Moriarty

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Moriarty war zufrieden.
Nun hatte der gute John Watson also erfahren, dass sein großer brillanter Sherlock ihn gehörig hinter das Licht geführt hatte.
Hervorragend.
So durcheinander wie John jetzt war, so aufgebracht und zutiefst verletzt, wäre er sicher nicht in der Lage, seine Nachforschungen effektiv weiter zu betreiben. Mit ein bisschen Glück würde die posttraumatischen Belastungsstörung, die ihn schon einmal eng in ihren Klauen gehabt hatte, ihn auch diesmal wieder packen und vielleicht sogar bis an den Rand der Verzweiflung bringen. An den Rand des Schattens, und einen Schritt darüber hinaus. Immerhin hatte Watson seine Armeewaffe noch, das wusste Moriarty, und, nun ja, man konnte beim letzten Entschluss ja sicher auch ein wenig nachhelfen ...
Jedenfalls war die Situation erst einmal sehr befriedigend.

Als Moriarty damals klar wurde, dass Sherlocks Tod nicht wie geplant seinen Tod bedeuten würde, war das zuerst sehr ärgerlich gewesen.
Andererseits war Sherlock ein ebenbürtiger Gegner, hatte Moriarty gedacht, und es war nicht uninteressant, dass das Spiel, dass sie miteinander spielten, nun doch noch ein wenig weiter gehen würde. Immerhin war Langeweile ein großes Problem, und mit Sherlock wurde es nicht langweilig.
Wer hätte damals auch ahnen können, dass eines Tages der unscheinbare John Watson dem Verbrechergenie viel näher auf die Fersen Rücken würde ...

Nun, Sherlock war nach wenigen Wochen in die Hände von Moriartys Leuten in Serbien gefallen.
Zuerst hatte das Mastermind überlegt, was man aus der Situation herausholen könnte.
Doch dann war relativ schnell die Entscheidung gefallen.
Die Tatsache, dass Sherlock sich so einfach hatte gefangen nehmen lassen, beinahe wie ein Kind beim Hasch-mich-spielen, hatte doch ziemlich enttäuscht.
Und so hatte Moriarty eine Nachricht gesandt, die einfach nur ein Daumen-nach-unten-Emoji enthielt.
Wie im alten Rom, dachte der klügste Kopf der Verbrecherwelt. Der Kaiser hat sein Urteil gefällt.

Die Serben würden sicher noch ihren Spaß mit Sherlock getrieben haben, es war anzunehmen, dass am Ende nicht viel von Sherlock übrig geblieben war, außer einem blutenden Bündel.
Nun, vielleicht sollte man John davon mal ein paar Bilder zukommen lassen ... Moriarty grinste bösartig. Ja, das wäre doch eine gute Idee.
Das würde den guten Dr. Watson sicher noch ein wenig mehr aus der Bahn werfen.
Moriarty nahm das Handy und gab per verschlüsselter Nachricht eine entsprechende Email, selbstverständlich von einem unkenntlich gemachten Absender, in Auftrag.
Sehr schön, beim Tee trinken hatte man doch immer die besten Ideen.

Wie würde es nun weiter gehen?
John war ausgeknockt. Davon konnte man ausgehen. Der Gute war einfach zu empfindlich.
Und so was wollte Soldat gewesen sein.
Konnte man sich nun zurücklehnen?
Nun, es wäre wohl besser, die ganze Angelegenheit weiter im Augen zu behalten, besonders auch Mycroft Holmes, denn so recht war dem einfach nicht zu trauen. Der Mann blieb einfach undurchsichtig.
Nun ja, es gab auch sonst noch eine Menge zu tun, denn obwohl Sherlock seit geraumer Zeit tot war, war Moriartys Organisation doch immer weiter aufgeflogen. Stück für Stück und im Moment wurde die Lage etwas unangenehm. Noch nicht kritisch, soweit würde Moriarty es nicht kommen lassen.
Aber es war doch lästig, wenn man lange aufgebaute Kontakte nach und nach verlor und wiederherstellen musste.
Kein Grund also, die Hände in den Schoss zu legen.
Moriarty klatschte in die Hände und stand auf.
Es gab viel zu tun.

Aber zuerst einmal konnte Moriarty nicht anders, als noch einmal breit zu grinsen.
John hatte offensichtlich die Geschehnisse um Sherlocks Sprung nicht verkraftet.
Sie kicherte.
Es war aber auch zu köstlich gewesen, wie er vorhin vor ihrer Tür gestanden hatte und ihr hatte weismachen wollen, Mrs. Hudson sei Moriarty. Ausgerechnet Mrs. Hudson!
Sie brach in ein lautes Lachen aus, während sie die Teetassen zu ihrer Spüle brachte.

Molly Moriarty hatte sich seit langem nicht mehr so amüsiert.

Du musst weitermachen, John!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt