Nachwirkungen

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Es ist schrecklich! Ich schreie wie am Spieß und wehre mich gegen die Fesseln. Der Film zeigt alle möglichen Foltermethoden bis ins kleinste Detail. Ich will das nicht sehen! Ich will hier weg! Ich schreie bis meine Stimme nicht mehr mit macht. Leider geht der Film noch weiter und die Geräusche mähen mich fertig. Mit einem Mal verlässt mich meine Kraft und mir fallen die Augen zu. Das Geschrei der gefolterten Personen dröhnt in meinen Ohren und am liebsten würde ich meine Hände darauf pressen.

Endlich ist der Film zu Ende und die Tür wird geöffnet. "Na Ani, wie hat dir der Film gefallen?", fragt er amüsiert. Wie betäubt sehe ich ihn an. Ich kann nicht mehr. Ryan öffnet den Gurt an meinem Kopf und sofort sackt er zur Seite. "Aber, aber, warum bist du so erschöpft? Das war doch grade erst der Anfang", grinst er.
Er mach die Fesseln los und verlässt anschließend den Raum. Irgendwann sammele ich mich wieder und stehe vorsichtig auf. Ich bin etwas wackelig auf den Beinen. Ich entdecke ein Bett in der Ecke. Mir ist grade alles egal, ich will mich einfach nur etwas ausruhen. Die grade gesehenen Bilder waren etwas zu viel für mich. Nur ein wenig ausruhen. Mir fallen die Augen zu, sobald ich auf der harten Matratze liege. In meinem Traum sehe ich noch immer die schrecklichen Bilder und so dauert es auch nicht lange, bis ich wieder aufwache. Müde schlage ich dir Augen auf, um sie direkt weit aufzureißen. Ich will schreien, doch kein Ton verlässt meinen Mund. Vor mir stehen ungefähr fünf durchsichtig-schimmernde Gestalten. Alle von ihnen grinsen mich breit an. Ich kneife mir in den Arm um zu testen ob ich wach bin und tatsächlich, es tut weh. Einer von ihnen beginnt zu flüstern und ich erkenne die Stimme direkt. 'Jetzt kannst du uns sehen. Das freut mich sehr', sagt er grinsend. Ach du schleiße!! Ich dachte ich war vorher schon verrückt, aber ich glaub jetzt bin ich es endgültig. Ich habe Angst. Ich will hier raus, nach Hause und das alles hier vergessen! Ich will, dass es aufhört! Ängstlich, mit angezogenen Beinen, sitze ich auf den Bett und wiege mich hin und her wie eine Geisteskranke. Immer und immer wieder rede ich mir ein, dass alles gut werden wird, obwohl das nur unnötige Hoffnungen sind. Wie soll ich es nur hier raus schaffen?!
Die Tür geht knarzend auf und Ryan tritt in den Raum. "Hier hast du etwas zu essen, wir wollen ja nicht, dass du verhungerst! Das wäre nicht so spaßig", sagt der Psychopath und stellt ein Tablett mit Brot und einem Becher Wasser auf den Boden neben dem Bett. Er steht direkt vor mir und umschließt mein Kinn mit seiner Hand. "Solange du hier bist gelten meine Regeln und du benimmst dich anständig!", zischt er. Der hat sie doch nicht alle! Ich erwidere nur stumm seinen starren Blick. Nach einiger Zeit lässt er mich los und verschwindet. Erleichtert atme ich auf, doch die Erleichterung hält nicht lange an, da die Gestalten erneut in mein Blickfeld treten. Ich hab echt Angst vor denen! 'Das wird echt ein Spaß euch zu zusehen!', lacht der eine. "Was wollt ihr von mir? Was hab ich getan, dass ihr mich verfolgt?", schreie ich. Alle samt grinsen sie mich blöd an. 'Es macht uns einfach Spaß Menschen zu quälen', antwortet einer von ihnen. Na klasse! Jetzt kommt einer auf mich zu und will mich berühren. Ich rutsche weg, soweit es geht. "Verdammt!", stoße ich hervor, als ich gegen die Wand stoße. Der Kerl kommt immer näher und legt seine Hand auf mein Bein. Ein unerträglicher Schmerz durchzuckt meinen Oberschenkel und alles wird pechschwarz, doch die Schmerzen bleiben.

Ich stehe neben dem Typen von eben, doch er ist nicht durchsichtig. Er sieht aus wie ein normaler Mensch und er sitzt auf einem alten Bett in dem gleichen Raum wie ich. Er sieht sehr verängstigt aus und hat Schmerzen, das weiß ich, weil ich diese Schmerzen spüren kann. Auf einmal sieht er mich an und sagt: "Das ist auch mal mit mir passiert!" "Aber wieso tust du mir dann das ganze an?", schreie ich schon fast. "Gerechtigkeit, ich will nur Gerechtigkeit!" "Was bitte ist gerecht daran, andere, unschuldige Menschen dafür leiden zu lassen?" Als Antwort schüttelt er nur den Kopf und kugelt sich wieder zusammen.
Plötzlich sind die Schmerzen weg und ich sitze den fünf durchsichtigen Personen gegenüber. Mein Blick wandert zu meinem Oberschenkel. Dort ist ein Brandmal, der Handabdruck eines Mannes. "Verdammt!" Vorsichtig betaste ich es und zucke zusammen. 'Tut es sehr weh', fragt einer von ihnen neugierig. "Wieso fragst du das?", antworte ich mit einer Gegenfrage. 'Ich finde es interessant, dass wir dir Schmerzen zufügen können', antwortet er ehrlich. Kleiner Psycho! "Hä, was soll das denn heißen?" 'Das soll heißen, dass das normalerweise nicht funktioniert.' Na klasse!
Die Tür springt auf und Ryan betritt den Raum mit einem breiten Grinsen. "Los gehts mit dem zweiten Teil." Er packt mich am Arm und zieht mich hoch. "W-wo gehen wir hin?", stottere ich. "In den Zurichtungsraum", sagt er grinsend. Eine eiskalte Gänsehaut schleicht mir den Rücken runter und ich muss an den Raum denken, der voller zerstückelten Leichen lag. Ich hoffe, dass es den nicht wirklich gibt!

Ryan zieht mich zu einer schweren Eisentür. Die durchsichtigen Personen folgen mir auf Schritt und Tritt. "Was ist da hinter?", frage ich, obwohl ich nicht wirklich glaube, dass ich eine Antwort bekommen werde. 'Das ist eine Art Folterraum', raunt mir eine Stimme ins Ohr. "Eine Folterkammer?!?" "Hör auf Selbstgespräche zu führen!", keift Ryan. Er öffnet die Eisentür, schubst mich rein und tritt dann selbst ein. "Ach du heilige Ameisenscheiße!?!", schreie ich.

GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt