Kennt ihr das grausame Gefühl, dass ihr einfach nichts tun könnt und nur hilflos zusehen kannst? Jayden liegt vor mir auf dem Boden und bewegt sich fast nicht. Er hebt und senkt seine Brust leicht. Ich weiß einfach nicht wie ich ihm helfen soll. Der Schnee um ihn herum saugt sich mehr und mehr mit seinem Blut voll. In diesem Anblick liegt eine gewisse schreckliche Schönheit. Hilfesuchend werde ich den Blick zur Straße, in der Hoffnung, dass vielleicht ein Auto vorbeikommen könnte. Erleichterung über kommt mich, als ich tatsächlich ein Auto erblicke, doch diese verschwindet, als ich den Fahrer erkenne. Lysander! Mist, den hatte ich ganz vergessen, doch vielleicht nutzt er mir ja noch etwas. Ich kann kaum glauben, wie sehr mich Ryan doch verändert hat! Doch erstmal konzentriere ich mich auf Lysander. Mit quietschenden Reifen hält der Wage ganz in unserer Nähe. Schnell verstecke ich mich hinter einem Baum und schon kommt er angerannt. Er entdeckt Jayden und rauft sich durch die Haare. "Verdammt! Wo ist die Kleine hin?" Irgendwie muss ich beim Anblick seiner Verzweiflung lächeln. Lautlos schleiche ich mich von hinten an Lysander an und ziehe die Klinge aus meinem Ärmel. Doch schnell entscheide ich mich um und schnappe mir einen schweren Stein vom Boden. Ich hebe ihn hoch und lasse ihn auf seinen Kopf hinunter sausen. Sofort sackt er bewusstlos zu Boden. Irgendwie geschockt gehe ich zu Jayden rüber und hiefe ihn hoch. Mit all meiner Kraft zerre ich ihn mit zum Auto und lege ihn auf die Rückbank. Dann begebe ich mich auf den Fahrersitz und gebe Gas.
Ein Jahr später:
"Jayden, beeil dich doch mal! Wir kommen noch zu spät zu meinem Abschlussball!", brülle ich durch das ganze Haus. "Ja, ich komme doch schon! Beruhig dich doch endlich!", brüllt er zurück. Ich muss grinsen. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, uns ein neues Leben aufzubauen, nachdem Ryan uns das angetan hat. "Wow, Schwesterchen, du siehst wunderschön aus!", dringt Jayden's Stimme in mein Ohr. Lächelnd drehe ich mich um und mustere ihn. "Das gleiche kann ich nur zurückgeben!" Voller Vorfreude steige ich in unser Auto, als Jayden auch schon los fährt.
"So, also dann fangen wir mal an", sage ich fröhlich, als wir den Tanzsaal betreten. "Darf ich bitten?", fragt Jayden Gentleman-Like. Kichernd ergreife ich seine Hand und zusammen betreten wir die Tanzfläche. Wir tanzen den ganzen Abend und amüsiern uns prächtig. "Ich kann nicht mehr, ich brauche eine Pause", keuche ich nach einiger Zeit. Jayden nickt und wir suchen uns einen Sitzplatz. Erschöpft lasse ich mich auf meinem Stuhl nieder und schnappe mir ein Glas. Jayden schenkt mir eiskaltes Wasser ein und ich nehme direkt einen Schluck. "Du Jayden, ich muss mal für kleine Mädchen, ich bin gleich wieder da", flüstere ich ihm ins Ohr. Schnell begebe ich mich auf die Toilette. Ich erleichtere meine Blase und wasche mir die Hände. Grade als ich mir auch etwas Wasser ins Gesicht spritzen will, packt mich jemand an den Schulter und drückt mich gegen die Wand. "So leicht wird man mich nicht los, ihr habt mich zwar für einige Zeit abgehängt, doch ich werde euch immer und überall finden!" Als ich seine Stimme höre, gefriert mir das Blut in den Adern. Wie hat er uns nur gefunden? Wir haben uns doch so unauffällig verhalten. Die Angst vor ihm lähmt mich. "Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde euch noch nicht töten, du sollst nur wissen, dass ich da bin. Aber wehe, du sagst auch nur ein Wort zu deinem lieben Bruder, dann kannst du davon träumen, dass er noch lebt", zischt er und ist mit einem Mal verschwunden.
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~Julia
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Gefangenschaft
Mystery / ThrillerDer Mond steht hoch am Himmel und wirft sein kaltes, silbernes Licht in mein Zimmer. Seit gefühlten drei Stunden sitze ich hier unbeweglich am Kopfende des Bettes und warte auf ihn. Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig..... Gefangen von Dunkelhei...