Ich bin wie erstarrt, kann kaum atmen und versuche dem Wolf meine Angst nicht zu offenbaren. Doch ich bin mir sicher, dass er sie riechen kann. Er hat seine Lefzen hochgezogen und lässt mich nicht aus den Augen, mustert jede meiner Bewegungen. Dann mache ich etwas dummes und total unüberlegtes. Ich strecke die Hand nach ihm aus. 'Mal ganz ehrlich, wie dumm bist du eigentlich? Er könnte dir die Hand abbeißen!' Ich ignoriere den Mann und konzentriere mich darauf, meine Hand nicht zu schnell zu bewegen. Der Wolf starrt sie an und knurrt. Sofort halte ich inne und warte. Langsam, ganz langsam nähert sich der Wolf meiner Hand und schnüffelt daran. Er legt seine Schnauze daran und beruhigt sich etwas, was mich total überrascht. "Ach du heilige Scheiße!", keuche ich leise und beginne den Wolf zu streicheln. Nie im Leben hätte ich das erwartet! Nie in auch nur einer Millionen Jahren! Vielleicht liegt es daran, dass ich zuhause einen kleinen Wolfshund habe. Er heißt Stark und ist noch ein kleiner Welpe. Langsam stehe ich auf und will zum Höhlenausgang gehen, doch der Wolf stellt sich mir in den Weg und knurrt mich böse an. Verdammt! Plötzlich taucht Ryan hinter dem Wolf auf. Dieser dreht sich blitzschnell um und fällt über Ryan her. Ryan hat nicht die kleinste Chance sich zu wehren. Vor mir spielt sich ein grausames Spektakel ab. Der Wolf schlägt seine Zähne tief in Ryans Fleisch. Ich kann da nicht länger hinsehen. Das Blut fließt in Strömen und die Höhle füllt sich sofort mit dem typisch schweren, metallisch-süßem Geruch. Ryan's Schreie hallen von den Wänden wieder und geben mir eine Chance unbemerkt zu verschwinden. Vorsichtig schleiche ich wieder zum Höhleneingang und schaffe es unbemerkt zu verschwinden. So schnell ich kann tragen mich meine Füße über den Waldboden. Immer wieder drehe ich mich beim Laufen um, um sicher zu gehen, dass mir niemand folgt, bis ich plötzlich gegen einen ziemlich standhaften Baum knalle und auf dem Waldboden lande. Erschöpft bleibe ich am Boden liegen und schließe die Augen. Nach einer Weile öffne ich sie jedoch. In der Ferne nehme ich leise Schritte wahr. Oh nein, sag bloß nicht es ist Ryan. Die Schritte kommen viel zu schnell näher und sind jetzt schon fast bei mir angekommen. Verdammt! Und ich sitze noch immer auf dem Boden. Schnell, jedoch leise stehe ich auf. Ich kann fast nichts erkennen, da es einfach zu dunkel ist. Ich drehe mich um die eigene Achse und suche alles mit den Augen ab. Plötzlich legt sich von hinten eine Hand über meinen Mund und ein Arm schlingt sich um meinen Körper. Geschockt beginnen ich mit einem erstickten Schrei und versuche mich verzweifelt zu befreien. Der schwere Geruch von Blut steigt mir in die Nase und meine Augen weiten sich. Nein, das ist doch nicht möglich. Ich erstarre und bemerke so nicht, dass ich losgelassen werde. Kurz danach bohrt sich etwas spitzes in meinen Arm und alles wird schwarz.
Laute Stimmen und Motorengeräusche lassen mich erwachen. Alles ist schwarz. Shit, wo bin ich? Ich taste alles um mich rum ab und mir wird klar, dass ich mich in einem Kofferraum befinde. Das würde auch die Geräusche hier erklären. Aber wieso bin ich in einem Kofferraum? Ich versuche irgendwie die Rückbank einzutreten, doch die sitzt viel besser, als ich gedacht habe. Scheiße! Ich bin mir sicher, dass das im Wald Ryan war, aber wie hat er es geschafft dem Wolf zu entkommen und mich zu finden? Was nich viel wichtiger ist, wo bringt er mich hin? Irgendwie riecht es hier im Kofferraum stark nach Blut. Wieso immer Blut?!? Es riecht noch frisch. Plötzlich fährt der Wagen um die Kurve und ich werde an die 'Wand' geschleudert. Ich stütze mich mit der Hand ab und fasse in eine warme, dickflüssige Flüssigkeit. Oh nein, oh nein, oh nein! Schnell halte ich mir mit der anderen Hand den Mund zu um ja keinen Laut von mir zu geben.
Der Wagen fährt erneut um eine Kurve und bleibt dann abrupt stehen. Eine Autotür wird geöffnet und gleich wieder geschlossen. Schwere Schritte kommen näher, unter ihnen knirschen kleine Steinchen. Beruhig dich Anisha, atme tief durch und tu so, als wärst du noch ohnmächtig, rede ich zu mir selbst. Ich schließe die Augen und warte abgespannt darauf, dass der Kofferraum endlich geöffnet wird. Mein Wunsch geht in Erfüllung, als der Kofferraum ruckartig geöffnet wird. Jemand hebt mich heraus, wirft mich achtlos über seine Schulter und macht ihn wieder zu. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf etwas zur Seite und öffne meine Augen. Ich muss mich zusammen reißen, damit ich still halte, denn ansonsten würde ich jetzt geschockt zusammenzucken. Dieser Ort kommt mir viel zu bekannt vor. Wieso sind wir hier? Man, das ist jetzt nicht wahr! Der Mann der mich trägt betritt das Haus. Warte, der hatte doch nicht im Ernst einen Schlüssel für mein Elternhaus? Mit schnellen Schritten läuft er direkt in das Schlafzimmer meiner Eltern. "So Ani, dann sag mal Hallo zu deiner geliebten Familie", sagt Ryan und setzt mich ab. Meine Augen weiten sich, als ich auf das Doppelbett sehe. "Mum, Dad, Jayden!", schreie ich panisch und renne zu ihnen. Sie sind alle ans Bett gefesselt und geknebelt. Jayden liegt zwischen Mum und Dad. "Ryan, was soll das verdammt?!?" Ryan kommt lächelnd auf mich zu und zerrt mich zu einem Sessel. Ich wehre mich aus Leibeskräften, doch irgendwie schafft er es mich daran zu fesseln. Dann geht er auf meine Mum zu, die als einzige auf dem Rücken liegt. "R-Ryan! Warte mal, was hast du vor?", schreie ich. Ryan zieht meiner Mum grinsend die Hose aus. "Ryan! Lass das! Was bezweckst du damit? Wieso tust du das?" Ryan grinst weiterhin und nimmt sich einen Besenstiel, der neben dem Bett liegt. Ich kann nicht mehr hinsehen und schließe die Augen, doch das verhindert nicht, das ich ihre gedämpften Schreie höre. Tränen bahnen sich ihren Weg aus meinen geschlossenen Augen. Wie kann ein Mensch bloß so grausam sein? Nach einer gefühlten Ewigkeit werden ihre Schreie zu Schluchzern. Das gleiche folgt dann mit Dad, nur dass er einfach verstummt. Ich selbst werde von unterdrückten Schluchzern geschüttelt. "Ach Ani, ich habe eine kleine Änderung in meinem Plan vorgenommen. Was hälst du davon, wenn ich deinen großen Bruder verschone? Ich meine mit seinen fast 18 Jahren hat er sein Leben noch vor sich, im Gegensatz zu deinen Eltern", sagt Ryan zärtlich. Ich verstehe ihn einfach nicht. Vorsichtig öffne ich die Augen und nicke. Auf seinem Gesicht breitet sich ein zufriedenes Lächeln aus. Schnell zieht er eine Waffe aus seinem Hosenbund und macht danach Jayden los. "Also Jayden, du machst jetzt das mit der lieben Ani, was ich grade mit euren Eltern gemacht habe", erklärt er und lacht hämisch. Das hat er grade nicht gesagt! Nein! Das kann er nicht gesagt haben! Traurig sehe ich Jayden ins Gesicht. Auch er weint stumm und sieht mich mit einem gebrochenem Blick an. Ich nicke. Ryan kommt auf mich zu und hält mir seine Waffe an den Kopf. Jayden zuckt zusammen und zieht mir die Hose aus. Ich kann kaum glauben, dass das hier passiert. "Mit Zwillingen ist es immer viel lustiger", lacht Ryan und passt somit nicht auf. Jayden reagiert blitzschnell. Er schlägt Ryan die Waffe aus der Hand und direkt danach ins Gesicht. Ryan kippt um und bleibt regungslos liegen. Sofort macht Jayden mich los und ich ziehe mir die Hose wieder an. Dann falle ich ihm in die Arme, danach machen wir unsere Eltern los. Wir haben Ryan schon fast vergessen. Plötzlich ertönt hinter uns ein leises Klicken, kurz darauf fallen zwei Schüsse. Meine Eltern sacken zu Boden. Sie sind tot. Meine Augen füllen sich mit Tränen und ich schreie mir die Seele aus dem Leib. Blitzschnell drehe ich mich um und stürme auf Ryan zu. Erneut fällt ein Schuss und ich sehe nach unten. Blut strömt aus einer Wunde an meinem Bauch und meine Augen werden groß. Ich bekomme nur noch mit wie Jayden Ryan die Waffe aus der Hand schlägt und auf ihn einprügelt, bis ich auf dem Boden zusammen sacke und alles pechschwarz wird.
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Gefangenschaft
Mystery / ThrillerDer Mond steht hoch am Himmel und wirft sein kaltes, silbernes Licht in mein Zimmer. Seit gefühlten drei Stunden sitze ich hier unbeweglich am Kopfende des Bettes und warte auf ihn. Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig..... Gefangen von Dunkelhei...