Die andere Seite

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Nicklas POV:
Ich rüttele wie wild an der Tür. "Ani mach verdammt nochmal die Tür auf!", brülle ich. "Das bringt nichts, ich glaube, dass wir die Tür aufbrechen müssen", meint Jayden. Sofort nicke ich und mache mich an die Arbeit.
Mit voller Wucht lasse ich meine linke Schulter gegen die Tür krachen, doch nichts passiert. Beim zweiten Mal jedoch bricht die Tür endlich auf und wir stürmen in das Badezimmer. Als mein Blick auf Anisha fällt, bleibe ich wie angewurzelt stehen. "Lasst mich in Ruhe", sagt sie ruhig und mit fester Stimme. Ihre Augen sind rot unterlaufen und sie hat ein Messer auf mich gerichtet. "Ani, bitte leg das Messer weg. Was soll das denn?", sagt Jayden und macht einen Schritt auf sie zu. "Bleib wo du bist, noch einen Schritt und jemandem passiert etwas!"
Nun bleibt auch Jayden wie angewurzelt stehen, als sie sich selbst das Messer an die Kehle setzt. "Ani, ganz ruhig, siehst du? Wir bleiben hier stehen und kommen dir nicht näher", sage ich beschwichtigend. Misstrauisch mustert sie mich und nimmt das Messer von ihrem Hals. Sofort entspannt sich Jayden etwas. Doch Ani nimmt das Messer nicht runter. "Geht weg! Habt ihr nicht gehört?!" Ich zucke zusammen. "Bitte", sage ich sehr leise. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Als sie mir in die Augen sieht erkenne ich sie darin nicht. "Was ist denn los mit dir?", frage ich eher mich selber. Kurz fängt sie an zu lachen, dann zuckt ein komischer Ausdruck über ihr Gesicht. "Ani?" Als ich ihren Namen sage, sieht sie mir in die Augen, die sich weiten und sie kippt mit halb geschlossenen Augen zur Seite. Blitzartig schnelle ich nach vorne und fange sie auf. Fragend sehe ich Jayden an. "Was war das denn eben? Ist das schonmal passiert?"
Anisha POV:
Alles ist schwarz. Ich kann mich weder bewegen, noch etwas sagen. Doch ganz plötzlich verändert sich das was ich sehe. Ich stehe im Bad, ein Messer auf Nicklas gerichtet und neben ihm steht Jayden. Beide mustern mich mit großen Augen, doch ich kann mich noch immer nicht bewegen oder etwas sagen. Jayden macht einen Schritt auf mich zu. "Bleib wo du bist, noch einen Schritt und jemandem passiert etwas", sagt meine Stimme und meine Hände setzten das Messer an meine Kehle. Was ist nur mit mir los? "Geht weg! Habt ihr nicht gehört?" Beim Klang meiner Stimme zuckt Nicklas zusammen. "Bitte!" Etwas in seiner Stimme bringt für kurze Zeit etwas Gefühl zurück in meine Arme und langsam schaffe ich es, das Messer runter zu nehmen. Meine Arme richten es sofort auf Nicklas. "Was ist nur los mit dir?", murmelt er leise. Das andere Ich beginnt zu lachen und ich beginne mit mir selbst zu kämpfen. "Ani?" Schon wieder ist es seine Stimme, die mich rettet. Ich schaffe es, meinen Körper zurück zu gewinnen, doch falle gleich darauf in Ohnmacht.
Nicklas POV:
Anisha wirkt so zerbrechlich, man merkt ihr nichts von dem Vorfall eben an. "Und du bist dir sicher, dass das nicht schon mal vorgekommen ist?", frage ich Jayden erneut. Dieser nickt energisch. "Ich habe sie noch nie in so einem Zustand gesehen!" Plötzlich gibt Anisha einen gequälten Laut von sich. Sofort schnellen unsere Blicke zu ihr.
Anisha POV:
Überall sind diese gruseligen Puppen. Sie beobachten mich die ganze Zeit mit ihren riesigen Glasaugen. Gehetzt renne ich durch die langen Gänge und sehe mich um. Auch hier sind sie und sehen mir nach. Panisch renne ich immer schneller und bekomme nach einiger Zeit heftig Seitenstechen. Völlig außer Atem lehne ich mich an die Wand. Laut hallende Schritte kommen immer näher. Es wird dunkler und das Lachen eines kleinen Kindes hallt durch den Gang. Eine Gänsehaut jagt mir über die Haut. Ich fühle mich wie gefangen in einem Horrorfilm. Plötzlich ist es dunkel und eine kalte Hand legt sich auf meine Schulter. Ich habe Angst, ich will mich nicht in die Richtung drehen. Ganz langsam drehe ich meinen Kopf nach links und beginne zu schreien, als ginge es um mein Leben. Ich blicke ins das Gesicht einer grässlichen Puppe. Ihr Gesicht ist furchtbar entstellt, große Narben bedecken es und an einigen Stellen ist die Oberfläche weggeschmolzen. Wie wild schlage ich um mich und versuche mich noch immer schreiend loszureißen. "Anisha, hör auf damit!", brüllt mich eine Stimme an. "Bitte hör auf!" Die Stimme kommt mir so bekannt vor...
Nach Luft schnappend sitze ich kerzengerade in meinem Bett und Blicke verwirrt in das Gesicht meines geliebten Bruders. "Was ist los?" Irritiert lasse ich meinen Blick durch den Raum wandern. Ich bin in meinem Zimmer, nicht in diesem gruseligen Haus mit den abartigen Puppen. Erleichtert atme ich aus und beruhige mich etwas. "Was ist nur mit dir los? Seitdem du von dort weg bist, stimmt etwas nicht mit dir", sagt Jayden traurig. Ebenfalls traurig schüttele ich den Kopf und sehe aus dem Fenster. Es ist schon hell geworden. "Ich weiß auch nicht. Tut mir leid... Ich muss hier raus", stottere ich, schnappe mir meinen Schlüssel und renne runter. Die Jungs rufen mir hinterher, doch schon fällt die Tür hinter mir ins Schloss. Schnell mache ich mich auf den Weg zum Strand. Dort angekommen setzte ich mich etwas außer Atem in den warmen Sand und starre auf den Horizont. 'Eine wirklich schöne Kulisse hast du dir da gesucht', sagt eine Stimme die ich so lange vermisst habe. "Mum? Ich glaube ich werde verrückt", flüstere ich leise. 'Das kann möglich sein, aber das kann jedem in deiner Situation passieren', beruhigt sie mich. "Aber ich will das alles nicht!" Verzweifelt stehe ich auf und raufe mir durch die Haare. 'Das will keiner, glaub mir Liebling.' Kopfschüttelnd laufe ich etwas am Strand entlang. Irgendwann erreiche ich ein großes Feld. Langsam laufe ich hindurch, dabei lasse ich meine Hand über die langen Grashalme streichen und laufe weiter, auf das Meer zu. Die Grashalme kitzeln an der Innenseite meiner Handfläche. Es ist zu schön um wahr zu sein. Leicht lächelnd bleibe ich stehen und blicke auf das glitzernde, indigoblaue Wasser. Eine leichte Brise fährt durch mein Haar und lässt das Gras geheimnisvoll flüstern. Zwei Arme legen sich von hinten um meinen Bauch. Augenblicklich versteife ich mich. "Was machst du denn hier? Wieso bist du weg gelaufen?", fragt Nicklas. Beim Klang seiner Stimme entspanne ich mich. "Ich musste einfach mal raus. Es tut mir leid", murmele ich. Sanft bettet er sein Kinn auf meinem Kopf. So stehen wir hier und beobachten das Meer.

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Sorry, hat etwas lange gedauert und ist auch nicht so gut, ich weiß... aber ich musste die letzte Zeit viel lernen und wusste auch nicht, wie ich weiter schreiben sollte.. Naja, jetzt is es jedenfalls fertig :D

GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt