Chapter 17 ~ Ein unerwarteter Besuch

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„Und du spielst wirklich Fußball?“, fragte Franky erstaunt. Es war früher Nachmittag und Henry hatte mir so eben ein paar seiner Kumpel, die er in den letzten Tagen hier kennen gelernt hatte vorgestellt. Mike, Eric, John und Mason staunten nicht schlecht. Ich sah zu den Jungs hinüber und merkte wie deren Augen meinen zierlichen Körper abcheckten. Natürlich, sie konnten es mit Sicherheit sich einfach nicht vorstellen, dass ein Mädchen wie ich Fußball spielen konnte. Ich sah überhaupt nicht sportlich aus. Viel zu dünn und zerbrechlich wirkte ich, da konnte ich die Blicke der Jungs schon nachvollziehen.

„Dana ist in meiner Mannschaft und wer möchte noch?“, fragte Henry in die Runde. „Mason geh du.“, sagte John und schob den schüchternen Jungen mit dem blonden Haar vor. Mason blickte leicht lächelnd zu mir und stellte sich zu meiner linken auf, während Henry zu meiner rechten stand und mich angrinste. „Dann kann es ja wohl los gehen.“, sagte er und schritt mit dem Ball aufs Fußballfeld hinüber. Der Campus hatte einen riesen großen Sportplatz.

„Mason gehst du ins Tor?“, fragte Henry. „Sicher.“, sagte dieser und rannte zu unserem Tor. Ich blickte etwas unsicher zu John. John war ziemlich groß und sehr muskulös. Ich schluckte, wenn er mich foulen würde, dann würde ich mir höchstwahrscheinlich alle Knochen brechen.

Das Spiel ging los. Henry hatte den Ball und brachte diesen geschickt an Mike vorbei, ehe er das Tor ansteuerte, wo sich Franky aufgebaut hatte, bereit dazu den Ball auf zu fangen. Ich lief in einem ordentlichen Abstand neben ihn her, John ging auf Angriff über und Henry schoss den Ball zu mir. Lächelnd fing ich diesen ab und sah aus dem Augenwinkel wie John nun mich ansteuerte, ich bekam leichte Panik, weswegen ich schneller rannte und anschließend den Ball abschoss, der in der linken Ecke des Tores landete. „JAAA!“, rief Henry erfreut aus und machte einen Freudesprung dabei. Ich lachte, lief auf ihn zu und klatschte in seine Hand ein.

„Du bist Klasse, Dana.“, lobte er mich. John nickte anerkennend. „Das war echt gut Dana. Man sieht dir überhaupt nicht an, dass du so gut spielen kannst.“, sagte er. Ich lächelte. „Respekt.“, sagte er und hob den Daumen hoch. „Danke.“, sagte ich verlegen.

Noch immer war ich nicht daran gewöhnt Komplimente zu kriegen, aber es fühlte sich irgendwie gut an.

„Ich will Dana in meinem Team haben.“, beschwerte sich John, nachdem ich gemeinsam mit Henry drei Tore geschossen hatte und es nun 3:2 stand. Zwei der Drei Tore gingen übrigens auf meine Kappe. Ich grinste, stolz darauf, dass es gut ankam. Es war das erste mal, dass Jungs es zu schätzen wussten, dass ich Fußball spielte. Na gut Louis wusste es auch zu schätzen, er hatte es schon immer gemocht…ich sollte wirklich aufhören so viel über ihn nach zu denken. Allerdings war es nicht grade einfach. Mein komplettes Leben war irgendwie mit diesem Jungen verbunden…

„Vergiss es. Dana bleibt bei mir.“, rissen mich Henrys Worte wieder aus den Gedanken. Ich sah grinsend zu ihm rüber und widmete mich wieder dem Spiel. Heute wollte ich mich nicht von Louis ablenken lassen…

„Oh was tust du denn?“, beschwerte sich Henry seufzend, als John den Ball aus dem Eingangstor des Sportplatzes schoss. Ich lachte. „Ich hol den schon.“, rief ich den Jungs zu und lief grinsend dem Ball hinter her. Die warme Herbstsonne schien mir auf den Kopf, während die leichte Brise mein Haar umspielte. Ich fühlte mich gut, so gut wie ich mich schon lange nicht mehr fühlte.

Fast hatte ich den Ball eingeholt als dieser von einem Fuß angehalten wurde, ich sah hinunter zu Boden und entdeckte als erstes die schwarzen Vans und das ‚The‘ auf dem Fuß. Ich blickte zum anderen Fuß hinüber, nur um das ‚Rogue‘ zu entdecken. Mir wurde schlecht. Mein Herz begann wie wild zu schlagen und mein Kopf fuhr hoch. 

Er blickte mich aus seinen blauen Augen an, das Gesicht emotionslos. Kein trauriger Blick, aber auch kein Lächeln. Ich war schockiert. Was tat er hier?

„So sieht man sich auch mal wieder was?“, fragte er leise. „Was tust du hier?“, fragte ich. Louis lächelte leicht. „Nicht grade die charmante Art seinen besten Freund zu begrüßen hm.“, sagte er. Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Das ist nicht fair, Louis.“, sagte ich.

„Dana alles gut bei dir?“, hörte ich es rufen, ich drehte mich herum und sah Henry. Louis schoss ihm elegant den Ball zu und Henry fing diesen mit dem Fuß ab.

„Ehm ich, ja es ist alles gut. Ich hab Besuch, wir sprechen nachher okay?“, rief ich zu Henry rüber. Dieser blickte mich verwirrt an. Nickte jedoch, ehe er rücklings Richtung Sportplatz lief. „Dein Freund?“, fragte Louis. „Lass es.“, zischte ich ihn an. „Hätte ja sein können.“, sagte er und fuhr sich über den Nacken.

Ich lachte auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meinst du mein Geständnis an dich war nur ein blöder Scherz gewesen?“, fragte ich genervt. „Nein, natürlich nicht.“, murmelte Louis und senkte den Blick. Ich fühlte mich mies und es zerriss mir mein Herz ihn so zu sehen. Ich nahm den Geruch seines Parfums in meiner Nase wahr und hatte sofort das Bedürfnis ihn in den Arm zu schließen, doch das konnte ich nicht. Ich durfte nicht! 

„Warum bist du hier Louis?“, fragte ich erneut. „Ich wollte dich sehen, mit dir reden, eben.“, sagte er. „Was gibt es denn da noch zu reden? Ich. Man Louis, ich bin mit Absicht auf Abstand gegangen, dir aus dem Weg gegangen, weil ich wollte, dass das ganze aufhört. Ich weiß, dass du für mich nichts empfindest okay? Und ich dachte ich könnte dadurch irgendwie unsere Freundschaft retten, aber im Moment klappt es nicht. Jedes mal, wenn ich denke ich könnte über dich hinweg kommen, holt mich dieses Gefühl wieder ein und nun, nun tauchst auch noch hier auf und machst das ganze noch schlimmer.“, sagte ich und merkte wie mir die Tränen das Gesicht hinunter liefen.

Louis sah mich kurz an, blickte jedoch gleich wieder weg. „Ich hab gedacht, wir könnten dennoch reden. Ich vermisse dich, Dana und naja du fehlst mir echt. Außerdem gibt es da noch so paar Dinge, die ich dir gern persönlich gesagt hätte. Ich hab dich versucht anzurufen, aber dein Handy war aus.“, sagte er. „Ich hab das alte Handy meiner Mutter mit genommen.“, erklärte ich und Louis sah mich erstaunt an. Ich wich seinem Blick aus und wusch mir die Tränen weg.

Es fühlte sich komisch an. Wie zwei fremde, die sich kaum was zu sagen hatte. Die warmen Strahlen der Sonne wirkten plötzlich eiskalt, ich fühlte mich schlecht und fror. Wie konnte es nur zu dieser Distanzierung zwischen uns kommen?

„Was wolltest du mir sagen?“, fragte ich nach, jetzt wo ich mich etwas eingekriegt hatte. Louis lächelte. „Mom ist schwanger, es werden Zwillinge.“, verkündete er. Ich sah überrascht zu ihm. „Echt jetzt?“, hackte ich nach. Louis lachte. „Ja, ich werde wieder mal Bruder, vielleicht werden es ja dieses mal Jungs.“, sagte er lächelnd, ich erwiderte. „Herzlichen Glückwunsch.“, sagte ich, immer noch völlig perplex über diese Nachricht. Louis blickte mich an und ich blieb seinem Blick stand. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, mich mit ihm darüber gefreut, doch irgendwie konnte ich nicht. Es war wie eine Blockade, wie eine Mauer, die sich zwischen uns gebildet hatte. Auch Louis schien verunsichert. Man sah ihm regelrecht an, dass er nicht wusste, was zu tun war.

„Da ist noch etwas.“, sagte er. Schien so, als wolle er vom Thema ablenken, über etwas anderes reden. Diesen unangenehmen Moment überdecken und dieser Moment war wirklich schon mehr als unangenehm. Es brach mir das Herz, dass wir uns so eigenartig benahmen, so fremd.

„Hier.“, sagte er und überreichte mir ein Ticket. „Was ist das?“, fragte ich, doch Louis antwortete nicht. Mit meinen Augen überflog ich das Ticket, es war eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel, sein Fußballspiel.

„Es ist mein erstes, wäre schön, wenn du kommen könntest.“, sagte er. „Ich weiß nicht Louis.“, sagte ich. „Bitte. Ich weiß, dass es mit uns Beiden in letzter Zeit nicht gut gelaufen ist, aber du bist meine beste Freundin, du darfst an einem so großen Tag für mich nicht fehlen. Bitte.“, flehte er schon nahezu und sah mich erwartungsvoll an.

„Ich überleg es mir.“, sagte ich leise. Louis senkte traurig den Blick. Mein Herz zersprang in diesem Moment in tausend Scherben. Er schien verletzt zu sein, weil ich so ablehnend erschien. Aber ich konnte nicht anders. Zu tief saß der Schmerz, zu groß waren die Gefühle, um so zu tun als sei nichts gewesen.

„Dann überleg es dir halt. Ich hoffe wir sehen uns. Auf Wiedersehen, Dana.“, sagte Louis und noch ehe ich antworten konnte, ging er. Er ging einfach und ließ mich stehen. Wie erstarrt blickte ich ihm nach. Nach wie vor war mir schlecht und ich hatte Herzschmerz, es tat richtig weh…

Friendship, Love & other Problems // L.T.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt