In der Winkelgasse
Ein gedämpftes Scheppern riss mich an diesem Morgen unsanft aus dem Schlaf. Ruckartig fuhr ich hoch und riss die Augen auf. Ich saß in Georges Bett im Zimmer der Zwillinge und es war zappenduster. Angespannt horchte ich in die Finsternis. Nichts war zu hören. Auch nicht der leise regelmäßige Atem der Zwillinge. Panisch schlug ich die Bettdecke beiseite und tastete nach meinem Zauberstab, den ich im Kissenbezug verstaut hatte. 'Die Mörderin ist hier!' war das erste, was mir durch den Kopf schoss. Erneut ein Scheppern. Es kam aus der Küche. Auf Zehenspitzen schlich ich zur Zimmertür (glücklicherweise kannte ich das mit Kartons vollgestapelte Zimmer mittlerweile so gut, dass ich es sogar im Dunkeln durchqueren konnte).
Mit gezücktem Zauberstab legte ich eine Hand auf die Türklinke und drückte sie so langsam und leise wie möglich herunter. Dann atmete ich ein letztes Mal tief durch, ehe ich die Tür einen Spalt breit öffnete - und sie sofort wieder zuzog, weil just in diesem Moment ein spärlich bekleideter Mr. Weasley die Treppe hinauf kam. - Mr. Weasley. Ich atmete zitternd ein und aus und wartete darauf, dass mein Herzschlag sich wieder beruhigen würde. Es war nur Mr. Weasley. Keine Mörderin, keine Gefahr. Aber wo waren dann Fred und George?
Verwirrt trat ich ein paar Schritte nach hinten, wobei ich mit einem der Kartonstapel zusammenstieß. Er schwankte gefährlich und ich hielt den Atem an ... Glück gehabt. Etwas vorsichtiger schlich ich nun zurück zu meinem Bett - und stolperte. Glücklicherweise war bei meinem überstürzten Aufstehen eben die Bettdecke auf den Boden gefallen und ich landete weich. Ein Stück Pergament segelte durch die Luft und landete auf meinem Arm. Erstaunt hob ich es hoch und entfaltete es. Ich legte meinen Zauberstab auf das Papier, flüsterte Lumos und beugte mich noch ein wenig tiefer, um Georges krackelige Schrift zu entziffern.„Hey Adriana. Wenn du das hier liest, muss es noch ziemlich früh sein oder bei unserem kleinen Ausflug ist etwas gehörig schief gegangen. Ich hoffe ersteres. Wir haben uns heute Abend spontan dafür entschieden, die Harry-vor-den-Muggeln-retten-Aktion zu starrten. Es ist bewölkt und Mum hat heute noch so lange aufgeräumt, dass sie morgen bestimmt länger schläft als sonst. Wir werden uns gleich Dads Wagen schnappen und in dieses Muggel-Dorf-Kleinstädtchen da fliegen.
Wir sehen uns morgen früh, Gred und Forge.“
Ich hob den Kopf und starrte noch einmal zur Tür. Hoffentlich würde Mr Weasley das Fehlen seines Wagens nicht bemerken …
„P.s. Dad schaut morgens nie nach dem Wagen. Er disappariert direkt aus der Küche.“
Dann wäre das auch geklärt. Langsam ging ich zum Fenster und öffnete es. Es musste wirklich noch verdammt früh sein. Eine Uhr hatte ich nicht zur Hand, doch der wolkenverhangene Himmel war so finster … Bis zum Morgengrauen waren es sicher noch ein, zwei Stunden.
Fred, George, Ron und ich hatten von Anfang an abgemacht, dass ich nicht zu ihrer Harry-vor-den-Muggeln-retten-Aktion mitmachen würde. Das Risiko, dass die Mörderin sich das zu Nutze machen könnte, wäre zu groß gewesen. Also hatte ich die Aufgabe, Mrs Weasley vom Zimmer der Jungen fernzuhalten, falls etwas schief ging und sie später kamen, als geplant. Ein ziemlich langweiliges Unterfangen, zumindest für mich. Offen gesagt, hatte ich nur zähneknirschend zugestimmt.
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Schwarz wie die Nacht: Misstrauen (Harry Potter Fanfiction)
RandomFür Adriana und ihre Freunde beginnt ein neues Schuljahr, während außerhalb der Schule die Morde an Halbwesen weitergeht. Wie soll das Ministerium eine Hexe fassen, die scheinbar jede Sicherheitsvorkehrung überwinden kann? Wie viele Unschuldige müss...