapitel 22

800 48 14
                                    

Heyo ich bin zurück!
Keine Ahnung, warum ich für das Kapitel so lang gebraucht habe, aber, naja...
Will nicht zu viel verraten ;D
Zu dem Kapitel will ich auch noch ein bisschen Fanart machen, weil das gut passt, aber ich poste  die seperat, das würde hier jetzt zu viel vorwegnehmen...

Alex:
Die nächste Woche vergeht einerseits wie im Flug und andererseits auch nicht. Mit John in die Schule zu gehen verliert zunehmend seinen Reiz und ich fiebere langsam wieder aufs Wochenende hin.
Klar, mit John in die Schule zu gehen, ist viel lustiger als alleine, aber es ist immer noch Schule. Außerdem hat Johns Musiklehrer beschlossen, dass sie noch dringend jeden Nachmittag Sonderproben brauchen, das heißt entweder verbringe ich die Nachmittage in der Schulbibliothek, auch das ist inzwischen weit weniger spannend als am Anfang, oder ich fahre alleine zu John nach Hause.
Die ersten paar Tage schreibe ich noch Artikel, aber dann fange ich an, den Zwillingen Nachhilfe in allem Möglichen zu geben, was sich als verdammte Sisyphos-Aufgabe erweist.
Beide sind nicht blöd, aber vor allem Ellie ist wahnsinnig lernresistent. Jamie dagegen gibt sich zwar Mühe, kann sich aber unmöglich länger als zehn Minuten auf irgendetwas konzentrieren.
Auch von John habe ich mich wieder ein bisschen distanziert. Hatte ich in den ersten paar Tagen in denen ich hier war, das Gefühl, dass er wirklich mit mir zusammen sein will, dass wir uns jeden Moment küssen könnten? Wahrscheinlich. Ist diese Spannung, dieses Prickeln aber irgendwie komplett verschwunden? Ebenfalls ja, leider, aber irgendwie fühlt es sich mehr an, als würde John die Spannung absichtlich unterdrücken.
Nach unserem Gespräch am Montag verstehe ich ja sogar seine Beweggründe dafür, er hat Angst, dass wenn ich ihm zu nah bin, Henry mich verletzt statt ihn, aber ich würde mich liebend gerne von Henry verletzen lassen, wenn ich dafür mit John zusammen sei könnte. Schmerz kenne ich schon, das kann mir nichts mehr, aber was ist mit Liebe und mit dem Gefühl, zurückgeliebt zu werden? Das kenne ich noch nicht, nicht richtig jedenfalls, nicht mit dieser Art Liebe.
Natürlich haben wir immer noch Spaß, sitzen oft bis Mitten in der Nacht da und reden, nur eben ohne Fast-Küsse und subtiles beziehungsweise weniger subtiles Kuscheln.
Alles in allem war ich noch nie so froh, jemanden in meinem Leben zu haben wie John, aber irgendwie hatte ich wohl gedacht, dass wir auf mirakulöse Art und Weise zusammenkommen würden, sobald wir uns in Wirklichkeit treffen und auch wenn ich es nicht gerne zugebe, frustriert es mich, dass das nicht der Fall ist.
Und ehe ich es mich versehe, ist es Donnerstag und Johns Nervosität, die schon die ganze Woche zunehmend vor sich hin gebrodelt hat, ist kurz vor dem Überkochen.
Ich würde ihm so gerne helfen, aber ich weiß nicht, wie. Mehr, als ihm zu sagen, dass er das super machen wird, dass er keine Angst zu haben braucht, kann ich auch nicht und das hilft nur begrenzt.
Am Freitagabend ist John bereits zu nichts mehr zu gebrauchen, also versuchen wir es nochmal mit Film schauen.
Als wir fertig sind und alle beginnen, sich in ihre Zimmer zu verteilen, fängt es draußen an zu regnen. Johns Mutter lächelt. „Da geht's los" „Da geht was los?", frage ich irritiert. „Frühjahrsstürme. Keine Seltenheit hier unten, normalerweise gewittert es die ganze Nacht durch." „Ah ok", presse ich hervor.
Meine Kehle ist wie zugeschnürt und mein Herz rast. Sobald es anfängt, zu donnern und blitzen wird mir der kalte Schweiß ausbrechen und wenn der Wind um die Häuser pfeift und die Rollläden klappern lässt, werde ich anfangen, unkontrolliert zu zittern und die Übelkeit wird mich die ganze Nacht wachhalten.
John wirft mir einen Blick zu. „Alex? Alles in Ordnung? Du bist plötzlich so blass." Ich nicke. „Alles gut"
Ich habe Stürme schon früher überstanden, das werde ich auch jetzt hinbekommen.
Als wir beide bettfertig sind und John sich unter seiner Decke einrollt, donnert es bereits und ich kann Wind und Regen rauschen hören.
Ich atme tief durch. Die Panikattacke kann ich nicht mehr zurückhalten, aber vielleicht kann ich so wenigstens meinem Magen dazu bringen, das Abendessen für sich zu behalten.
In diesem Moment beginnt John zu reden: „Alex... Ich hab so Angst vor morgen... Was, wenn ich auf der Bühne stehe und keinen Ton herausbekomme?" Reden ist das letzte, was ich gerade tun will, aber ich muss ihm ja in irgendeiner Form antworten, also murmele ich: „Das schaffst du schon." Sofort muss ich wieder tief einatmen, um mich nicht zu übergeben.
„Alex?", fragt John, „Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?" „Nein", murmele ich. Er seufzt. „Dachte ich mir. Was ist denn los?" Mühsam stütze ich mich auf, um ihn anzusehen. „Ich- Ich habe Angst vor Stürmen... Ich bekomme immer Panikattacken und mir wird schlecht und..." „Alex, Ich...Warum hast du denn nichts gesagt?" „Was hätte das denn gebracht?", murmele ich, „Der Sturm hört davon ja auch nicht auf." „Und- Und... gibt es irgendwas was dagegen hilft?" Ich lache traurig auf. „Früher, als ich noch kleiner war, da habe ich einfach bei Mom im Bett geschlafen und das war in Ordnung, aber..." John schweigt einen Moment, dann murmelt er: „Du könntest bei mir..."
Plötzlich ist mein Herzklopfen nicht mehr nur der Angst geschuldet. „Wi-Wirklich?", frage ich leise. Auch im Halbdunkel kann ich sehen, dass er mit den Schultern zuckt. „Ich hätte nichts dagegen, aber du musst natürlich nicht, ich will dich zu nichts zwingen." Ich muss lachen. „Also, dann..."
Darauf bedacht, möglichst keinen Lärm zu machen durchquere ich das Zimmer und krabbele, ziemlich nervös irgendwie, zu ihm unter die Decke.
Plötzlich sind wir uns so nah... Natürlich, wir haben uns schon vorher umarmt, er ist sogar schon auf meinem Schoß eingeschlafen, aber so, nachts, unter der gleichen Decke... Das ist doch noch mal was anderes.
Meine Angst ist noch da, auch die Übelkeit hat sich noch nicht verzogen, aber beides ist ein bisschen in den Hintergrund gerückt.
„Und jetzt?", flüstert John. „Ich weiß es nicht", flüstere ich zurück. „Aber ich.", raunt er und damit schmiegt er sich an mich, den Kopf halb auf meiner Brust, die Hand direkt auf meinem Herzen. „Das pocht aber ziemlich", stellt er fest. „Ich weiß", murmle ich in seine Haare, dann schlinge ich beide Arme um ihn, ziehe ihn enger an mich. Eine Weile lang bleiben wir einfach so liegen, Johns Atem an meinem Hals, seine Haare in meinem Gesicht und es tut so unfassbar gut. Seine Wärme, sein Geruch, alles an ihm beruhigt mich, lässt mich fähig werden, den rollenden Donner einfach zu überhören.
„Besser?", fragt er nach einer Weile. „Viel.", murmele ich, „Danke, John." „Mhm... Jederzeit", murmelt er, das Gesicht in mein T-Shirt gedrückt. Plötzlich fährt er wie von der Tarantel gestochen auf. „Du bleibst aber schon hier, oder?", fragt er. Ich ziehe ihn wieder an mich. „Mir fällt kein Grund ein, der dagegen spricht." „Gut", flüstert er und schließt die Augen. „Gute Nacht Alex." „Gute Nacht, John", murmele ich und schließe die Augen.

Letters- Eine Hamilton FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt