Moriarty legte lächelnd die Morgenzeitung zur Seite und goss sich lächelnd eine weitere Tasse Tee ein. Ein wirklich guter, köstlich schmeckender Tee aus einer Tasse von edlem Porzellan. So begann ein Tag doch äußerst zufriedenstellend.
Der Artikel auf der ersten Seite der Zeitung war groß aufgemacht und nicht zu übersehen, und damit war es nun offiziell: John Watson war darauf angesetzt worden, Moriarty zu entlarven.
Das Superhirn kicherte. Ausgerechnet John Watson.
Nun, wie gesagt. Sicher hatte der Gute das ein oder andere von Sherlock gelernt, und Sherlock war dem Oberhaupt der weitverzweigtesten Verbrecherorganisation beängstigend nahe gekommen. Gott sei Dank hatte er den Köder geschluckt, den man ihm gelegt hatte, und den kleinen Schauspieler für Moriarty gehalten. Nun, Sherlock war jetzt tot und konnte seinen Fehler nicht mehr bereuen.
Aber John Watson lebte und Moriarty war sich nach wie vor sicher, dass der keine Gefahr darstellen würde.
Im Gegenteil. Das ganze würde vermutlich äußerst amüsant werden.
Man könnte John ein paar Brocken vor die Füße werfen und ihn auf eine falsche Fährte nach der anderen locken. Das wäre eine einfache Sache, denn John war alles andere als ein Genie. Er kam um Längen nicht an Sherlock oder gar Moriarty heran. Er würde den für ihn ausgelegten Brosamen blind hinterher stolpern und in jede für ihn aufgestellte Falle tappen.
Man könnte mit ihm spielen wie mit einer Marionette, und ja, das versprach tatsächlich interessant zu werden.
Mit John Watson zu spielen wie die Katze mit der Maus, ihn immer wieder entkommen zu lassen, und ihn dann am Ende, wenn er schon erschöpft von der ganzen Jagerei wäre, schließlich doch noch zwischen den eigenen Krallen zu zerfleischen.
Moriarty sagte „Miau!" und kicherte leise über den eigenen Scherz.
Die Tasse war leergetrunken, der Teller, auf dem sich vor kurzem noch ein frischer Toast mit herrlicher Bitterorangenmarmelade befunden hatte, war ebenfalls leer. Die Zeitung zur Seite gelegt.
Der Morgen vorangeschritten.
Zeit, den Tag zu beginnen und ernsthafte Pläne zu schmieden.
Die üblichen Profit einbringenden Verbrechen liefen auch ohne Moriartys direkte Intervention, so dass sich das Criminal Mastermind dem ganz persönlichen Vergnügen zuwenden konnte.
Ein paar Ideen ploppten auf, wurden verworfen. Doch am Ende der Überlegungen war klar, was nun innerhalb der nächsten Tage geschehen würde.
Einige Verbrechen, die John Watson geradezu verspotten würden.
Ob John wohl das Katz und Maus Thema bemerken würde?
Nun, sicher nicht. Er war kein intelligenter Kopf. Er war dumm, wie die meisten Menschen, die sich selber nicht als dumm empfanden, es aber zweifelsohne waren. Und er wäre so leicht an der Nase herum zuführen ...
Moriarty musste erneut kichern.
Also gut, dachte Moriarty, genug geplant, jetzt schreiten wir zur Tat.
Das Telefon am Ohr, zog das verbrecherische Genie einige Fäden und gab ein paar Dinge in Auftrag und nun war es nur noch eine Frage von Stunden, bis John über seine eigenen Füße und vor allem seine eigene Unfähigkeit stolpern würde.
Gut.
Als das erledigt war, brach Moriarty auf in den Tag, den es gab eine Rolle zuspielen. Eine Rolle, die Moriarty nun schon so lange spielte, und die geeignet war, die ganze Welt darüber hinwegzutäuschen, dass dieser so freundlich und harmlos erscheinende Mensch in Wirklichkeit etwas ganz anderes war.
Und während Moriartys Schritte auf dem Gehsteig erklangen, und die frische Luft des Morgens in Moriartys Lungen ein angenehmes Gefühl von Frische erzeugte, hatte John in seiner Wohnung in der Baker Street ebenfalls sein Frühstück beendet, nicht wissend, dass er vom Ziel seiner Ermittlungen selbst aufs Korn genommen war.
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Du musst weitermachen, John!
FanfictionDass Sherlock vom Dach des St. Bart's gesprungen ist, hat John Watson in seinen Grundfesten erschüttert. Er versucht, die Trauer zu bewältigen. Doch es fällt ihm schwer. Auch deswegen, weil wichtige Dinge ungesagt geblieben sind. Als es sich dann au...