6. Kapitel

238 8 0
                                    

... und da steht er mit einem Anzug. Im ersten Moment sagen wir nichts und lächeln uns nur an, doch dann sagt er leicht stotternd:„Hi Caro, du siehst wunderschön aus." Ich schmelze dahin, fasse mich dann wieder und erwidere immer noch lächelnd:„Hi, du siehst auch nicht schlecht aus." Dann lächeln wir wieder nur. Nach einer Weile bringt er mich zu seinem Wagen. Das Auto sieht nicht besonders toll aus, aber es ist sehr gemütlich. Er hält vor einem Restaurant, welches einen guten Eindruck macht, denn es sieht modern aus und ist anscheinend gut besucht. Wir setzen uns an einen Tisch, indessen Mitte eine Kerze brennt. Jetzt kommt wieder die Frage, ob das hier ein Date ist, in mir auf. Ich hoffe sogar schon ein bisschen, dass es eins ist. Dann bring ein Kellner uns die Karten und wir bestellen. Ich überlege weiter, ob das hier ein Date ist und bin ganz in Gedanken versunken. „Caro?" Anscheinend hat Thomas mich etwas gefragt. Entschuldigend antworte ich:„Sorry, wie bitte?" Lächelnd sagt er:„Ich habe dich gefragt, ob du schon weißt was du nach deinem Abitur machst." Ich bin etwas verwirrt über die Frage, aber wahrscheinlich will er einfach ein Thema anfangen. Noch etwas verwirrt antworte ich:„Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber vielleicht gehe ich studieren. Und du?" „Ich weiß noch nicht so genau. Ich möchte eigentlich hier in dieser Stadt bleiben." Dann bricht wieder Stille aus. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kommt der Kellner und bringt uns das Essen. Während wir essen, reden auch nicht viel, aber die Stille ist nicht so unangenehm, da wir eine Beschäftigung haben. Nach dem Essen verlassen wir das Restaurant und er fragt mich, ob ich ihm vertraue. Ich bin sehr verwirrt und so sehe ich anscheinend auch aus, denn er lacht. Ich stimme in einem fragenden Ton zu. Er nimmt meine Hand und zieht mich hinter ihm her. Seine Hand ist warm. Ich lächle durchgehend, ich freue mich einfach und ich weiß nicht mal wieso. Es könnte sein, dass er mich gerade entführt oder so. Nein, das kann nicht sein, da wir uns einfach so vertraut sind, auch wenn wir uns gar nicht richtig kennen. Plötzlich stoppt er und ich schaue mich das erste Mal richtig um. Während er mich hinter sich her gezogen hatte, hatte ich kaum auf die Umgebung geachtet, sondern hauptsächlich auf Thomas. Wir sind am einem kleinen See. Es ist schon fast dunkel und der Strand um den See ist verlassen. Wir setzen uns wortlos, aber beide lächelnd auf den Sand. Nach einer Weile wird mir kalt und ich bekomme Gänsehaut. Das bemerkt Thomas und legt mir vorsichtig seine Jacke um. Ich lege meinen Kopf auf Thomas Schulter. Alles ist schön und ich wünschte dieser Moment könnte ewig sein, doch plötzlich nimmt Thomas meine Hand und zieht mich vorsichtig, aber zügig hoch und sagt nervös:„Wir müssen gehen. Morgen ist Schule und wir müssen früh aufstehen." Ich verstehe nichts mehr, lasse mich aber wieder hinter ihm her mitziehen. Diesmal ohne Lächeln im Gesicht. Im letzten Moment bevor wir um eine Ecke verschwinden sehe ich noch zwei Männer auf der anderen Seite des Sees. Jetzt bin ich noch verwirrter. Er bringt uns zu seinem Auto und fährt mich nach Hause. Dort angekommen bringt er mich zur Tür und umarmt mich wieder lange. Danach schauen wir uns lange an, aber sagen nichts und es passiert nichts. Ich will ihn eigentlich fragen, wer diese Männer waren, aber es ist so als wäre mein Mund zugeschlossen. Schließlich verabschieden wir uns mit einem leisen „Tschüss", drehen uns um und ich betrete mein Haus. Ich gehe leise nach oben in mein Bett. Ich schlafe schlecht, denn ich kann nicht aufhören zu überlegen, was da los war. Vielleicht wollte er mich auch einfach loswerden und brauchte eine Ausrede. Am nächsten Morgen bin ich todmüde und passe in der Schule kaum auf. Auch Thomas sehe ich selten. Die nächsten Tage verlaufen ähnlich. An einigen Tagen fehlt Thomas ganz in der Schule. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich will nicht, dass das mit Thomas und mir vorbei ist. War da überhaupt was? Es gibt so viele Fragen, die nicht beantwortet sind und die ich Thomas nicht fragen kann, da ich ihn immer nur kurz sehe und er dann schon wieder verschwunden ist. Die Sache mit Dylan und Dolly ist ernst geworden. Sie treffen sich regelmäßig. Und Betty hat schon seit einem Jahr einen Freund. Ich fühle mich irgendwie ausgeschlossen, auch wenn Betty und Dolly viel Zeit mit mir verbringen. Nach einer Woche traue ich mich und schreibe Thomas an:
„Hi Thomas,
bitte melde dich. Ich fand unser Treffen letzte Woche schön. Ich weiß nicht, was am Ende passiert ist. Wollen wir uns nochmal treffen und darüber reden? Ich habe so viele Frage und ich bin einfach verzweifelt.
Lg Caro."
Wenn ich ehrlich bin rechne ich nicht mit einer Antwort. Mit einem schlechten Gefühl schlafe ich ein.

Es ist kompliziert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt