V.1 - retten

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Doch sein Licht darf nicht erlöschen. Dieser Stern darf noch nicht untergehen.

Oh, Margarethe. Das arme Kind.

Blut bedeckt meine Hände, tropft ins regennasse Gras. Die Tautropfen am Morgen werden nicht glasklar, sondern dunkelrot sein. 

Der Mond sieht uns zu. Mitleidig verzieht er das Gesicht. Der Himmel weint, wäscht das Kind sauber.
Ich reiße mir ein Stück Leinenstoff meines Hemdes ab und versuche so gut es geht, die Wunden zu verbinden. Ich lausche in die Stille. Neben dem sanften Regen höre ich das leise Atmen des Kindes, es gleicht nur noch einem Seufzen. Ich schließe die Augen und versinke darin, gehe in der Dunkelheit unter und lasse mich in die Watte sinken, die mich zu umgeben scheint. 

Ein Wolf heult. 

Ich schrecke auf. Alles ist still. 

Mein Blick erreicht das Kind vor mir im Gras. Der kleine Brustkorb bewegt sich nicht mehr. Vollkommen ruhig schimmert der leblose, verstümmelte Körper im Mondlicht. 

Die Trauer schnürt mir die Kehle zu, packt mich fest und lässt mich nicht mehr los. Ich werde mit ihr in unendliche Weiten gezogen. Angst kriecht mir leise durch die Knochen, ich wimmere. 

Und als ich den heißen Atem in meinem Nacken spüre, ist es bereits zu spät.

Ein Biss, ein Schrei.

Und die Schatten der Nacht sind erwacht.

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Ich trauere mit dir, mein Freund. Deine Geschichte ist hier leider zu Ende. Doch nimm meine Hand, ich führe deine Seele aus der Dunkelheit heraus.

MondglanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt