Nordstern

190 9 3
                                    

Anisha POV:

Der Mensch wird mit verschiedenen Persönlichkeiten geboren, aber stirbt als eine.

Ich muss fast die ganze Zeit an Jayden denken, wenn nicht an ihn, dann daran, wie verlassen ich mich fühle, verlassen von allen die mich lieben. 'Was ziehst du denn nur für ein Gesicht?', fragt meine ständige Begleitung. Seit Tagen ist er da und verschwindet nicht, nervt mich mit Fragen und beobachtet mich. Seine Anwesenheit verursacht ein komisches Gefühl bei mir. "Ich habe ganz einfach Angst, dass Jayden mich verlässt, wie alle anderen", sage ich leise und lege meinen schweren Kopf auf der Platte meines Schreibtisches ab. 'Da bin ich ja mal gespannt', murmelt er. "Wie heißt du eigentlich?", frage ich, da ich es leid bin, darüber zu reden und wechsele somit das Thema. Er legt den Kpof schief und sieht mich nachdenklich an. 'Ich weiß es nicht mehr.' Plötzlich sieht er traurig aus. 'Aber ich glaube es ist in Ordnung, wenn du mich Eric nennst', fügt er hinzu. "Eric, wieso verfolgst du mich? Wieso lässt du mich nicht einfach in Ruhe?" Eric lacht. 'Meine Liebe, es ist leider nicht so einfach, wie du vielleicht hoffst... Ich kann nicht genau sagen warum, aber du bist für mich wie das Licht in der Dunkelheit, wie der Nordstern am Himmel. Du strahlst und ich folge dir überall hin, denn in der Dunkelheit fühle ich mich nicht wohl.' Wow, das hab ich jetzt echt nicht erwartet. "Ist das auch der Grund, warum ich von so vielen anderen heimgesucht werde? Und warum kann ich dich überhaupt sehen? Bin ich echt so verrückt, dass ich mir dich einbilde?" Wieder lacht er. 'Mädchen, ich weiß doch nicht alles. Klar kann es auch der Grund sein, warum die Anderen dich verfolgen, sicher bin ich mir da aber nicht. Ebenfalls bin ich mir nicht sicher, warum du uns überhaupt sehen kannst... Meine Vermutung ist, dass du so grausame Sachen gesehen hast, dass du fähig geworden bist, mehr als alle Anderen sehen zu können...' Grade, als ich etwas erwiedern will, klopft es an meiner Zimmertür und ich bleibe mucksmäuschenstill. "Ani, darf ich rein kommen?", erklingt die Stimme von Nicklas. "Ja." Schon öffnet sich die Tür und Nicklas steht vor mir. "Was ist denn?" "Du musst bald wieder in die Schule gehen, ich weiß es ist schwer, aber vielleicht lenkt dich das etwas von Jayden ab. Ich komme dann natürlich auch wieder mit", sagt er und da fällt mir auf, dass auch er sehr lange nicht mehr in der Schule war. "Ok, kann ich machen... Direkt morgen?" Verblüfft sieht er mich an. Er hat wohl nicht erwartet, dass ich so schnell nachgebe. "Wenn du das willst, können wir direkt morgen wieder zur Schule", meint er dann. Etwas unbeholfen steht er nun in meinem Zimmer, während ich ihn beobachte. "Also.... geht es dir schon besser?" "Ich denke schon... Wie geht es dir so?" "Mir geht es gut danke.. Ich gehe dann mal runter und mache uns Essen." Und schon ist er aus meinem Zimmer verschwunden. Ich richte meinen Blick aus dem Fenster. "Es wird langsam dnunkel", sage ich leise, mehr zu mir als zu Eric, der neben mir steht. 'Ja, es wird dunkel und mit der Dunkelheit kommen die Träume', sagt er geheimnisvoll und verschwindet zum ersten Mal seit Tagen. Träume? Was für Träume? "Ani, kommst du? Das Essen ist ferig!" So schnell? "Ja ich komme"; rufe ich zurück und gehe runter ins Esszimmer. Dort sitzt Nicklas schon am gedeckten Tisch und wartet auf mich. "Das riecht gut, was hast du gemacht?" "Ach, hab nur ein paar Nudeln in der Pfanne angebraten und gewürzt", meint er lächelnd. Ich setze mich zu ihm und gemeinsam essen wir. Während des Essen sind wir beide still und danach verschwinde ich sofort hoch in mein Zimmer und bereite alles für die Schule vor. Eric hat sich noch nicht blicken lassen, was mich irgendwie beunruhigt, ich meine, erhat mich die ganze Zeit verfolgt und auf einmal ist er weg. Das kann nichts gutes heißen, zumal er mich ja auch gar nicht verlassen wollte.Als ich mit allem fertig bin, ziehe ich mich um und lege mich ins Bett. Schon nach kurzer Zeit schlafe ich tief und fest.

Ein lauter Knall ertönt. Ängstlich laufe ich nach unten und sehe mich um. Es ist zu dunkel um etwas zu erkennen. Ich drücke auf den Lichtschalter, doch nichts passiert. "Nicklas! Nicklas, wo bist du? Das Licht funktioniert nicht!" Keine Antwort. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schleiche ich zu Nicklas Zimmer. Vorsichtig öffne ich die Tür und mir stockt der Atem. Er liegt nicht in seinem Bett. Plötzlich geht das Licht im ganzen Haus an. Mein Blick schnellt zur Lampe und dann zurück auf sein Bett. Das gesamte Bett ist blutrot. Der Anblick lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich setzte zu einem Schrei an, doch ein Geräus von unten lenkt mich ab. Schnell halte ich mir die Hand vor den Mund, damit ich keinen verräterischen Laut von mir gebe. Ganz leise schleiche ich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen ist, obwohl alles in mir danach schreit so schnell es geht von hier zu verschwinden. Hätte ich doch nur auf dieses Gefühl gehört. "Da ist sie ja endlich! Ich habe dich so vermisst!" Beim Klang dieser Stimme wird mir warm unm Herz und ich nehme die Hand vom Mund. "Jayden, ich-" Ich drehe mich um und mir rutscht das Herz in die Kniekehlen, als ich ihn erblicke. Ich stoße einen margerschütternden Schrei aus und sinke zu tode verängstigt auf den Boden. Jayden ist blutüberströmt, hat ein Messer in der Hand und sieht mich wie ein Irrer an. Er kommt mir immer näher und ich schaffe es einfach nicht, mich noch zu bewegen. "Niemand nimmt dich mir weg, niemehr!"; schreit er und sticht mehrmals auf mich ein. Ich schreie, bis ich keine Luft mehr in meinen Lungen habe.

Nicklas POV:

Das einzige, das ich höre, sind die Schreie vin Ani. Das einzige, auf das ich mich konzentrieren kann ist Ani. Wo ist sie?

GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt