11. Kapitel

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Meine Mutter und mein Vater schauen mich an. Diesen einem Blick kann ich einfach nicht identifizieren. Ich bin etwas verunsichert, trete einen Schritt zurück und frage nochmal:„Wo ist Luke?" Meine Mutter setzt zum Reden an, öffnet den Mund, schließt aber wieder. Dann antwortet mein Vater unerwartet und setzt sich zurück an den Tisch:„Setz dich erstmal. Er liegt im Krankenhaus." Ich will gerade zum Reden ansetzen, als mein Vater weiterspricht:„Er liegt im Krankenhaus. Er ist auf einmal angefangen zu weinen. Das ist normal, ich weiß, aber er hat nicht mehr aufgehört und es war kein normales Weinen, eher ein qualvolles Schreien. Als wir es mit allem probiert hatten und er immer noch nicht aufhörte, sind wir zum Krankenhaus gefahren. Die Ärzte haben herausgefunden, dass es etwas mit seinem Bein zu tun hat. Es gibt zwei Möglichkeiten, die zutreffen könnten. Entweder es ist einfach gebrochen, wir wissen aber nicht wie das hätte passieren können oder-. Oder es ist eine seltenere Krankheit." Ich denke mein Vater ist endlich fertig mit den schlechten Nachrichten, als er noch leise und mit leicht zitternder Stimme hinzufügt:„Die zweite Möglichkeit ist nicht immer heilbar." Ich sage nichts, doch irgendwann fange ich an unsicher zu lachen. Ich warte darauf, dass gleich aus irgendeiner Ecke springt und meine Eltern anfangen zu lachen. Doch ihre Mienen bleiben ernst. Als ich die Gesichter meiner Eltern sah, als ich nach Hause kam, hatte ich mit allem gerechnet, doch auf so eine Situation war ich nicht vorbereitet. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir uns nur anstarren, fängt meine Mutter wieder an zu sprechen:„Er wird gerade untersucht. Dabei dürfen wir nicht bei ihm sein, deshalb wollten wir dir Bescheid sagen. Wir gehen jetzt wieder ins Krankenhaus, kommst du mit?" Ich bin etwas überrumpelt und antworte erstmal gar nicht. Mein Vater macht sich auf den Weg zur Tür und sagt:„Ich weiß es kommt überraschend. Bleib erstmal hier und verdaue das. Wir rufen dich an, wenn wir wieder nach Hause kommen." Ich bewege mich nicht, außer ein kleines Nicken. Meine Eltern verlassen den Raum und ich rufe selbst überrascht von mir hinterher:„Sagt ihm, dass ich ihn lieb hab und gute Besserung!" Darauf kommt keine Antwort, aber ich denke sie kommen meinem Wunsch nach. Ich stehe noch eine Weile da ohne mich zu bewegen. Ich bin echt überrumpelt, ich muss erstmal alles auf mich wirken lassen. Was bin ich für eine schlechte Schwester? Mein Bruder hat möglicherweise eine unheilbare Krankheit und ich besuche ihn nichtmal im Krankenhaus. Mein schlechtes Gewissen wächst immer mehr. Ich bekomme auch immer mehr Angst. Was passiert, wenn die Krankheit nicht heilbar ist? Hat er dann sein ganzes Leben ein Handicap oder kann es sogar... sogar tödlich enden? Eine Träne läuft meine Wange herunter. Aus einer Träne werden 2 und dann kann ich sie nicht mehr zählen. Ich laufe die Treppe hoch. Nein ich renne die Treppe hoch. Dann gehe ich in mein Zimmer setze mich auf mein Bett. Irgendwie muss ich an Thomas, der mein Leben verändert hat, denken und an Betty, die mich so verletzt hat und an Dolly, die immer zu mir gehalten hat. Aber hauptsächlich muss ich an Thomas denken. Wurde ich verarscht? Ich mochte Thomas. Ich mochte ihn vielleicht ein bisschen zu sehr. Und jetzt ist er einfach aus meinem Leben verschwunden. Ich überlege, ob ich ihn anrufen soll.
Und wieder sieht man, was für eine schlechte Schwester ich bin und wie egoistisch ich bin. Mein Bruder ist vielleicht gerade am sterben und ich denke nur an mich! Ich lege mich hin und versuche an nichts mehr zu denken, um mich nicht noch schlechter zu fühlen. Doch meine Gedanken wandern immer wieder zu Thomas. Ich hatte lang keine Zeit mehr über Thomas nachzudenken. Jetzt kommt alles wieder hoch. Ich schnappe mein Handy. Er kann mich jetzt nicht ignorieren! Ich drücke auf *Anrufen*. Die Mailbox geht ran. Na klar! Warum war ich überhaupt so zuversichtlich? Ich schmeiße mich zurück auf das Bett, denn offensichtlich bin ich aufgestanden. Als ich gerade wieder meinen Job als schlechte Schwester einnehmen und in Selbstmitleid versinken wollte klingelt mein Handy. Ich erwartete einen Anruf meiner Eltern, doch es ist Thomas. Ich bin überrascht und erwarte, dass er sich verwählt hat. Ich gehe ran:„Hallo?" Erst kommt nur eine sehr leise Antwort, die man kaum verstehen kann. Doch dann wiederholt er die Antwort deutlicher:„Ha-. Hallo. Ich weiß ich bin ein Arschloch. Ein richtiges Arschloch. Caro, wenn du mir jetzt endlich sagen willst, dass du mich nie wieder sehen willst, dann tue es und wenn du dir sicher bist, gehe dir ab jetzt aus dem Weg. Aber-. Aber ich will, dass du weißt, ich liebe dich. Ich weiß, dass wir uns noch nicht ewig kennen, aber du hast mein Leben verändert." Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll. Er ist so süß. Aber er hat mich schon einmal verletzt...
Vielleicht wird er mich noch einmal verletzen, aber vielleicht tut es ihm auch wirklich leid und er hat eine Begründung für alles. Ich bin mir so unsicher und frage deshalb:„Aber warum hast du dich nicht mehr gemeldet und bist einfach verschwunden?!"
Er zögert kurz bis er mir die Antwort gibt:„Ich wollte dich da nicht mit reinziehen und als ich mich dann von dir ferngehalten hatte, dachte ich du hast verstanden, das ich ein Arsch bin und willst mich nicht mehr sehen..." Jetzt bin ich verwirrt, den letzten Teil seiner Begründung übergehe ich einfach:„Wo wolltest du mich nicht mit reinziehen?" Wieder zögert er, aber gibt mir dann doch eine Antwort:„Ich kann es dir nicht sagen... Ich muss es dir zeigen... Komm zu mir. Ich sag dir die Adresse. Nein, warte ich hol dich ab." Ich bin leicht überrumpelt (schon wieder):„Ich...nein! Ich kann jetzt nicht. Morgen passt es mir besser... Du hast mich solange warten lassen, jetzt macht ein Tag auch nicht mehr aus!" Auf einmal wirkt er aufgeregt, wie ein kleines Kind und sagt:„Okay, dann bis morgen. Um diese Uhrzeit?!" Ohne auf die Uhr zu sehen bejahe ich die Frage und lege ohne vernünftige Verabschiedung auf. Ich schaue auf mein Handy und sehe zwei verpasste Anrufe. Und wieder werde ich angerufen. Es ist meine Mutter. Ich hatte Luke fast vergessen... Kein Wunder ich bin auch ja wie wir schon alle festgestellt haben, eine beschissene Schwester. Ich drücke auf annehmen und die nervöse Stimme meiner Mutter erklingt:„Papa kommt jetzt und holt dich ab und bleibe hier bei Luke. Es sei denn du willst zuhause bleiben!?" Ich muss nicht lange überlegen:„Bitte holt mich ab." Die Stimme meines Vaters sagt im Hintergrund:„Bis gleich." Und schon legt meine Mutter auf. Ich renne nach unten und ziehe meine Schuhe an. Die Zeit, bis mein Vater kommt, vergeht so langsam, dass ich schon dachte sie hätten mich vergessen. Dann kommt mein Vater rein und umarmt mich kurz, dann steigen wir ins Auto und fahren los.

Hallo ich weiß es kam lange kein Kapitel und das tut mir auch leid, aber ich werde ab jetzt keine regelmäßigen Kapitel mehr rausbringen, da es ja sowieso nie klappt und ich keine Lust habe mehr Kreativität in die Ausreden zu stecken, als in die Geschichte. Ich werde aber natürlich versuchen so oft es geht eins zu veröffentlichen.
Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen😂❤️😬
Bis zum nächsten Mal...😘❤️😂

Es ist kompliziert...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt