I - Ausgangssituation

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Der Mond strahlt hell. Kugelrund schaut er vom tiefschwarzen Nachthimmel auf mich herab. Der Wald liegt dunkel vor mir. Ich nähere mich ihm mit raschen Schritten, nur nicht den Mut verlieren.

Mein Keuchen zerreißt die Stille, durchbricht die Nacht und verschwindet in der Dunkelheit, die sich weit vor mir erstreckt. Sanft tanzen kleine Lichtflecken auf dem Gras. Doch bald schon lässt eine große Wolke auch das letzte bisschen Licht verschwinden. Ich starre auf meine Füße, die nun kaum mehr zu erkennen sind. Ich muss weiter. Immer weiter. Ich schließe meine Hand fest um das kleine Fläschchen mit der grün schimmernden Flüssigkeit. Weiter, immer weiter.

Ein Uhu ruft, ein Wolf heult. Die Schatten zwischen den Bäumen wachsen, gewinnen an Tiefe und Finsternis.

"Ich bin auf dem Weg, Margarethe!" Die Worte verlassen leise meinen Mund und entschwinden rasch in die Dunkelheit. "Halte durch!"

Meine Beine sind schwer, mein Kopf müde, meine Augen scheinen erblindet. Drei Tage und Nächte bin ich bereits unterwegs. Die Gesundheit meiner Frau hängt an ein paar Tropfen des Gebräus, das ich umklammert halte. Ich halte mir das Fläschchen nah vor das Gesicht. Doch das Grün erscheint inzwischen genauso dunkel wie die Nacht selbst. Es zu verlieren wäre fatal. Ein neues Fläschchen kann ich mir nicht leisten. Die letzten Goldmünzen und unser Esel, ein treues Tier mit klugen Augen, musste ich dafür hergeben. Mehr bleibt mir nicht. Ich habe nur Margarethe und unsere kleine Hütte im Wald, die mir Frieden und Geborgenheit schenkt.

Weiter, immer weiter. Für Margarethe, meine geliebte Margarethe.

Auf dem Bett liegend und leise murmelnd erwartet sie mich gewiss schon. Ihre Zeit ist knapp, schrecklich knapp.

Oh, Margarethe.

Vorsichtig lasse ich das Fläschchen in meine Hosentasche gleiten. Nur noch ein paar Schritte, dann habe ich den Waldrand erreicht.

Weiter, immer weiter.

Ein dunkles Brummen erklingt. Tief und durchdringend. Ich halte die Luft an. Das war kein menschlicher Laut und auch nicht der Ruf eines Tieres, das ich kennen würde. Doch ich wusste von Kreaturen in diesem Wald, denen man nicht begegnen wollte.

Die Nacht war schon immer dunkel. Und doch schien es, als wäre sie es heute ganz besonders.

Ruckartig ließ ich die Luft aus meiner Lunge entweichen. Erneut durchdrang mich der schaurige Klang, der mich zu warnen schien.

Vielleicht sollte ich meine müden Beine nicht länger zwingen, mich aufrecht zu halten. Vielleicht würde mir eine Pause gut tun. Ich könnte mich oben auf der Wiese in einer Kuhle zusammen rollen und die Nacht schlafend verbringen. Gleich im Morgengrauen, noch während die ersten Sonnenstrahlen die Nacht vertreiben und die Welt erwachen lassen, würde ich mich auf den Weg machen.

Ich blicke in den Nachthimmel. Einzelne Sterne lachen zu mir herunter, andere weinen ihrem Untergang entgegen.

Margarethe, mein Stern.

„Ich werde kommen."

__________

Wie entscheidest du dich? Wähle klug.

a) "Ich komme, Margarethe!" Mit schweren Schritten betrete ich den Wald, dessen Dunkelheit mich sogleich verschluckt.

[Schreite tapfer in den Wald in Kapitel II.1]

b) "Morgen erst, Margarethe, noch bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat, werde ich bei dir sein. Doch nun sind meine Beine ebenso schwer wie mein Herz es ist. Halte durch."

[Suche dir einen Schlafplatz in Kapitel II.2]

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