III.1 - Gold

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"Das Gold - ich könnte meiner Frau so viel Geschmeide kaufen, schöne Kleider oder Medizin und frisches Fleisch. Das Gold wird mein Glück sein." Langsam strecke ich meine Hand danach aus. Meine Hand berührt eine Münze, die im Mondlicht schimmert. Das Kind hinter mir schreit herzzerreißend. Ich drehe mich um, die Münze noch immer zwischen den Fingern.

Ich sehe den kleinen Kopf, die zarte Nase, den sanften Mund, die klaren Augen - doch es ist zu spät. Das Kind geht in Flammen auf.

Hellrotes Feuer frisst sich durch Leinentücher und Haut, verwandelt Knochen in Asche und verschlingt den Säugling.

Ich rühre mich nicht.

Erst als ein schauriges Lachen ertönt, kann ich mich aus meiner Starre losreißen. Angstvoll drehe ich mich mehrmals um meine eigene Achse, kann aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Nur dunkler Wald so weit das Auge reicht. Mein Blick vermag es nicht, die Dunkelheit zu durchdringen, die Schatten bleiben im Schatten verborgen.

Ich sehe auf die Münze in meiner Hand. Sie ist schwarz. Kohlrabenschwarz. Meine Finger krümmen sich, färben sich grau und werden brüchig. Sie zerbröseln im Licht des Mondes. Ich schreie und lasse die Münze fallen.

Die Lichtung ist leer. Kein Kind mehr, kein Sack mit Gold. Einzig die Münze liegt noch vor meinen Füßen. Sie dreht sich im Staub. Dreck bedeckt meine nackten Füße. Ich muss weiter, immer weiter.

Wie ein Blitzschlag trifft es mich - Margarethe.

Ich habe hier viel zu lang verweilt, sie erwartet mich doch schon. Leise flüstert ihre Stimme mir Worte zu. Lauf, mein Liebster, lauf!

Der Mond blickt noch immer auf mich hinunter, er scheint besorgt. Er schließt die Augen und verschwindet langsam hinter einer Wolke. Vielleicht will er nicht sehen, was noch folgt.

Sekunden später steigt mir übler Gestank in die Nase, die Schwärze der Münze hat sich ausgebreitet. Schweiß rinnt mir über die Stirn. Es ist schrecklich heiß. Feuer schließt mich ein. Der Wald brennt.

Oh, Margarethe, was habe ich nur getan?

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Nun, Fremder, das Feuer ist mächtiger als du. Der Wald wird dich verschlingen. Beginne von vorn und entscheide dich neu.

MondglanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt