Erkennen

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Es ist bereits zwei Monate her, seit Dad mich abgeholt hat. Wir waren in den zwei Tagen danach die meiste Zeit unterwegs. Zuerst fuhren wir in einen Freizeitpark, haben Eis gegessen und wirklich viel gelacht. Es war wirklich schön dort, und ich hoffe, dass wir diesen Tag irgendwann wiederholen können. Danach habe ich mir noch zwei neue Kleider gekauft, weil ich in dem Jahr echt gewachsen bin. Am zweiten Tag sind wir dann losgefahren, da ich ja rechtzeitig wieder in der Schule sein sollte und wollte. Trotzdem hatten wir auch so noch Spaß.

In den darauffolgenden zwei Monaten habe ich mich wieder ordentlich in der Privatschule eingelebt. Immerhin durfte auch Kyla wie versprochen auf diese wechseln. Jetzt sind wir schon zu viert. Mike, Mia, Kyla und ich. Zusammen in der Bibliothek lernen macht mich glücklicher als je zuvor.

Und Mike? Er hat mich unglaublich überrascht, als ich zurück war. Stundenlang saßen wir im Garten und haben uns unterhalten. Ich glaube, Mike war es, der mich immer wieder ermutigt hat, weiter zu machen, weiter zu leben. Eine nette Person sagte einst, man könne nur dann voranschreiten, wenn man sein Ziel vor Augen hat. Um mein Ziel zu erreichen muss ich noch viel mehr lernen und herausfinden wer ich bin.

Im Moment stehe ich vor Kylas Tür und klopfe dagegen. Als sie mich hereinruft betrete ich den Raum. Wir umarmen und kurz und setzen uns an ihren Schreibtisch um zu lernen. Seit meine Alpträume nur noch sehr selten auftreten, kann ich mich wieder wie zuvor auf den Unterricht konzentrieren. Ich nehme meine Hausaufgaben vor, versinke jedoch sofort in meiner eigenen kleinen Traumwelt. Seit langem spiele ich bereits mit den Gedanken, mich bei meiner verbliebenen Familie also bei Josephine und Tante Cornelia zu melden, um ihnen zu sagen, dass es mir gut geht. Ich habe mit Jonah bereits darüber geredet, doch auch er war der Meinung, dass es erstmal besser ist, wenn noch niemand von mir weiß. Immerhin hat Dad es nicht grundlos verheimlicht wer ich war und bin.

Nun richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Aufgabe die ich gerade löse. Problemlos löse ich sie und blättere die Seite meines Hefters um. Kyla springt auf und geht zu ihrem Regal, wo sie ein Päckchen raus nimmt und es mir dann reicht. >>Hier, das ist von Jonah, er hat es mir mitgegeben. Du darfst es allerdings erst morgen öffnen. << Ich lächle. >>Danke süße. Ich verspreche dir mit meiner nicht vorhandenen Ehre, dass ich nicht vor morgen reinschauen werde. << Sie grinst nur und scheucht mich raus. >>Los geh schlafen. Es ist schon spät. Wir haben hier bereits fast zwei Stunden gesessen. << Ich lache leise. >>Jaja Mama ich geh ja schon<<

Ich verabschiede mich von ihr und gehe leise die Gänge lang. Es ist bereits dunkel draußen. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass heute Nacht Vollmond ist. Als ich mein Zimmer betrete und die Tür hinter mir schließe stelle ich verwirrt fest, dass mein Fenster sperrangelweit offen steht. Hatte ich es nicht vorhin nur Angeklappt ? Komisch. Es ist bereits zu spät, als mich ein starker Schlag auf den Hinterkopf zu Boden zwingt. Vor meinen Augen dreht es sich wie ein Kreisel. Trotzdem quäle ich mich wieder auf die Beine und drehe mich zum Angreifer. Die Person trägt einen Mantel, jedoch kann ich durch das Mondlicht ein fieses Grinsen erkennen. Das schmale Gesicht wird von rotbraunen Haaren umrahmt. >>Ya..ra ? Du lebst?<< Sie lacht boshaft. >>Ja, und ich werde mich bei dir rächen... Dafür dass du mich verraten und einfach ein neues Leben begonnen hast. << Ich sehe sie geschockt an. >>Ich habe dich nicht verraten. Wie kommst du da drauf?<< Ihr grinsen verzieht sich zu einer wütenden Fratze. >>Tu doch nicht so unschuldig du Miststück. Du hast nicht mal nach mir gesucht. << Ich senke meinen Kopf.

>>Es.. tut mir leid.. Ich habe bei dem Überfall damals alle meine Erinnerungen verloren. Erst vor circa einem Jahr.. kehrten sie.. zurück... << Alles schwankt und ich sinke an der Wand zusammen. Geschockt sieht sie mich an. >>Das.. kann nicht sein. Du hast mich meinem Schicksal überlassen.. << Es fällt mir immer schwerer die Augen offen zu halten. >>Der Mann, der mich töten... wollte.. er.. sagte du wärst schon.. << Eine warme Flüssigkeit läuft von meinem Kopf über meinen Rücken. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. >>Wenigstens.. konnte ich dich noch einmal... sehen.<< Der Blutverlust macht sich jetzt grad rasend schnell bemerkbar. Alles verschwimmt. Ich höre noch wie meine kleine Schwester erschrocken meinen Namen ruft. Dann kippt auch mein Oberkörper zur Seite.

Schrecken der ErinnerunngWo Geschichten leben. Entdecke jetzt