Montagmorgen stand ich ratlos vor meinem Kleiderschrank, ohne irgendeine Idee, was ich anziehen sollte.
Ich seufzte und ließ mich frustriert auf mein Bett sinken, welches daraufhin ganz schön quietschte. Erschrocken sprang ich wieder auf und warf einen nervösen Blick auf meine drei Jahre ältere Mitbewohnerin Clea. Sie konnte mich nicht leiden und hasste es geweckt zu werden.
Auf einmal klopfte es an der Tür. Leise rannte ich hin, öffnete sie und sah das Arcturus davor stand.
„Wie lange brauchst du denn noch? Es ist schon fast 11 Uhr!", begrüßte er mich.
„Ich weiß wie spät es ist!", zischte ich. „Ich weiß nur nicht, was ich anziehen soll!"
Arcturus sah aus, als kostete es ihm alle Selbstbeherrschung, nicht die Augen zu verdrehen.
„Bitte sag mir, dass das nicht dein Ernst ist! Da warte ich unten, seit fast einer Stunde, weil du keine Ahnung hast, dass wir uns erstmal ganz normal anziehen und dann da Zaubererkleidung kaufen? Was anderes bleibt uns doch gar nicht übrig!"
Von der Seite hatte ich es noch nicht betrachtet. Aber so wie es aussieht, hatte er Recht - wie meistens. Arcturus kam zum Schrank, fischte wahllos irgendwelche Kleiderstücke raus, drückte sie mir in die Hand und verließ den Raum mit den Worten:
„Wenn du in 10 Minuten nicht unten bist, gehe ich los."
Verärgert starrte ich ihm hinterher, bis ich realisierte, was er gesagt hatte und ich mich schnell umzog. Er würde mich wirklich hierlassen, dass war das Fatale. Nach einem kritischen Blick aus dem Fenster, entschied ich mich auch dafür, meinen alten Mantel noch überzuziehen. Man wusste nie in London. Ich schlich aus dem Zimmer, zog die Tür vorsichtig zu und rannte die Treppen hinunter.
Arcturus hatte gerade die Eingangstür geöffnet und drehe sich jetzt mit einem Lächeln zu mir um.
„Glück gehabt, würde ich mal sagen. Dann auf ins Abenteuer."
Wir verließen das Waisenhaus und gingen Richtung Süden. Auf dem Weg dorthin berieten wir darüber, wie wir das mit den Verliesen regeln sollten. Wir waren beide dafür, das keines geschlossen, sondern der Besitz gleichmäßig verteilt werden sollte. Jetzt ging es nur darum, wer welches bekam.
„Ich sollte das von Vater, und du von Mutter nehmen", sagte Arcturus nun schon zum dritten Mal.
„Wieso willst du das der Blacks? Weil da mehr drin ist, was nicht mehr der Fall sein wird, wenn wir den Besitz gleichmäßig aufteilen. Denkst du, du bist unserem Vater ähnlicher als ich? In dem Fall habe ich eine Neuigkeit für dich: Wir wissen nicht, wem wir ähneln, weil wir unsere Familie nicht kennen!" Allmählich wurde ich wirklich sauer. Was sollte dieser Zirkus?
Arcturus seufzte.
„Okay, lass uns das entscheiden, wenn wir hingefunden haben, einverstanden?"
Ich funkelte ihn noch einmal an, wusste aber, dass er meine Zustimmung spüren konnte.
Wir gingen noch ein kurzes Stück schweigend, als ich sagte:
„Wir müssen so langsam auf die Läden achten. Hier irgendwo müsste der „Tropfende Kessel" sein."
„Ja, ich weiß. Aber auf meiner Straßenseite war er bisher noch nicht", antwortete mein Bruder.
Plötzlich fiel mir etwas ein, was dazu führte, dass ich mitten im Weg stehen blieb.
"Turi, ich habe die Liste vergessen! Du weißt schon, wo drauf steht, was wir alles kaufen müssen!"
Arcturus verkniff sich ein Lächeln.
"Ja, du hast sie wirklich vergessen. Aber nicht erst heute, sondern bereits vor zwei Tagen in meinem Zimmer. Ich bin überrascht, dass es dir jetzt schon einfällt."
Mit diesen Worten griff er sich in die Tasche, holte die Liste heraus und gab sie mir mit den Worten:
"Nur nicht verlieren."
Dankbar nahm ich sie in Empfang. Eigentlich hätte ich es wissen müssen.
"Ich kann nichts versprechen."
Nun musste auch ich lächeln. Manche Dinge würden sich also nie ändern, egal ob magisch oder nicht.
Doch zum Glück vergaß ich nicht, wonach wir suchten, sonst hätte ich dem kleinen Pub keinen zweiten Blick geschenkt. Doch da mir auffiel, dass ihn alle irgendwie übersahen, unterzog ich ihn einer eingehenden Inspektion. Mir fiel das Schild auf und ich packte Arcturus am Arm.
„Da drüben ist er! Es stimmt anscheinend wirklich!"
Arcturus folgte meinem Blick und fragte:
„Du hattest wirklich noch Zweifel? Dumbledore allein hätte ich wahrscheinlich auch nicht geglaubt, aber der Brief unserer Mutter hat mich überzeugt."
„Naja, es ist etwas anderes Briefe zu lesen und Reden zu hören, als zu sehen, das wirklich all die Menschen nicht diesen einen Pub sehen können", erwiderte ich, ohne den Blick abzuwenden. Ich hatte Angst, dass der "Tropfende Kessel" sonst verschwand. Ich wollte gerade über die Straße gehen, als Arcturus mich festhielt.
„Nicht so schnell. Sonst fallen wir auf."
Diese fadenscheinige Ausrede veranlasste mich zum grinsen. Keiner beachtete zwei elfjährige in der Ferienzeit. Er hatte Angst. Angst, allein in einem Raum voller fremder Menschen zu sein. Bei Zauberern musste diese Angst ja um ein zehnfaches höher sein.
Also drosselte ich mein Tempo etwas und als wir vor der Tür standen blickte ich ihn noch einmal an.
„Bereit?"
„Bereit", antwortete er.
Also stieß ich die Tür auf und trat in den Schankraum.
DU LIEST GERADE
Der Weg von Melania Black
FanfictionMelania und ihr Bruder Arcturus erfahren, dass sie nach Hogwarts gehen können. Dort ändert sich ihr Leben und ihre Beziehung zueinander vollkommen. ABGESCHLOSSEN Fortsetzungen: "Melania Black - Schatten der Vergangenheit" "Melania Black - Bande der...