Boah...
Das Kapitel ist mir irgendwie extrem eskaliert und...
Puh, keine Ahnung, was ich mir dabei gerade gedacht habe XD
Aber seht selbst ;D
Übrigens, damit ihr nicht Fragen/ eine Panikattacke bekommen müsst:
NEIN DAS IST NICHT DAS LETZTE KAPITEL
John:
Nach dem Konzert stehen wir noch ein bisschen in der Aula und reden. Wir, das heißt Alex und ich, Ashley, Josh und seine Freundin Maddie, Kira, Luca, Chelsea und ihr Freund Ben.
Gefühlt scheinen ALLE das mit Alex und mir mitbekommen zu haben was einerseits irgendwie... peinlich ist und andererseits auch irgendwie toll.
Peinlich ist es mir eigentlich nur, weil ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe und wenn man gerade gesungen und dann mitten in der Schulaula einen Jungen geküsst hat, dass steht man nun mal im Mittelpunkt.
Toll ist es weil ich plötzlich das Gefühl habe, dazuzugehören in dieser Welt der Pärchen. Außerdem habe ich Alex geküsst! Und er hält die ganze Zeit meine Hand fest! Muss ich überhaupt noch erwähnen, dass ich auf Wolke sieben schwebe?
„Und ihr wart gar nicht zusammen?", fragt Chelsea gerade mit einem leicht überraschten Unterton. Ich schüttele den Kopf. „Nein, wieso?" Sie zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ihr habt schon die ganze Zeit wie ein Pärchen gewirkt. Ich dachte immer, ihr wärt zusammen und, dass du", Sie sieht zu mir, „Halt nicht willst, dass das jeder weiß oder so." „Echt?", Josh legt den Kopf schief, „Ich hab nichts gemerkt." Ich lache. „Also ist nicht super offensichtlich, dass ich, naja, schwul bin?", frage ich schüchtern. Josh lacht. „Ist dir das etwa peinlich?" Hastig schüttele ich den Kopf. „Nein gar nicht, aber ich habe, du weißt schon, ein bisschen Angst davor, dass mich manche Leute deshalb fertig machen." Verständnisvolles Nicken, dann erklärt Josh: „Also ich habe gar nichts gemerkt." „Ich auch nicht", stimmt Ashley ihm zum. Ben lacht und drückt Chelsea einen Kuss auf die Schläfe. „Meine Cheese ist einfach sensibel." Auf einmal wünsche ich mir, dass Alex das auch machen würde, aber der grinst nur und fragt: „Cheese?" Sie verdreht die Augen. „Ben wollte mir unbedingt einen Spitznamen geben, aber er war total uninspiriert und ihm ist nichts Besseres eingefallen." „Das stimmt doch gar nicht", schmollt Ben, „Außerdem ist Cheese total witzig und dir gefällt es doch auch." Chelsea verdreht erneut die Augen, dann lacht sie und erklärt: „Vielleicht. Ein ganz, ganz klitzekleines bisschen." Ich will gerade etwas erwidern, als ich von hinter mir eine Mädchenstimme höre. „Du-Du hast echt toll gesungen, John. U-Und Chelsea, richtig? Nimmst du Unterricht?" Ich drehe mich um und sehe Maria, ein Mädchen aus dem Jahr unter mir, das vorhin gesungen hat. Alex dreht sich zu ihr, lächelt strahlend und erklärt: „Du warst auch echt toll. Mary, oder?" „Ma-Maria", murmelt sie und senkt den Blick. Ich spüre einen Stich in meiner Brustgegend. Warum muss Alex immer zu allen so super lieb sein? Einen Freund zu haben, der bi ist, hat den Nachteil, dass man auf beide Geschlechter eifersüchtig sein muss, stelle ich fest.
„Ich bin au-auch gar nicht so gut.", murmelt Maria. Wahnsinn. Ist dieses verschüchterte Mädchen echt die gleiche, die vorhin mit dieser wahnsinnigen starken, intensiven Stimme eine Ballade gesungen hat? „Natürlich bist du gut.", lächelt Alex, „Ich hab dich doch gehört."
In diesem Moment kommt Peggy, die kleine Schwester von Eliza angelaufen und winkt Maria zu. „Riri! Hier bist du", ruft sie fröhlich. Maria sieht auf und ihr Gesicht scheint aufzuleuchten. „Pegs!" „Was machst d... Oh hi John und Johns Freunde, jedenfalls, was machst du hier?" Ich sehe zu Alex, der das Gleiche zu denken scheint wie ich: Wie kann jemand, der so klein ist wie Peggy, so voller Energie sein? „I-Ich musste mal weg von James", murmelt Maria, „Er hat wieder so eine Phase..." Peggy reißt die Augen auf. „Riri, im Ernst. Der Kerl ist nicht gut für dich!" Maria wird knallrot, was überraschend gut aussieht mit ihrem Kleid und schüttelt den Kopf. „Da-Das verstehst du nicht Peggy. Er ist gar nicht oft so. Nur manchmal, wenn ich nicht gut genug singe oder auf der Bühne nicht hübsch genug aussehe oder so.", murmelt sie. Peggy hebt die Hände. „Also bitte, deine Entscheidung. Ich sehe nur, dass er dir nicht guttut." Maria zuckt mit den Schultern und sieht auf einmal so unfassbar klein und verletzlich aus, dass ich wünschte, ich könnte irgendwas dagegen tun, aber ich kenne ihren Freund.
James ist ein aggressiver Junge, der zwar in meinem Jahrgang ist, aber dadurch, dass er einmal das Jahr wiederholen musste, schon achtzehn ist.
Er ist nicht blöd, ganz im Gegenteil, nur fehlt ihm die konventionelle Schul-Intelligenz. Außerdem ist es allseits bekannt, dass er regelmäßig Leute erpresst mit allem möglichen, von Videos vom Fremdgehen bis hin zu Beweisen mit für den Drogenkonsum von verschiedenen Leuten, nur kann man ihm nie etwas nachweisen, außer dass er immer aus „unbekannter Quelle" über relativ viel Geld verfügt.
Außerdem neigt er zu spontanen Gewaltausbrüchen und ich kann mir schwer vorstellen, dass er nicht auch gegen seine Freundin ab und zu mal die Hand erhebt. Kein Wunder, dass sie erstens so verschreckt ist und zweitens nicht will, dass sich irgendjemand einmischt. Würde sie etwas gegen James sagen, oder, noch schlimmer, es wagen, sich von ihm zu trennen, würde sie mit recht hoher Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus landen.
Aus Alex' Blick schließe ich, dass er sich mindestens die Hälfte dieser Informationen aus dem vorangegangenen Gespräch selber erschlossen hat. Ich würde ihm gerne alles Andere erzählen, aber nicht vor dem Rest der Gruppe. Das muss warten, beschließe ich. „Ich-ich geh dann James mal suchen", murmelt Maria und schiebt sich durch die Menschenmenge, die immer noch die Aula verstopft, weg von uns. Peggy schüttelt den Kopf. „Irgendwer muss was dagegen machen, aber..." „Peggy! Wir haben dich schon überall gesucht!", höre ich in diesem Moment Eliza. Dann steht sie neben uns, die Hand auf Peggys Schulter, die ihre Schwester mit einem Mörderblick bedenkt. Dann fällt ihr Blick auf Alex und sie wird ein kleines bisschen rot. „Oh, h-hi, Alex", dann lächelt sie mich an, „Und hey John, Du warst echt toll vorhin.""Danke", murmele ich.
Ich mochte Eliza immer ganz gern, bis sie sich in meinen Freund verknallt hat. Seitdem ist sie mir irgendwie suspekt. Mein Freund... Wow, wie seltsam sich das anhört, aber auch gut irgendwie, sehr gut sogar.
Elizas Blick fällt auf unsere verschränkten Hände und sie lacht überrascht auf. „Hab ich was verpasst?" Alex grinst und erklärt: „Ist noch eher neu, aber, ja, John und ich sind beide runter vom Markt." „Runter vom Markt?",f rage ich belustigt und auch Eliza kichert. „Also seid ihr beide..." Ich seufze. „Ich bin schwul, Alex ist bi, warum ist da so eine große Sache? Eliza, deine eigene Schwester ist lesbisch." Peggy kichert. „Das stimmt, Liza, du solltest dich an sowas gewöhnen." Eliza schüttelt den Kopf, dann erklärt sie etwas verlegen: „So meinte ich das gar nicht. Ich bin nur ein bisschen überrascht, weil ich das so nicht erwartet hatte, zumindest nicht bei Alex" Alex hebt eine Augenbraue. „Wie soll ich das jetzt verstehen?" Eliza schüttelt den Kopf. „Vergiss es, Peggy, wir müssen echt los." Als die Beiden ebenfalls Richtung Ausgang verschwunden sind, erklärt Ashley: „Die Zwei hat es aber schlimm erwischt," „Wie meinst du?", frage ich. Dass mit der einen Eliza gemeint ist, die mindestens so schlimm in Alex verknallt ist, wie ich, ist mir klar. Aber die Andere? Peggy? In wen soll die den verliebt sein? Sicher nicht Alex, das steht fest, aber, wen meint sie dann? „Also, ich glaube, darin, dass Eliza es auf unseren New Yorker hier abgesehen hat, sind wir uns einig. Und meint ihr nicht, dass die Kleine, Peggy, total in die Schüchterne mit dem Lippenstift verschossen ist?" Chelsea nickt eifrig, Kira zuckt mit den Schultern und Ben und Luca tauschen einen „Was-was-ich-Blick" zu. Ich denke über Peggy Verhalten gegenüber Maria nach und ja, man könnte es zwar als Sorge um die beste Freundin auslegen, aber man kann es eben auch anders interpretieren. Alex scheint das Gleiche zu denken wie ich, lässt es aber ebenfalls unkommentiert. In diesem Moment beginnt min Handy in meiner Hosentasche zu vibrieren. Ich ziehe es heraus und sehe, dass es Mom ist. „Ja?", frage ich. „John, wo seid ihr denn?", fragt sie, „Wir wollen fahren, aber wir haben euch nicht gefunden. Kommt ihr zum Parkplatz raus?" Ich nicke, dann sage ich: „Ja, klar" „Sehr schön, dann bis gleich." Ich will gerade auflegen, als mir noch etwas einfällt: „Was ist denn mit Dad?", frage ich, „Ist er... du weißt schon, ok drauf?" Mom lacht. „Du bist nicht in Lebensgefahr, sagen wir es so." „Na gut, dann kommen wir gleich." Ich lege auf, dann wende ich mich an Alex: „Das war Mom, wir sollen raus zum Parkplatz kommen." Alex nickt. „Auch gut, ich bin eh total müde." Ich muss lachen. „Du hast gut reden, du hast nicht den ganzen Tag auf einem Adrenalin-High verbracht." Er gähnt. „Auch wieder wahr."
Auf der Rückfahrt sind wir diesmal einer mehr, also sitzen Alex, Jamie und ich gequetscht auf der Rückbank. Eigentlich hätte ich nichts dagegen, in der Mitte zu sitzen, dann könnte ich mich an Alex lehnen oder so, aber das steht Jamie, als kleinstem von uns zu.
Ist vielleicht auch besser so, die Atmosphäre ist dank Dad sowieso schon wieder angespannt genug. Nicht, dass er direkt etwas sagen würde, aber sein Schweigen sagt schon genug.
Zuhause angekommen will ich eigentlich einfach ins Bett, vorzugsweise mit Alex zusammen, aber dann steht Ellie plötzlich da und will wissen, wie das Konzert war, woraufhin Mom ihr jedes Video, dass sie gemacht hat zeigt und wir das ganze Gespräch, das wir bereits im Auto geführt haben, darüber wie toll ich doch war, nochmal durchkauen müssen, was sicher eine halbe Stunde dauert, weil jedem noch zwei Details einfallen, die sie zum Besten geben müssen.
Eigentlich sind wir gerade endlich fertig, als Jamie noch das Allerwichtigste einfällt: „Alex und Johnny haben sich nach dem Auftritt übrigens geküsst", giggelt er. Ellie mustert und, dann prustet sie los. „Na, das war aber auch echt mal nötig. Jetzt ist John dann als letzter in der Familie auch nicht mehr ungeküsst." „Hey!", sage ich entrüstet, „Nicht nett. Außerdem, Jamie? Du hattest doch noch nie ein Freundin?" Ellie prustet wieder los, was ihr einen bösen Blick von Jamie einbringt. „Ich habe mich letztes Jahr im Footballcamp zu den Mädchenzelten geschlichen und Sally Jennings geküsst", sagt er würdevoll, „Mit Zunge." Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht ebenfalls zu lachen. Dad dagegen gibt sich weniger Mühe und lacht schallend los. „Das ist mein Sohn", röhrt er, „Schleicht sich zu den Mädchen, um mit ihnen rumzumachen. Unser kleiner Frauenheld!"
Ich spüre einen kleinen Stich. Es ist nicht derselbe Schmerz, den ich spüre, wenn Alex nett zu Mädchen ist, eher drückend, wie eine konstante Erinnerung daran, dass ich für Dad nie genug sein werde, die ab und zu schmerzhaft aufflammt. Wann hat Dad das letzte Mal über mich „Das ist mein Sohn", gesagt? Als ich acht war? Neun, vielleicht. Und selbst da hat er nicht mit so viel Stolz gesagt, sondern eher in einem „Die Niete da hinten, die wie ein Mädchen aussieht? Ja, das ist mein Sohn. Leider."-Tonfall.
Alex scheint ebenfalls bemerkt zu haben, wie sehr Dads Aussage mich verletzt hat, denn er greift unauffällig nach meiner Hand und fragt, weniger unauffällig: „Und wenn John erzählt hätte, dass er sich zum Nachbarzelt geschlichen hätte, um einen von seinen Teamkollegen zu küssen? Wäre er dann genauso der Sohn seines Vaters?" Ich drücke ihm fast das Blut in der Hand ab, so fest quetsche ich seine Hand, um ihm zu verstehen zu geben, dass er um Himmels Willen die Klappe halten soll, aber er fängt anscheinend gerade erst an. Na Großartig. „Oder", fährt er fort, „Würdest du ihm sagen, dass das ekelhaft ist und dass man das nicht tut? Oder würdest du ihm sagen, dass er nicht mehr dein Sohn ist? Ach ich vergaß, das hast du ja schon." Ich sehe, wie Dad die Augenbrauen zusammenzieht. Ich drücke seine Hand noch fester und flüstere ihm zu: „Du kannst aufhören. Du hast schon genug angerichtet." Er schaut, als hätte ich ihn fest ins Gesicht geschlagen und will gerade reagieren, aber da fängt Dad an, ihn anzuschreien: „Alexander! Das ist NICHT deine Familie, Johns Erziehung ist NICHT deine Aufgabe und du mischt dich gefälligst nicht ein, VERSTANDEN?" Alex öffnet den Mund, aber in seinen Augen sehe ich, dass er nicht vorhat, Dad zuzustimmen, also trete ich ihn gegen das Schienbein, er hebt die Hände und sagt ausgesucht höflich: „Natürlich sehe ich das ein, es tut mir leid. Ich bin definitiv zu weit gegangen, wird nicht wieder vorkommen." Dad nickt zufrieden. „Das wollte ich hören, und jetzt ab ins Bett mit euch, alle vier und zwar alle in ihre eigenen Betten, gilt insbesondere für euch zwei." Er beäugt Alex und mich misstrauisch. „Also schwanger werde ich auf jeden Fall schon mal nicht", grummele ich und diesmal hat sogar Dad Mühe, sein Grinsen zu verbergen. „Das stimmt zwar, aber es geht mir hier ums Prinzip."
In meinem Zimmer fahre ich ihn an: „Du weißt, dass du alles gerade dreimal schlimmer gemacht hast oder?" Wieder dieser Geschlagenes-Hündchen-Gesichtsausdruck, der dafür sorgt, dass ich ihn nicht anschreien, sondern umarmen will. „Ich weiß", murmelt er, „Ich-Ich wollte nicht, dass es so eskaliert, ich wollte nur... Ich habe gesehen, dass er dich verletzt hat und...", er schluckt schwer, „Ich hasse es, wenn jemand dir wehtut, dann schalte ich auf Autopilot und denke nicht mehr nach, was ich tue, das... Es tut mir leid, ich hab Mist gebaut."
Jetzt ist es doch um mich geschehen und ich umarme ihn, schmiege mich an ihn. „Mir tut es auch leid. Ich hätte dich nicht so anschreien sollen." Er vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren und murmelt: „Ist schon gut. Du hattest j irgendwie Recht." Ich schweige, weil ich weiß, dass ich Recht habe, aber nicht wie ein Besserwisser rüberkommen will. Nach einem kurzen Moment der Stille fragt Alex: „Und halten wir uns an das, was dein Dad gesagt hat?" Ich brauche einen Moment um zu verstehen was er meint. „Wovon red- Oh, du meinst, ob du trotzdem in meinem Bett schlafen kannst?" „Ja genau." „Also, wenn wir still sind, dann sehe ich keinen vernünftigen Grund, uns nicht über das Verbot hinwegzusetzen." „Finde ich gut.", murmelt er in meine Haare. „Da kann wohl jemand nicht genug von mir bekommen", witzele ich. „Kann ich auch nicht", sagt er gespielt verführerisch, „Du bist einfach zu toll." Auch wenn ich weiß, dass wir beide nur rumwitzeln, machen mich seine Worte so unfassbar glücklich.
Später, als wir aneinadergekuschelt in meinem Bett liegen, murmelt er: „John? Wusstest du, dass ich von dir am Anfang immer den Namen Jackie im Kopf hatte?" Meine Eingeweide verkrampfen sich ganz leicht. „Ja-Jackie?", frage ich leise. „Ja", er lacht leise, „Frag mich nicht, wie ich da drauf komme", dann: „Ist das ein Problem?" „Nein, nein", murmele ich, „Nicht mehr." „Wie meinst du?", fragt er. Ich hole tief Luft. „Ich hab dir doch von Louis erzählt?", frage ich leise. „Deine erste große Liebe?" Ich ziehe die Schultern hoch. „Ja, er..." „Was ist mit ihm?", fragt Alex. Ich spüre wie er, vielleicht bewusst, vielleicht auch nicht, ein Stück von mir wegrutscht, also kuschele ich mich wieder enger an ihn. Ich kann das nicht erzählen, wenn er mich nicht im Arm hält. „Er hat mich immer Jackie genannt", erkläre ich, meine Stimme nur noch ein Flüstern. „Jedenfalls hat er das getan, bis ich ihm einmal hinter der Sporthalle gesagt habe, was ich, du weißt schon, für ihn empfinde." „Da hat er mich in den Magen getreten und gesagt, dass ich das ekelhafteste wäre, was ihm je untergekommen ist. Und als ich auf dem Boden lag, hat er nochmal zugetreten und ist weggelaufen. Ich-Ich hätte ihn hassen sollen, aber das habe ich natürlich nicht und als mich die Schulschwester hinter der Sporthalle gefunden hat, habe ich ihr gesagt, dass es ein paar ältere Jungs gewesen wären und dass ich es selber provoziert hätte. In meinem Kopf hat es sich damals auch so angefühlt, als ob es meine Schuld wäre. Und...naja...deshalb mag ich den Spitznamen nicht so." Ich spüre, wie sich Alex Griff um mich verfestigt. „Ist dieser Mistkerl immer noch auf deiner Schule?" Ich schüttele den Kopf. „Er ist ein knappes halbes Jahr später bei einem Autounfall schwer verletzt worden und nach ein paar Tagen im Koma an den Folgen gestorben..." Plötzlich spüre ich einen Kloß in meiner Kehle. Ich habe schon so lange nicht mehr an Louis gedacht, nicht richtig jedenfalls. Als ich Alex von ihm geschrieben habe, da schon, aber da tauchte er eher als Element meiner persönlichen Coming-Out- Story auf als als meine „erste große Liebe", wie Alex es so schön formuliert hat. War er das denn? Kann man einen Jungen, mit dem man vage befreundet war und in den man sich dann von Hormonen gesteuert und von seinem Aussehen angezogen irgendwie ein bisschen verknallt als „große Liebe" bezeichnen? Wobei ein bisschen verknallen vielleicht untertrieben war. „Einmal bin ich mit fast 40° Fieber in die Schule gegangen, nur um ihn zu sehen und dann war er auch krank", erzähle ich leise. Alex lacht. „Da hatte es dich ja schlimm erwischt", murmelt er. Ich nicke. „Weißt du, was das Schlimmste an seinem Tod war, für mich jedenfalls?", frage ich. „Nein" „Dass-Dass ich mit niemandem darüber reden konnte. Sicher, Laf und Herc wussten es, aber nachdem er mich so mies behandelt hatte, hatte ich den beiden quasi geschworen, dass ich nichts mehr von ihm wollte und irgendwie haben sie es dann auch nicht so richtig eingesehen, dass sein Tod mich mitgenommen hat. Und mit Mom und Dad konnte ich nicht reden, weil... Dann hätte ich ihnen von meinen natürlich noch vorhandenen Gefühlen erzählen müssen und..." Ich seufze. „Naja, jetzt kennst du die tragische Geschichte meiner ersten Liebe."
Alex zieht mich enger an sich, schweigt aber.
Vielleicht liegt es daran, dass er weiß, wie es ist jemanden zu verlieren, vielleicht spürt er auch einfach, dass gerade kein gute Moment zum reden ist. Ich bin ihm jedenfalls sehr dankbar, dass er weder unnötige Fragen stellt noch „Oh, es tut mir ja soo leid", sagt, sondern mich meine Erinnerungen einfach verarbeiten lässt.
Irgendwann murmelt er: „Ich bin froh, dass ich dich jetzt im Arm halte und nicht er." „Ich auch", flüstere ich.
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Letters- Eine Hamilton Fanfiction
RomanceEine modern Style Hamilton/Lams Fanfiction: John Laurens, ein mehr oder weniger normaler Teenager aus South Carolina und Alex Hamilton, leicht Misanthropischer Waise aus New York werden einander als Partner bei einem Brieffreundschaftsprojekt zugete...