Beschehrung

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Beschehrung

Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war es draußen noch ganz dunkel. Vorsichtig drehte ich mich im Bett herum und warf einen Blick auf Dora, die in einem Bett auf der anderen Seite des Zimmers schlief. Es sah nicht so aus, als würde sie bald aufwachen …

Ich legte mich auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen, doch es gelang mir nicht. Wäre ich doch nur gestern später ins Bett gegangen. Stattdessen fühlte ich mich hellwach und war so aufmerksam wie lange nicht mehr. Ich schaute aus dem Fenster und lauschte auf das stille Haus um mich herum. Draußen musste es schneien. Mehr konnte ich der dunklen Nacht vor dem Fenster nicht ausmachen. Ob es in Hogwarts wohl auch so verschneit war? Letztes Jahr zumindest war es so gewesen. Hoffentlich ging es allen gut. Lillia, Hermine … aber man hätte es gehört, wenn etwas passiert wäre, oder? Jemand hätte Bescheid gesagt …

Irgendwo unter mir knarrte es und ich erstarrte. Sicherlich hatte ich mir das nur eingebildet … nein, da war es schon wieder. Mit angehaltenem Atem saß ich da und horchte auf die leisen knarrenden Schritte. Ja, ganz deutlich.

Zitternd schlug ich die Decke beiseite und zog meinen Zauberstab unter dem Kissen hervor. Da unten war jemand.

„Dora?“ Ich ließ meine Zauberstabspitze aufleuchten und schlich zu ihrem Bett hinüber. Doch sie drehte sich nur im Schlaf murrend auf die andere Seite und änderte ihre Haarfarbe von blond zu grün. Ich wollte sie gerade wecken, als mir ein anderer Gedanke kam. Was, wenn da unten einfach nur Ted oder Andromeda waren? Wenn ich so früh wach war, dann konnte einer der beiden es doch genauso gut sein, oder? Plötzlich kam ich mir ziemlich paranoid vor. Am besten jetzt noch Dora alarmieren, damit sie mit gezücktem Zauberstab die Küche stürmt, nur weil Andromeda vielleicht schon einmal das Frühstück vorbereiten wollte. Tolle Vorstellung.

Rasch zog ich mich zu meinem Bett zurück und schloss die Augen. Da, ich konnte die Schritte deutlich hören. Ich sollte einfach mal runter gehen und Guten Morgen sagen. Entschlossen streckte ich meine Finger nach der Türklinke aus … Sie zitterten. 'Dummer Angsthase', schalt ich mich selbst, doch immer noch konnten meine Finger die Tür nicht öffnen. Die Schritte unten – wahrscheinlich im Wohnzimmer – hielten kurz inne. 'Und du willst eine Gryffindor sein!' Entschlossen schob ich die Tür auf, just in dem Moment, in dem die Schritte unten wieder erklangen.

Meine weichen Knie ignorierend schlich ich die Treppenstufen hinab. Die Schritte waren noch immer deutlich zu hören. Ich atmete tief durch und schlüpfte ins anliegende Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum verbreitete ein warmes Licht, was untermalt von leisen Schritten im anliegenden Zimmer aber eher gespenstisch wirkte. 'Es ist bestimmt nur Ted', redete ich mir fieberhaft ein, während ich mich am Baum entlangdrückte.

„WUMM!“

Noch nie hatte ich Weihnachtsgeschenke so verflucht wie in diesem Moment. Ich hielt den Atem an und stützte mich auf die Unterarme. Wer auch immer drüben in der Küche war, hatte mich garantiert gehört. Die Schritte waren verstummt und es war mucksmäuschenstill. So still, dass ich aus dem Schlafzimmer von Doras Eltern deutlich das laute Schnarchen von Ted und den regelmäßigen Atem von Andromeda hören konnte. Die gute Nachricht war: Ich hatte sie nicht geweckt. Die schlechte Nachricht: Wer auch immer da drüben war, gehörte definitiv nicht in dieses Haus!

Panik stieg in mir auf und ich stieß beim hastigen Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, beinahe den Weihnachtsbaum um. Es klirrte und mit einem Regen aus Glitzerstaub signalisierten die Glasfeen in den obersten Zweigen nun wieder wach waren. Sie hatten die Nacht wohl hinter ihrer Barrikade aus farbwechselnden Kugeln verbracht. Apropos Kugeln, diese blinkten nun auch panisch und weckten die grimmigen Bären, die sich sogleich auf einen Feldzug um den Baum begaben.

Schwarz wie die Nacht: Misstrauen (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt